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BERICHT/018: Quo vadis Sozialarbeit? - Anspruch, Widerspruch und Praxis (SB)


Brückenschlag zwischen Wissenschaftsdisziplin und Profession

Impulsreferat von Mechthild Seithe auf dem Bundeskongress Soziale Arbeit 2012


Beim Vortrag - Foto: © 2012 by Schattenblick

Prof. Dr. Mechthild Seithe
Foto: © 2012 by Schattenblick

Wird der Sozialstaat als Sachwalter reibungsloser kapitalistischer Verwertung obsolet, da diese an die Grenzen ihres Wachstums stößt, verkehrt sich sein Versprechen, eine gewisse Grundsicherung zu garantieren, ins Gegenteil: Wer immer der krisenhaften Verwerfung zum Opfer fällt, unterliegt der utilitaristischen Bezichtigung, sein Schicksal durch eigenes Fehlverhalten selbst herbeigeführt zu haben. Der Mensch wird auf das reduziert, was er im Grunde immer war: Ein Schuldner in unentrinnbarer Knechtschaft, der seine Freiheit durch welche Anstrengung auch immer unmöglich erkaufen kann.

Wo die Wucht der herrschenden gesellschaftlichen Verhältnisse das Streben des Menschen, ein Leben in Würde und Wohlergehen zu führen, alltäglich zunichte macht, droht emanzipatorische Wissensbildung an der Vergeblichkeit ihrer Umsetzung zu scheitern. Daß eine Theorie der Sozialen Arbeit, die sich die Widerständigkeit gegen die unausweichlich anmutenden Zwangslagen existentieller Bedürftigkeit auf ihre Fahne geschrieben hat, in den Mühlen berufsständischer Praxis bis zur Unkenntlichkeit zermahlen wird, ist die leidvolle Erfahrung all jener, die nicht in Bescheidenheit und Duldsamkeit ihr Heil gefunden zu haben glauben.

Vorausgesetzt, die fortschreitende Formierung des Wissenschaftsbetriebs habe die letzten Bastionen kritischen Geistes noch nicht restlos geschleift, stellt sich für die schrumpfende Schar nicht mundtot zu machender Repräsentanten aus Forschung und Lehre die drängende Frage eines doppelten Brückenschlags: Studierenden zu vermitteln, daß sich ihre künftige Berufsausübung nicht notwendig in einem Zwangskorsett sozialtechnologischer Verwaltung der Misere erschöpfen muß. Und zugleich Praktizierenden Sozialer Arbeit in welchem konkreten Tätigkeitsbereich auch immer Werkzeuge an die Hand zu geben, den Kampf um die Bedingungen der eigenen Lohnarbeit nicht in Widerspruch zu jenem für die Interessen der in ihre Obhut gegebenen Menschen treten zu lassen.

Die Diplom-Sozialarbeiterin und Diplom-Psychologin Prof. Dr. Mechthild Seithe, die von 1993 bis zu ihrer Emeritierung im Jahre 2011 als Professorin für Sozialpädagogik an der FH Jena tätig war, hat ihre langjährige Berufserfahrung in unterschiedlichen Feldern Sozialer Arbeit in den Dienst eines solchen Brückenschlags zwischen Theorie und Praxis gestellt. Ihr Blog "Zukunftswerkstatt" versteht sich als Reflexionsplattform für aktuelle Entwicklungen in der Sozialen Arbeit, und das von ihr mitinitiierte "Unabhängige Forum kritische Soziale Arbeit" zeugt ebenso von einem ausgeprägten Interesse, die Vereinzelung und Spaltbarkeit zu überwinden wie die von ihr organisierte Tagung "aufstehen - widersprechen - einmischen", die im Juli 2011 in Berlin stattfand.

