Was Turnierveranstalter mehr als eine Heuschreckenplage fürchten, ist der Ausbruch von ungehemmten Remisen. Was nützt es, namhafte Großmeister zu einem Wettkampf eingeladen und die Presse darüber großspurig zu unterrichten, wenn dann schnell die große Ernüchterung kommt und die Herren Meister, statt sich als hervorragende Taktiker hervorzutun, im Sinne einer Kalkulationsrechnung von einem Remis zum anderen schreiten. Dann wird nicht wölfisch auf dem Brett gekämpft, sondern sich mit Blick auf dem Tabellenstand aufs Lavieren verlegt. So gehen die Runden dahin und die Zuschauer schlafen vor Enttäuschung ein. Die teilnehmenden Großmeister messen das Risiko akribisch ab. Wer einen guten Platz im Klassement erreichen will, remisiert gegen starke Gegner nach wenigen routinemäßigen Zügen und holt sich die Punkte, wenn möglich, gegen schwächere Rivalen. In Biel 1983 fand der Veranstalter dagegen ein Mittel und lobte fünf lukrative Schönheitspreise aus. Natürlich wurde dann mit allem gekämpft, was zu Gebote stand, um die Extragelder einzustreichen. Die Remisquote sank rapide. Im heutigen Rätsel der Sphinx machte der englische Großmeister Tony Miles von dieser Neuregelung Gebrauch und schmetterte mit den weißen Steinen seinen Kontrahenten Stefan Kindermann in die sprichwörtliche Steinzeit zurück, Wanderer.
Miles - Kindermann
Biel 1983
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die Stacheln nützten dem Igel nichts, denn der englische Großmeister
John Nunn umging sie gekonnt: 1.f5xg6 Lf6-e7 2.Dh6xh7+! Tg7xh7
3.Tg7xh7+ Kh8-g8 4.g6xf7+ Kg8xh7 5.f7xe8D und Schwarz gab auf, da er
nach 5...Dd8xe8 6.Se4-f6+ mit einem Turm weniger verblieben wäre.
Erstveröffentlichung am 24. April 2007
15. Mai 2020
Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang