SCHACH-SPHINX/07279: Brautkleid jeder Unschuld (SB)

Ein unschuldiger Blick mag artig sein und den Kreis der Keuschheit um sich ziehen, aber als Weltflüchtling hilft ihm diese Betrachtung einer gefahrvollen Situation wenig. Hinter der ahnungslosen Maske entlädt sich der Schrecken der Ernüchterung wie ein zerstörerischer Blitzschlag, und von der Tragweite der Umstände überrollt, muß er sich in die Niederlage, dem Brautkleid jeder Unschuld, fügen. Auf der Moskauer Meisterschaft von 1979 wurde Popow das Opfer sträflichster Unbedachtheit. Sein Kontrahent Rjumin hatte mit den schwarzen Steinen Zug um Zug geballte Drohungen gegen den weißen König aufgeworfen. Daß Popow in einer würgenden Mattgefahr schwebte, entzog sich seinem verblendetem Auge, bis es für nötige Vorkehrungen zu spät war. Also, Wanderer, blicke tiefer hinein ins heutige Rätsel der Sphinx, um aufzudecken, was Popow Verhängnis war.

Popow - Rjumin
Moskau 1979

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Ahnungslos wie Sigurjonsson war, sah er zu spät, wie Timman mit seinem Turm die Bauerngarde vor dem weißen König aufriß. Nach 23...Tb4xb2! 24.Kc1xb2 Dc6-b7+ 25.Kb2-c1 f7-f5! streckte er die Waffen. Die weiße Dame kann, ohne daß ihr eigener König zugrunde geht, nicht entfliehen, denn auf 26.Dg4-h3 folgt, die vernichtende Kraft des Läufers auf g7 weckend, 26...Sd4-e2+ nebst 27...Db7-b2#

Erstveröffentlichung am 2. Mai 2007

23. Mai 2020

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