Im Jahr zuvor war ihr "Schwarzbuch Soziale Arbeit" [1] erschienen, mit dem sie eine schonungslose Analyse des damaligen Zustands Sozialer Arbeit vorlegte. Darin schloß sie mit einer gelungenen Mischung aus persönlichen Erfahrungen, Praxisbeispielen und theoretischen Analysen eine Lücke, die in der Sparte der sogenannten kritischen Literatur seit geraumer Zeit geklafft hatte. Die Autorin zeichnete nicht nur das düstere Bild verheerender Zustände, sondern versah diese eindrückliche Beschreibung mit gut verständlichen Analysen und zeigte überdies konkrete Handlungsoptionen auf. Als Leitfaden einer in Theorie und Praxis zu erstreitenden Widerständigkeit ist das Schwarzbuch in seiner Stoßrichtung nach wie vor aktuell, was um so mehr gilt, als sich die darin angeprangerten Übel inzwischen nur noch zugespitzt haben.

Auf dem 8. Bundeskongress Soziale Arbeit, der vom 13. bis 15. September 2012 in Hamburg stattfand, hielt Mechthild Seithe am Eröffnungstag das dritte und abschließende Impulsreferat. Nachdem Christoph Butterwegge (Universität Köln) über "Armut als Herausforderung für den Wohltätigkeitsstaat" [2] gesprochen und sich Michael Winkler (Universität Jena) dem Thema "Dringende Erinnerung an ihr emanzipatorisches Potential" [3] gewidmet hatte, hielt Mechthild Seithe ein Plädoyer für die "Repolitisierung und sozialpolitische Einmischung Sozialer Arbeit".

Sie fasse das Leitmotiv des Bundeskongresses keineswegs als Zurschaustellung von Erfolgsgeschichten, sondern im Gegenteil als rückhaltlose Überprüfung vermeintlicher Erfolge auf, legte Seithe umgehend einen kritischen Kurs an. Die Frage verfolgend, wie Soziale Arbeit beschaffen sein müßte, trieb sie im Zuge ihres Referats analytische Erkenntnisse immer wieder der Nagelprobe einer Umsetzung in der Praxis zu. Werte und Maßstäbe, welche die Gesellschaft in der Vergangenheit als Sozialstaat vorgehalten habe, würden längst so weitreichend in Frage gestellt, daß das Selbstverständnis der Sozialen Arbeit grundsätzlich zur Debatte stehe. Mit ihrer Ethik, ihrem Menschenbild und ihrem Selbstverständnis als parteiliche Berufsausübung wie auch ihrer dauerhaften Verquickung mit den Problemlagen, die das kapitalistische Gesellschaftssystem immer wieder hervorbringt, sei Soziale Arbeit ihrem Wesen nach eine hochpolitische Profession.

Es stelle sich daher die drängende Frage, auf welche Weise eine Soziale Arbeit, die ihr kritisches Selbstverständnis aufrechterhält, politische Wirkung in diesem Sinne entfalten und widerständiges Verhalten als Wissenschaftsdisziplin und Profession initiieren kann. Dieser Prozeß sollte sich, so die Referentin, auf drei Ebenen vollziehen. Zum ersten dürfe er sich in Forschung und Lehre nicht mit einer bloßen Analyse der Verhältnisse begnügen, sondern müsse vielmehr zu aktuellen Vorgängen im sozialen Bereich Stellung beziehen und sich direkt in die Politik einmischen. Der in diesem Zusammenhang oft erhobene Vorwurf, man dürfe nicht einem Aktionismus anheimfallen, sei ein Zeichen, daß die Wissenschaft noch einiges zu lernen habe.

Kritische Wissenschaft sollte sich mit der Praxis verbünden und sie konkret unterstützen. Die Praxis brauche die Theorien und Argumente einer so beschaffenen Wissenschaft gerade dann, wenn sie für ihre Position einzustehen trachte. Sie benötige diese Hilfe jedoch auf verständliche Weise, die es ihr erst erlaube, eine Verbindung zwischen der Theorie und ihren eigenen praktischen Erfahrungen herzustellen. Gelinge es nicht, diese Brücke zu schlagen, könne eine kritische Theorie in der Praxis nichts bewirken, warnte Seithe.

