Wer macht sich schon groß Gedanken, wenn er rochiert und dabei eine lange Kulturgeschichte aus den Augen läßt. Tatsächlich haben die Europäer die Rochade erst erfunden. Im alten Arabien kannte man den Doppelschritt mit König und Turm nicht. Und auch in der Frühzeit des europäischen Schachs hätte man die Augenbrauen dabei hochgezogen. Undenkbar, zwei Züge auf einmal zu machen! Streit und Ärger wären vorprogrammiert gewesen. Im Zuge der Schachreform, als Dame und Läufer ihre neue Wirkungsweise erhielten, war es unterdessen fast schon nötig geworden, den König aus der Schusslinie der gegnerischen Figuren zu nehmen. Zudem beschleunigte die Rochade auch die Einbindung des Eckturms ins Spiel. Zwar gab es einige Steine aus dem Weg zu räumen, bis die heute gültige Form der Rochade sich durchsetzen konnte, aber inzwischen denkt keiner mehr am Brett nach, wenn er rochiert, was für Hürden gemeistert werden mussten. Im heutigen Rätsel der Sphinx hätte sich Iwanow in seiner Partie gegen Dimitrow mehr Zeit zum Nachdenken nehmen sollen. In seiner Übereilung ließ er es mittels 1.Td8-d6 Tf8-f6 2.Td6-d8+ Tf6-f8 3.Td8-d6 zu einem Remis durch Zugwiederholung kommen. Dabei war ihm der Siegeszug so nahe, Wanderer.
Iwanow - Dimitrow
Sofia 1957
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Aspström witterte seine Chance und nutzte sie. Nach 1.Kh1-g1 spielte der junge Schwede zunächst 1...Dh4-f4, um seinen g-Bauern ziehen zu können, um nach 2.De2-c4 g5-g4 3.Dc4-c8+ Kh8-h7 4.Dc8-g8+ Kh7-h6 5.h3xg4 mit 5...Tf3-g3+! das Remis per Dauerschach gegen Flohr zu behaupten.
30. Oktober 2023
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