Auch ein falscher Gedanke kann logisch sein, die zwischenmenschlichen Welten sind ein gutes Beispiel dafür. So begab es sich, dass der argentische Meister Najdorf bei der Schacholympiade in Nizza 1974 plötzlich Durst verspürte und sich vom Brett erhob, um sich eine Tasse Tee zu holen. Hier und da schwatzte er noch mit Kollegen, ehe er sich, ohne es zu merken, an einem falschen Tisch niedersetzte. Najdorf war verblüfft, als er den unbekannten Spieler ihm gegenüber ins Gesicht schaute, doch dann hatte er sich schnell gefasst und sagte in väterlichem Ton: "Ich glaube, Sie haben sich in Ihrem Platz geirrt." Nun, im heutigen Rätsel der Sphinx bedarf es solcher subjektiven Verwirrungen nicht, denn als Bobozow in seiner Partie gegen Daskalow mit 23...Ld7-a4! den fehlerhaften Deckungszug 24.Td1-d2? seines Gegners regelrecht heraufbeschworen hatte, wusste er, wie er die Partie zu Ende zu bringen hatte, Wanderer.
Daskalow - Bobozow
Sofia 1965
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Den ersten Teil der Kombination fand Reshevsky leicht und bequem.
Abfolgen wie diese kommen häufig vor: 1.Lc2xh7+! Kg8xh7 2.De2-h5+
Kh7-g8 3.Sh4-g6 Tf7-f8, doch für die eigentliche Pointe musste man
schon ein Wunderknabe sein. Denn nach 4.Tc1-c6! gab Grigoriew sofort
auf. Die Genialität des weißen Turmzuges bestand darin, die schwarze
Dame von der Deckung des Bauern e5 fortzutreiben. Da 4...Dd6xd5 wegen
5.Sg6xe7+ hoffnungslos blieb, und 4...Dd6-d7 wegen 5.Dh5-h8+ Kg8-f7
6.Sg6xe5+ Kf7-e8 7.Dh8-h5+ die Dame gekostet hätte, kam die
Kapitulation nicht zu früh.
10. April 2007
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