Als zweite Ebene der erforderlichen Politisierung nannte die Referentin die Praxis selbst. Dort herrsche keineswegs ein kritischer Geist vor, ja man begegne nicht selten Kolleginnen und Kollegen, die neoliberale und neokonservative Entwicklungen aus ganzem Herzen befürworteten. Indessen leide die Mehrzahl der in der Sozialen Arbeit Tätigen doch eher unter den miserablen Arbeitsbedingungen, zumal die eigenen Vorstellungen allzu häufig in Widerspruch zu dem stünden, was einem dabei abverlangt wird. Dennoch schweigt die Mehrheit und sieht keine Möglichkeit, sich zu wehren. Die neoliberale Vorstellung von Sozialer Arbeit sei längst in vielen Köpfen angekommen und verankert. Zudem hätten Sozialarbeitende weitgehend verlernt, sich als Profession mit gemeinsamen Interessen und Anliegen zu verstehen. Aufgeteilt in zahllose Arbeitsfelder werde man leichterdings gegeneinander ausgespielt. Zwar gebe es mehrere Fachverbände, übergreifende Berufsverbände und Gewerkschaften, doch zögen diese nicht immer am gleichen Strang.

Grundsätzlich sei es unglaublich schwer, in der alltäglichen Praxis Widerstand zu leisten und den herrschenden Vorstellungen etwas entgegenzusetzen. Es drohten Mobbing, Arbeitsplatzverlust und beständige Erfahrungen der Niederlage. Wer das nicht selbst erlebt habe, könne leicht fordern, werdet doch endlich politisch.

Dennoch gilt: Schaffen es die Praktikerinnen und Praktiker nicht, aus dem Jammertal der Agonie, des Rückzugs, der Resignation, der Angst und Angepaßtheit oder auch der Gleichgültigkeit herauszukommen, geht der Plan der neoliberalen Politik in der Sozialen Arbeit und in der Gesellschaft auf.

Als dritte Ebene der Politisierung nannte Seithe die Interessen der Studierenden, die im Konzept des Kongresses schlichtweg fehlten, jedoch von den Anwesenden angemahnt würden. Sie seien die Praktiker und Wissenschaftler von morgen und müßten sich in ihrem Studium mit der herrschenden Widerspruchslage auseinandersetzen. Es sei Aufgabe der Hochschulen, nicht nur Fachwissen beizubringen, sondern auch jene Verhältnisse offenzulegen, auf die man in der späteren Praxis stößt, und insbesondere eine Vorstellung von Sozialer Arbeit zu vermitteln, das sich nicht nahtlos in die herrschenden Verhältnisse einfügt.

Referentin am Rednerpult - Foto: © 2012 by Schattenblick

Praxisrelevantes Plädoyer gegen die Resignation
Foto: © 2012 by Schattenblick

Der lebhafte Beifall, den die Referentin an dieser Stelle erntete, ließ darauf schließen, daß sie mit ihrem Hinweis auf die im Programm nicht berücksichtigten Studierenden ins Schwarze getroffen hatte. In einem der Workshops wurde am folgenden Tag der wachsende Unmut zum Ausdruck gebracht, sich bei der Tagung in derselben passiven Rolle des Zuhörers einer Lehrveranstaltung wiederzufinden, wie sie grundsätzlich an der Ausbildung zu kritisieren sei. Ein ausgeprägtes Bedürfnis, auf dem Kongreß konkret umsetzbare Unterstützung zu erfahren, ließ sich zudem an der konzentrierten Aufmerksamkeit ablesen, mit der die Zuhörer dem Vortrag Mechthild Seithes folgten und ihr wiederholt spontan ausbrechenden Applaus spendeten.

