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MELDUNG/315: Kongress "Migration und Rassismus" - Politisch Verantwortliche in der Pflicht (NGfP)


Neue Gesellschaft für Psychologie (NGfP) - 7. März 2016

Politisch Verantwortliche in der Pflicht/ NGfP-Kongress verabschiedet Stellungnahme


Stellungnahme der Teilnehmer_innen des Kongresses der Neuen Gesellschaft für Psychologie (NGfP) "Migration und Rassismus" vom 3. bis 6. März 2016 in Berlin zur psychosozialen Situation von Geflüchteten


Das Schicksal der vielen Menschen, die nach Europa kommen, weil sie zur Flucht aus ihrer Heimat gezwungen sind, bewegt uns und große Teile der deutschen Bevölkerung sehr. Die Schutz suchenden fliehen vor Hunger, Unterdrückung und Krieg und auf der Suche nach einem menschenwürdigen Leben. Viele sind tief traumatisiert. Auf dem oft langen Fluchtweg haben sie Not und Todesangst durchlitten, und sie erleben häufig erneute Traumatisierung in Deutschland. Sie benötigen einen sicheren Ort und Unterstützung durch Wohnung, Arbeit, medizinische und psychologische Versorgung. Stattdessen erwartet sie meist ein auf Jahre unsicherer Aufenthaltsstatus, mit Angst vor Abschiebung und ohne Möglichkeiten, das eigene Leben selbst zu gestalten. Vielerorts sind sie mit rassistischer Gewalt konfrontiert.

Die Kongressteilnehmer_innen sehen keine Anstrengungen der politisch Verantwortlichen, die Fluchtursachen tatsächlich zu beseitigen. Denn dies hieße für Nato und EU im Nahen Osten und Afrika wirtschaftliche und politische Einflussnahme, kriegerische Interventionen und Waffenlieferungen zu beenden. Stattdessen beobachten wir große Anstrengungen, kriegstraumatisierte Menschen von Deutschland fernzuhalten: Schließung der Grenzen, Verschärfung der Kriterien und Verfahren für die Gewährung von Asyl. Für das Abfangen von Flüchtenden vor der europäischen Außengrenze verspricht die Bundesregierung der Türkei EU-Milliarden.

Die Psycholog_innen und Psychotherapeut_innen unter uns sehen sich nicht nur in der Pflicht, Traumatisierte zu behandeln. Gemeinsam mit allen anderen Teilnehmer_innen des Kongresses fordern sie die politisch Verantwortlichen in der Regierung auf, Geflüchteten ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen, Schutzsuchende aufzunehmen und friedlich an der Beseitigung der globalen Fluchtursachen zu arbeiten.

Berlin, März 2016


Die NGfP
Die Neue Gesellschaft für Psychologie e.V. ist ein Zusammenschluss von WissenschaftlerInnen und PraktikerInnen aus der Psychologie und deren Nachbarprofessionen. Ihr gemeinsames Ziel ist die methoden- und gesellschaftskritische Auseinandersetzung mit psychologischen Themen. Zu diesem Zweck bemüht sich die NGfP um eine fächerübergreifende Zusammenarbeit sowie um die Überwindung der Spaltung von Wissenschaft und Praxis.

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Quelle:
Neue Gesellschaft für Psychologie (NGfP)
Pariser Str. 56, 10719 Berlin
E-Mail: orga2016-PR@ngfp.de
Internet: http://www.ngfp.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. März 2016

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