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SCHULE/381: Frühwarnsysteme in der Lehrerbildung (idw)


Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd - 29.10.2013

Frühwarnsysteme in der Lehrerbildung



Die Wahl eines Lehramtsstudiums geht nicht selten auf den Wunsch zurück, ein bestimmtes Unterrichtsfach vertiefend zu studieren. Leider reichen fachwissenschaftliche Kompetenzen alleine nicht aus. Von Lehrkräften wird heute ein ganzes Bündel von Kompetenzen erwartet und die Anforderungen im Lehrerberuf werden meist unterschätzt. Das belegen Forschungen zur Lehrergesundheit, nach denen bereits ein Viertel der Lehramtsstudierenden mit gesundheitlich bedenklichen Belastungsmustern in den Beruf starten. Hier stellt sich die Frage, ob sie die späteren dienstunfähigen und frühpensionierten Lehrkräfte sind. Spätestens jetzt wird klar, ökonomische und gesundheitliche Gründe machen ein Frühwarnsystem in der Lehrerbildung dringend erforderlich.

Dr. Mirelle Schied, abgeordnete Lehrerin in der Abteilung Grundschulpädagogik an der Pädagogischen Hochschule in Schwäbisch Gmünd, entwickelte im Rahmen ihrer Promotion ein Modell für die Lehrerausbildung, in dem vorrangig die schulpraktischen Ausbildungsphasen und damit die Praktika an den Schulen als Frühwarnsystem innerhalb der Lehrerausbildung agieren. In ihrer Dissertation analysierte Schied zunächst die Inhalte und Strukturen der bisherigen Ausbildung. Auf der Basis der identifizierten Schwachstellen generierte sie ein Ausbildungsmodell, in dem sowohl eine intensive fachliche Ausbildung zukünftiger Lehrkräfte als auch deren optimale Berufsorientierung bzw. Berufseignung in den Mittelpunkt des Lehramtsstudiums gerückt werden: das Gmünder Modell der Lehrerausbildung.

Die Konzeptionalisierung der Lehrerbildung nach dem Gmünder Modell zeichnet sich vor allem durch eine Intensivierung der Praxisphasen während des Lehramtsstudiums aus. Im neu generierten Modell wurden alle bislang isolierten Einzelpraktika zu zwei großen Praxisphasen zusammengefasst, dem Orientierungspraktikum nach dem 1. Semester und dem Praxissemester im 4. oder 5. Semester. Zielführend waren hierbei die Intensivierung der Erfahrungen an den Schulen, die sich sowohl in langen zusammenhängenden Erfahrungen beim Unterrichten als auch durch die Teilnahme an zahlreichen außerunterrichtlichen Aufgaben niederschlagen. In der Summe sollte ein möglichst frühzeitiges und realistisches Erleben der gesamten Aufgaben im Lehrerberuf gewährleistet werden.

Schied evaluierte den Modellversuch über quer- und längsschnittlich angelegte Untersuchungen, die einen Vergleich des Gmünder Modells mit der bisherigen schulpraktischen Ausbildung erlauben. Die Auswertung ergab eine positive Bilanz für die Entwicklungen der Studierenden im Gmünder Modell der Lehrerausbildung. Aufgrund der Evaluationsergebnisse und der hohen Akzeptanz bei den Studierenden und Ausbildern flossen wesentliche Elemente des Gmünder Modells in die neue Studienordnung (2011) für das Lehramt an Grundschulen und Sekundarschulen in Baden-Württemberg ein.

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd, Dr. Bert von Staden, 29.10.2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Oktober 2013