Die angestrebte Politisierung, fuhr die Referentin fort, entfalte sich in der Außenwirkung als wachsende Initiative zur öffentlichen Artikulation der eigenen Interessen und zum offensiven Einmischen. Erforderlich sei beispielsweise eine Öffentlichkeitsarbeit, um die eigene Tätigkeit realistisch und im Kontext der herrschenden Verhältnisse darzustellen. Diese Öffentlichkeitsarbeit müsse sich drastisch von den Hochglanzbroschüren unterscheiden, die die Träger ins Land streuten, um den Glauben zu stärken, daß in der Sozialen Arbeit alles in Ordnung sei. Man solle sich nicht scheuen, Medien für dieses Anliegen in einem anderen als dem üblichen Sinn zu nutzen.

Dringend erforderlich sei zudem eine öffentliche Diskussion über Soziale Arbeit, die Lage des Sozialstaats und der Menschen in unserer Gesellschaft. Soziale Arbeit dürfe nicht länger schweigen und staunend der fortschreitenden Demontage des ehemaligen Sozialstaats und der eigenen Profession zusehen. Diese Diskussion sollte von der Profession und der Disziplin aktiv angestoßen und gemeinsam geführt werden, was mehr bedeute, als nur Stellung zu beziehen. Die Aufgabe bestehe vielmehr darin, diese Diskussion wieder auf die Tagesordnung zu setzen und Themen wie Armut, angefangen beim Gespräch in der Kantine bis hin zu Beiträgen in Zeitschriften oder im Fernsehen, ins Gespräch zu bringen. Das gelte auch für die Auseinandersetzung mit den Verantwortlichen in der Politik, denen man abverlangen müsse, zu sozialen Themen gehört zu werden und über die eigene Profession selbst bestimmen zu können. Wichtig sei nicht zuletzt die oft vernachlässigte Schnittstelle zwischen Politik und Profession, an der entsprechend den herrschenden Kräfteverhältnissen erstere mit ihrer Verwaltung und Bürokratie die Profession vereinnahmt und mit in ihr Boot holt, das sie als Boot der Sozialen Arbeit selbst ausgibt, so die Referentin. Es sei daher notwendig, Diskussionen und Auseinandersetzungen mit Trägern, Verbänden der Sozialen Arbeit, Sozialdezernenten, Wohlfahrtsverbänden, Jugendhilfeausschüssen und Sozialämtern zu führen.

Unbenommen seien natürlich auch die traditionellen politischen Aktionsformen wie Demonstrationen, Protestkundgebungen, Eingaben, Streiks und Mahnwachen. Eine Form der Einmischung sei indessen besonders hervorzuheben, nämlich das störrische Beharren auf fachlichen und ethischen Positionen genau da, wo Soziale Arbeit stattfindet, jedoch von den Bedingungen her unmöglich gemacht wird. Enge Zeitbudgets, erhöhter Arbeitsdruck und Ausweitung der zu bewältigenden Aufgaben, wie sie in der Praxis gang und gäbe sind, führten zumeist in hilflose Wut und Resignation. Politisch zu werden hieße in diesem zunächst ganz kleinen Bereich unmittelbarer Betroffenheit, eine Antwort einzufordern, wie es möglich sein soll, die gestellten Anforderungen unter diesen restriktiven Bedingungen zu erfüllen: "Machen Sie es mir vor, ich kann es nicht!" Dem Eindruck bei den Behörden und Trägern, daß es ja doch irgendwie geht und sich die Profession aufzuopfern habe, müsse eine Form unmittelbaren Widerstands entgegengesetzt werden, wie sie nur in der Sozialen Arbeit Tätige leisten könnten:

Gerade weil das so schwer ist, braucht die Praxis die Unterstützung und Solidarität all der anderen Gruppen in der Profession und Disziplin. Erforderlich sind also viele aktive und mutige Menschen: Seien wir ehrlich - können wir alle politisch handeln? Haben wir den Mut, nehmen wir uns die Zeit? An dieser Stelle muß noch sehr viel passieren!

