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MELDUNG/529: Tag der älteren Generation - Sexuelle Diversität wahrnehmen (idw)


Pädagogische Hochschule Karlsruhe - 29.03.2019

Tag der älteren Generation: Sexuelle Diversität wahrnehmen


"Um Diskriminierungen entgegenzuwirken, müssen wir auch in der Pflege, in der Sozialen Arbeit oder in der Gerontologie für die Bedürfnisse, Lebenswelten und Erfahrungen von Nicht-Heterosexuellen sensibilisieren", sagt Prof. Dr. Mechthild Kiegelmann, Pädagogische Hochschule Karlsruhe.

Auf die Belange älterer Menschen machen gleich zwei Jahrestage aufmerksam: Der internationale Tag der älteren Generation am 1. Oktober und der deutschlandweite Tag der älteren Generation am ersten Mittwoch im April. Häufig geht es dann um Themen wie Gesundheit oder Pflegenotstand. "Aber Altsein ist keine Krankheit", sagt Prof. Dr. Mechthild Kiegelmann, Professorin für Sozialpsychologie und Sozialpädagogik an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe: "Ältere Menschen sind mündige Bürgerinnen und Bürger, die ein Recht haben auf Teilhabe und Chancengleichheit." Und auch ein Recht, in ihrer sexuellen Diversität wahrgenommen zu werden.

Thema LSBTIQ* bedeutsam für die Arbeit mir älteren Menschen

"Um Diskriminierungen aktiv entgegenzuwirken, müssen wir auch in der Pflege, in der Sozialen Arbeit oder in der Gerontologie für die Bedürfnisse, Lebenswelten und Erfahrungen von Nicht-Heterosexuellen sensibilisieren", sagt Kiegelmann. Etwa für den 75-jährigen Homosexuellen, der in einer Zeit aufgewachsen ist, als Homosexualität noch strafbar war, der seit 15 Jahren in einem Pflegeheim lebt und dessen letzter Lebenspartner schon lange tot ist. Er hat ein großes Bedürfnis nach sozialer Teilhabe und Kulturangeboten, käme aber nie auf die Idee, einen homosexuellen Besuchsdienst zu kontaktieren. "Leider werden solche biografischen Umstände im durch Zeitmangel und auf körperliche Gesundheit ausgerichteten Pflegealltag nur selten sichtbar, sind aber bedeutsam für die Arbeit mit älteren lesbischen, schwulen, bisexuellen, transsexuellen, intersexuellen oder queeren (LSBTIQ*) Menschen", so die Wissenschaftlerin.

Deshalb hat Prof. Dr. Kiegelmann Intersektionalität, Antidiskriminierung und die Sichtbarkeit von LSBTIQ*-Menschen im Alter auch zu Inhalten des Masterstudiengangs Geragogik gemacht, den das Zentrum für Wissenschaftliche Weiterbildung (ZWW) der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe seit dem Wintersemester 2014/2015 anbietet. Er ist der erste weiterbildende Masterstudiengang für Geragogik in Deutschland und wurde 2018 mit dem dritten Platz des baden-württembergischen Landesweiterbildungspreises ausgezeichnet. Das Angebot umfasst vier Semester und qualifiziert für die Bildungsarbeit mit älteren Menschen.

Neues Weiterbildungszertifikat "LSBTIQ*-Beratung"

Zum Wintersemester 2019/2020 bietet das ZWW außerdem das neue Weiterbildungszertifikat "LSBTIQ*-Beratung" an, das Prof. Dr. Kiegelmann in Kooperation mit dem "Verband für lesbische, schwule, bisexuelle, trans*, intersexuelle und queere Menschen in der Psychologie" initiiert hat. Vermittelt werden Kompetenzen in Psychotherapie und Beratung für die Arbeit mit Menschen aus LSBTIQ*-Communities. Darüber hinaus arbeitet Kiegelmann zusammen mit der Erziehungswissenschaftlerin Tamara-Louise Zeyen (Marburg), dem Gerontologen Dr. Ralf Lottmann (Guildford/UK) sowie der Soziologin und Gesundheitswissenschaftlerin Prof. Dr. Regina Brunnett (Ludwigshafen) an einem Lehrbuch zum Thema "LSBTIQ* und Alter(n)", das nächstes Jahr erscheint.


Weitere Infos zum Angebot des ZWW auf
https://zww.ph-karlsruhe.de/

Über die Pädagogische Hochschule Karlsruhe
Als bildungswissenschaftliche Hochschule mit Promotions- und Habilitationsrecht forscht und lehrt die Pädagogische Hochschule Karlsruhe zu schulischen und außerschulischen Bildungsprozessen. Ihr unverwechselbares Profil prägen der Fokus auf MINT, mehrsprachliche Bildung und Heterogenität sowie eine aktive Lehr-Lern-Kultur. Das Studienangebot umfasst Lehramtsstudiengänge für Grundschule und Sekundarstufe I, Bachelor- und Masterstudiengänge für andere Bildungsfelder sowie professionelle Weiterbildungsangebote. Rund 180 in der Wissenschaft Tätige betreuen rund 3.600 Studierende.

Weitere Infos:
http://www.ph-karlsruhe.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution330

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Pädagogische Hochschule Karlsruhe, 29.03.2019
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. April 2019

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