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SCHACH-SPHINX/07260: Analogien des Lebens (SB)


Mitunter hat es den Anschein, als ließe sich das Verhalten der Menschen ebenso berechnen wie die Züge einer Schachpartie. Es gibt Knotenpunkte des Interesses, dann wieder Verläufe entlang einer Front abweichender Motivlagen, Opfer werden gebracht, um Ziele anzusteuern, man sucht nach einem taktischen Vorteil, täuscht, verwirrt, beschwört Komplikationen herauf. Auch das Prinzip des Mattsetzens fehlt nicht. Man ahnt das Umschlichenwerden und trifft Vorkehrungen. Hinter jedem Spiel steckt ein Ernst, man muß kein Psychologe sein, um das zu erkennen. Die Welt der menschlichen Absichten hat ein Zentrum, den Abtausch und Abgleich von Wertvorstellungen. Der eine nimmt die e6-d5- Bauernformation ein, dort reagiert der andere mit der Besetzung bestimmter Zentralfelder und plaziert einen Springer. Zwischen Wort und Tat klafft immer eine Sphäre der Verhandelbarkeit. Menschen spielen Schach nach ihrem sozialen Verhaltenskodex, nach ihren Konzepten von der maximalen Besitzanhäufung. Im heutigen Rätsel der Sphinx leitete Weiß den Schlußakkord ein. Seine Transaktionen hatten ihm eine gewonnene Stellung beschert. Doch er war nicht bescheiden, er griff nach dem Alles. Ein Umweg hätte nun 1.Tf7xb7 bedeutet, da Schwarz in diesem Falle mit 1...Ta8-f8 noch Widerstand hätte leisten können, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/07260: Analogien des Lebens (SB)

Speelman - Cobb
Hove 1997

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die Unwucht suchte sich ihren Weg, fand die schwache Stelle und schlug eine vernichtende Bresche, und als verlottertes Gespenst schwebte das zerstörte 'Gleichgewicht' über den Fluten: 1.a2-a4! Lb5xa4 2.De3-a3 La4-b5 3.Tc5xb5! Dd6xa3 4.Tb5-b7+ und Schwarz verlor eine Figur und damit die Partie.


Erstveröffentlichung am 13. April 2007

4. Mai 2020


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