Europa-Universität Flensburg - 23.03.2015
"Deutsch als Zweitsprache und Mehrsprachigkeit in Ausbildung und Unterricht"
Mit welcher Einstellung stellen sich zukünftige Lehrerinnen und Lehrer einer Schülerschaft, die zunehmend mehrsprachig und multikulturell zusammengesetzt ist? Dieser Frage widmet sich das interdisziplinär angelegte Projekt "Deutsch als Zweitsprache und Mehrsprachigkeit im Unterricht" an der Europa-Universität Flensburg. Bei einer Tagung vom 20.-21. März 2015 in Flensburg diskutierten projektinterne und -externe Referentinnen und Referenten Forschungsergebnisse und forschungsmethodische Fragen.
"Einstellungen beeinflussen Handlungen. Deshalb ist davon auszugehen, dass
Lehrerinnen und Lehrer dieser Aufgabe nur dann positiv entsprechen, wenn
sie die heterogene Zusammensetzung als eine Ressource begreifen, die sie
für den Unterricht positiv nutzen können", erklärt Julia Ricart Brede. Die
Flensburger Professorin für "Deutsch als Fremd- und Zweitsprache" führt
seit 2011 gemeinsam mit Diana Maak eine bundesländer- und
grenzübergreifende Fragebogenstudie durch, deren Ziel die Untersuchung
folgender Fragen ist: Über welche Einstellungen verfügen angehende
Lehrerinnen und Lehrer zu den Themen Deutsch als Zweitsprache und
Mehrsprachigkeit? Welche Rückschlüsse lassen die Untersuchungsergebnisse
auf die Lehramtsausbildung zu? Und welche didaktischen Konzepte zur
Stärkung von Mehrsprachigkeit stehen für den Unterricht bereit?
"Es zeigt sich, dass es Lehramtsstudierenden teilweise schwer fällt, die lebensweltliche und migrationsbedingte Mehrsprachigkeit und kulturelle Vielfalt der Schülerschaft anzuerkennen und als Chance zu verstehen", benennt Julia Ricart Brede erste Ergebnisse der Studie. "Wir haben Hinweise, dass immerhin noch etwa ein Drittel der Befragten Schule als originär einsprachig ansieht. Dabei haben wir Unterschiede in den Fächern festgestellt: Die Grundüberzeugung, dass die Einsprachigkeit einer Gesellschaft oder eines Menschen normal sei, herrscht in den naturwissenschaftlichen Disziplinen stärker vor als in den sprachaffinen Fächern".
Die Einführung von Sensibilisierungsmodulen für alle Lehramtsstudierenden wie sie derzeit in Flensburg und andernorts stattfindet, sei daher ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, so Ricart Brede.
Projektleiterin Diana Maak nennt noch ein weiteres Ergebnis der Fragebogenstudie "Deutsch als Zweitsprache und Mehrsprachigkeit im Unterricht": "Eventuell könnte das Rollenbild von Lehrenden als 'Allwissende' eine Ursache für Vorbehalte gegen die Nutzung von Mehrsprachigkeit im Klassenzimmer sein. Wenn Lehramtsstudierende der Überzeugung sind, dass nur das im Unterricht behandelt werden kann, was sie selbst kennen und können und vorbereitet haben - und solche Einstellungsausprägungen können in den ersten Analysen aufgezeigt werden - dann ist es schwierig, Mehrsprachigkeit in seiner Vielfalt einzubeziehen. Denn alle Sprachen der Welt oder alle Sprachen, die Lehrerkräften in der Schulwirklichkeit begegnen, kann selbstverständlich keine Lehrkraft beherrschen."
Bei der Tagung des Projekts vom 20.-21. März 2015 in Flensburg diskutierten projektinterne und -externe Referentinnen und Referenten Forschungsergebnisse, aber auch forschungsmethodische Fragen. Dies wurde ergänzt durch Vorträge zum praktischen Umgang mit Mehrsprachigkeit im (Schul-)Alltag, z.B. von der Auftaktrednerin Prof. Dr. Ingelore Oomen-Welke, der Urheberin des didaktischen Konzepts "Kultur der Mehrsprachigkeit". Das von Oomen-Welke für einen interkulturellen Unterricht entwickelte Materialpaket "Sprachenfächer" wurde bereits 2008 mit dem Europäischen Sprachensigel ausgezeichnet.
Die Tagungsergebnisse werden von Diana Maak und Julia Ricart Brede in einem Band beim Waxmann-Verlag herausgeben werden.
Weitere Informationen unter:
http://www4.uni-flensburg.de/daf-daz
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution134
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Europa-Universität Flensburg, Kathrin Fischer, 23.03.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 25. März 2015
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