Damit war die Referentin bei den inneren Bedingungen der Politisierung angelangt. Auch die Sozialarbeitenden müßten Lernprozesse durchlaufen, um zu politischem Handeln zu gelangen. Es gehe dabei um das Bewußtsein der Möglichkeiten, eigenständigen Aufgaben und notwendigen Rahmenbedingungen professioneller Sozialer Arbeit: "Ich muß wissen, was ich kann und was ich brauche - dann kann ich es auch fordern." Wolle man politische Diskussionen führen, müsse man imstande sein, sich selbst zu hinterfragen, wie auch über die fachlichen Argumente für die eigene Position verfügen. Erkenntnis allein reiche jedoch nicht aus, um politisch handeln zu können. Weitere Lernprozesse im Sinne der Motivation, Einstellung und Haltung seien erforderlich - es gehe um Mut und den Entschluß, sich zur Wehr zu setzen und Widerstand zu leisten. Man müsse sich dafür entscheiden, sich mit den Herrschenden und den Mitläufern argumentativ anzulegen. Man müsse sich davon verabschieden, in Ruhe und Frieden leben und arbeiten zu können. Bei jedem Blick in die Praxis sei sie zutiefst erschrocken und stelle fest, daß alle Beispiele aus dem Schwarzbuch von den heutigen Verhältnissen noch übertroffen werden, hob Mechthild Seithe hervor.

Eine Zukunftsvision: Würden sich Bewerberinnen und Bewerber unzumutbaren Arbeitsbedingungen konsequent verweigern und nicht erfüllbare Anforderungen zurückweisen, gäbe es auf Dauer andere Bedingungen. Wäre es gängige Praxis, daß die Träger in einer Gemeinde zusammenkommen, um die Konkurrenzsituation durch einvernehmliche Forderungen zu durchbrechen, würde die Macht dieses sozialen Pseudomarktes immer mehr wackeln. Müßte ein Träger damit rechnen, von kritischen Organisationen der Sozialen Arbeit öffentlich zur Rechenschaft gezogen zu werden, käme so etwas wie eine politische Kraft der Profession ins Spiel.

Wiederzuerlernen gelte es nicht zuletzt Solidarität: Gemeinsam sind wir stark! Mit solidarischem Handeln in der Praxis könne die Profession hinreichende Macht entwickeln, sich gegen all die neoliberalen Zumutungen erfolgreich zur Wehr zu setzen. Wenngleich Solidarität heute vermeintlich nicht mehr zeitgemäß sei, bestehe doch ein elementares Bedürfnis danach, an das man anknüpfen könne. Die Vernetzung und politische Organisierung Sozialarbeitender wäre ein guter Weg, doch nicht der einzige, der zu einem politischem Handeln führt. In jüngerer Zeit seien immer wieder Gruppen entstanden, die sich zur Aufgabe gemacht haben, sich politisch einzumischen. In regionalen Zusammenschlüssen wie dem Bremer Bündnis haben Menschen zusammengefunden, die im weitesten Sinn mit Sozialer Arbeit zu tun haben und sich gegen die aktuellen Entwicklungen politisch zur Wehr setzen wollen. Der Arbeitskreis kritische Sozialarbeit hat in vielen Städten neue Gruppen hinzubekommen, es gibt das bundesweite Bündnis für Kinder- und Jugendhilfe für Professionalität und Parteilichkeit und ein weiteres Beispiel wäre das Unabhängige Forum kritische Soziale Arbeit in Berlin, das bundesweit Einmischungsstrategien unterstützt.

