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VERKEHR/061: Smartphone größte Ablenkung auf der Autobahn (idw)


Technische Universität Braunschweig - 13.09.2016

Smartphone größte Ablenkung auf der Autobahn

Handy-Tippen häufigste Nebentätigkeit vor Essen und Trinken


Das Tippen auf dem Mobiltelefon ist die häufigste Ablenkung auf der Autobahn. Fast jeder Siebte ist während der Fahrt auf der Autobahn abgelenkt, jeder Zehnte bedient sein Smartphone. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie eines Forschungsteams um den Verkehrspsychologen Professor Mark Vollrath. Beobachtet wurden über 2.000 Autofahrer auf der A 2. Ergebnisse einer weiteren Studie der Verkehrspsychologen und -psychologinnen der Technischen Universität Braunschweig zeigen für den Stadtverkehr allerdings einen leichten Rückgang auf. Bereits im Jahr 2015 hatten sie rund 12.000 Autofahrer in verschiedenen deutschen Städten beobachtet.

"Wir beobachteten häufig, dass der Blick erstaunlich lange weg von der Straße, hin zum Smartphone geht. Viele haben es nicht nur zum Telefonieren in der Hand, sondern auch um Apps zu bedienen. Das Ergebnis ist ein 'Blindflug' von fünfzig bis hundert Metern bei hoher Geschwindigkeit", erklärt Mark Vollrath, Professor für Ingenieur- und Verkehrspsychologie an der Technischen Universität Braunschweig.

Ablenkung auf der Autobahn A 2

Gerade bei den häufig langen und monotonen Fahrten auf der Autobahn ist die Versuchung offensichtlich groß, sich ablenken zu lassen. Das Smartphone spielt dabei eine zentrale Rolle, so das Ergebnis einer Studie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vom Lehrstuhl für Ingenieur- und Verkehrspsychologie der TU Braunschweig. Insgesamt stellten sie auf der Autobahn mehr Tätigkeiten fest, die neben dem Fahren ausgeführt wurden. 14,6 Prozent der Fahrer waren entsprechend abgelenkt. Fast 10 Prozent der Fahrer beschäftigen sich dabei mit ihrem Handy, nicht nur zum Telefonieren, sondern auch um Apps zu bedienen. Mit 5,8 Prozent liegt das Handy-Tippen an der Spitze der Nebenbeschäftigungen beim Fahren auf der Autobahn. Zwischen Februar und März 2016 wurden auf der A 2 zwischen Hannover und Helmstedt über 2.000 Autofahrerinnen und Autofahrer für die Studie beobachtet. Die Beobachtungen erfolgten aus einem fahrenden Auto, die Beobachterin wurde gefahren.

Positiver Trend beim städtischen Verkehr

Im Stadtverkehr bleibt das Smartphone ein großes Problem, so die Ergebnisse einer weiteren Studie der Verkehrspsychologen und -psychologinnen der TU Braunschweig. Auch hier werde nicht nur telefoniert, sondern Apps auf dem Smartphone bedient, gelesen und gechattet. Insgesamt zeichnet sich jedoch ein positiver Trend ab, erklärt Prof. Vollrath: "Wir finden einen Rückgang des Tippens auf dem Handy im Vergleich zum letzten Jahr. Hoffen wir, dass sich dieser Trend fortsetzt!" Beobachtet wurden im März 2016 knapp 3.000 Autofahrerinnen und Autofahrer im Braunschweig. Dabei standen Ablenkung durch Tippen auf dem Handy, Telefonieren mit dem Handy am Ohr sowie Ablenkung durch Essen, Trinken und Rauchen im Mittelpunkt der Beobachtung. Bereits im Jahr 2015 führte ein Forschungsteam um Prof. Mark Vollrath und Dr. Anja Katharina Huemer Beobachtungen von 12.000 Autofahrerinnen und Autofahrern in Berlin, Braunschweig und Hannover durch. Um zu beurteilen, ob es sich bei dem positiven Trend tatsächlich um einen anhaltenden Effekt handelt, sind weitere Beobachtungen geplant.


Ingenieur- und Verkehrspsychologie an der TU Braunschweig

Der Lehrstuhl Ingenieur- und Verkehrspsychologie am Institut für Psychologie der TU Braunschweig beschäftigt sich unter der Leitung von Prof. Mark Vollrath mit Themen der Verkehrssicherheit, Ablenkung, Müdigkeit, Alkohol und Drogen im Verkehr, Fahrerassistenzsysteme, Informationssysteme. Prof. Mark Vollrath ist Mitglied des Niedersächsischen Forschungszentrums Fahrzeugtechnik (NFF) der TU Braunschweig sowie Vorsitzender der Fachgruppe Verkehrspsychologie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie e.V.


Weitere Informationen

Publikation "Do German drivers use their smartphones safely? - Not really!" in der Fachzeitschrift "Accident Analysis & Prevention" von Prof. Mark Vollrath und Dr. Anja Katharina Huemer.

Presseinformation "Neue Studien zu Handy am Steuer: doppelt so viele Sünder auf Autobahnen wie im Stadtverkehr" des Norddeutschen Rundfunks vom 13. September 2016.

Presseinformation "Neue Studie sieht alarmierende Unfallgefahr durch Smartphone-Nutzung am Steuer" des Norddeutschen Rundfunks vom 11. April 2016.

Presseinformation "Ablenkung am Steuer: Größte Gefahr geht von Textnachrichten aus" der TU Braunschweig vom 26. Januar 2015.

Kampagne "Kopf hoch. Das Handy kann warten" des Radioprogramms "N-JOY" des Norddeutschen Rundfunks.


Weitere Informationen unter:
http://blogs.tu-braunschweig.de/presseinformationen/?p=10716
http://dx.doi.org/10.1016/j.aap.2016.06.003
http://www.presseportal.de/pm/6561/3427994
http://www.presseportal.de/pm/6561/3297442
http://blogs.tu-braunschweig.de/presseinformationen/?p=7929
http://www.n-joy.de/leben/Kopf-hoch-Handy-kann-warten,kopfhoch100.html

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution179

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Technische Universität Braunschweig, Stephan Nachtigall, 13.09.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. September 2016

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