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MELDUNG/026: Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert Erforschung von "Gewaltgemeinschaften" (idw)


Universität Kassel - 08.11.2012

DFG fördert Erforschung von "Gewaltgemeinschaften"



Die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützt die Forschergruppe "Gewaltgemeinschaften" mit Sprecherrolle in Kassel für weitere drei Jahre. Untersucht werden Regeln, Praktiken und Dynamiken von Gruppen, die sich durch Gewaltausübung definieren.

Welche Funktionslogik verbindet spätantike gotische Kriegerverbände mit modernen kriminellen Großstadt-Gangs? Das untersucht das Projekt, für das Historiker von fünf Universitäten bzw. Instituten zusammenarbeiten. "Wir können Politik und Gesellschaft durch unsere Erkenntnisse helfen, Gewalt und gewalttätige Gruppen zu verstehen", berichtet Dr. Winfried Speitkamp, Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Kassel und Sprecher der Gruppe. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat nun die zweite Phase dieses Projekts bewilligt. Für die Koordinierung stehen bis 2015 rund 200.000 Euro bereit, für jedes der neun Teilprojekte zudem rund 250.000 Euro. Beteiligt sind über 20 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Die Universitäten Kassel und Gießen teilen sich die Funktion der Zentrale.

Bisherige Ergebnisse der Forschergruppe lassen erkennen, dass die untersuchten Gemeinschaften nicht allein durch Gewaltausübung zusammengehalten werden. "Es muss noch etwas Bindendes hinzukommen: Religion, Verwandtschaft oder ein Ehrenkodex beispielsweise", legt Prof. Speitkamp dar. "Genauso wenig ist Gewalt nur rational in einem ökonomischen Sinne. Beute zu machen, reicht oft nicht. Es geht auch darum, gemeinsame Werte zu bestärken, eine Gruppenidentität zu schaffen."

Geforscht wird in neun Teilprojekten, vier davon in Gießen, je eines an den Universitäten Kassel, Bochum, Siegen und Erlangen sowie am Herder-Institut Marburg. Das in Kassel angesiedelte Teilprojekt beleuchtet das Phänomen der "Leopardenmänner" in West- und Zentralafrika, die für über 1000 Morde in der Zeit des Kolonialismus verantwortlich gemacht werden. Die erste Phase der Forschergruppe "Gewaltgemeinschaften" lief von 2009 bis 2012 und wurde an der Universität Gießen koordiniert.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution45

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Kassel, Dr. Guido Rijkhoek, 08.11.2012
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. November 2012