Banner des Bündnisses Kinder- und Jugendhilfe - Foto: © 2012 by Schattenblick

Du kämpfst nicht allein ...
Foto: © 2012 by Schattenblick

Ob es gelingt, politische Wirkung zu entfalten, sei nicht nur eine Frage fundierter Analysen und aufrüttelnder Appelle, sondern insbesondere eine des gemeinsamen Handelns:

Auf dem Bundeskongreß kann man erleben, wie viele wir sind, wie stark wir sein könnten, wie viele Vernetzungen, Gruppierungen, Aktionen und politische Foren es schon gibt. Geht nicht nach Hause und sagt, schön wär's, aber in meiner beruflichen Wirklichkeit ist alles ganz anders. Findet euch nicht damit ab und sucht euch Bundesgenossen, die ebenfalls anfangen möchten, die Profession Soziale Arbeit wieder auf die fachlichen und ethischen Füße zu stellen. Im Wissen, daß Soziale Arbeit ohnehin immer politisch ist, sollten wir uns entschließen, es auch bewußt zu sein und unser politisches und fachliches Wissen mutig und in solidarischer Gemeinsamkeit in widerständige und selbstbewußte Taten umzusetzen.

Mit den drei Impulsreferaten hatten Christoph Butterwegge, Michael Winkler und Mechthild Seithe einen thematischen Bogen für den Bundeskongress Soziale Arbeit gespannt, der die verheerenden sozialen Verhältnisse, die ihnen entgegenzusetzende emanzipatorische Streitbarkeit und die notwendige Repolitisierung zum Zweck widerständiger Einmischung ebenso facettenreich wie inhaltlich geschlossen verknüpfte. Daß diese fundierten Anregungen bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Tagung auf fruchtbaren fielen, machte der immer wieder anklingende Rückbezug auf die Vorträge in den Workshops und Plenumstreffen an den folgenden beiden Kongreßtagen deutlich.

Plakat Unabhängiges Forum kritische Soziale Arbeit - Foto: © 2012 by Schattenblick

Widerständiges Handeln mischt sich ein
Foto: © 2012 by Schattenblick


Fußnoten:

[1] Mechthild Seithe: Schwarzbuch soziale Arbeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften (Wiesbaden) 2010

[2] Siehe dazu:
BERICHT/014: Quo vadis Sozialarbeit? - Fürsorge und Menschenrecht (SB)
Der Angriff auf den Sozialstaat trifft auch den Berufsstand der Sozialen Arbeit
http://www.schattenblick.de/infopool/sozial/report/sorb0014.html

[3] Siehe dazu:
BERICHT/016: Quo vadis Sozialarbeit? - Verlierer, Profitierer (SB)
Emanzipatorisches Potential? Der Blick auf "das Soziale" macht blind
http://www.schattenblick.de/infopool/sozial/report/sorboo16.html



Bisherige Beiträge zum 8. Bundeskongreß "Soziale Arbeit" im Schattenblick unter
INFOPOOL → SOZIALWISSENSCHAFTEN → REPORT:

BERICHT/013: Quo vadis Sozialarbeit? - Anspruch, Profession und Fragen (SB)
BERICHT/014: Quo vadis Sozialarbeit? - Fürsorge und Menschenrecht (SB)
BERICHT/015: Quo vadis Sozialarbeit? - Adressat verzogen (SB)
BERICHT/016: Quo vadis Sozialarbeit? - Verlierer, Profitierer (SB)
BERICHT/017: Quo vadis Sozialarbeit? - Nach der Decke strecken ... (SB)
INTERVIEW/005: Quo vadis Sozialarbeit? - Sparen, kürzen und ersticken ... (SB)
INTERVIEW/006: Quo vadis Sozialarbeit? - Zeitgemäß human? (SB)
INTERVIEW/007: Quo vadis Sozialarbeit? - Ohne Netz mit doppeltem Boden (SB)
INTERVIEW/008: Quo vadis Sozialarbeit? - ... aber zusammen (SB)
INTERVIEW/009: Quo vadis Sozialarbeit? - Kontrollvorwände (SB)
INTERVIEW/010: Quo vadis Sozialarbeit? - ... aufs Erbe verlassen? (SB)
INTERVIEW/011: Quo vadis Sozialarbeit? - Der Abstand wächst (SB)

9. November 2012