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MELDUNG/208: Alexander Dimitrenko Europameister im Schwergewicht (SB)



Ukrainer besiegt seinen Landsmann Jaroslaw Zaworotni

Zwölf Monate nach seiner überraschenden Niederlage gegen den US-Amerikaner Eddie Chambers wurde Alexander Dimitrenko aus dem Universum-Boxstall neuer Europameister im Schwergewicht. Bei der Abschiedsgala in der o2-World, die zum letzten Mal in Zusammenarbeit mit dem ZDF stattfand, setzte sich der Ukrainer souverän gegen seinen Landsmann Jaroslaw Zaworotni durch.

Dimitrenko begann zwar verhaltenen, ergriff aber bald die Initiative und ging beherzter zu Werke. In der dritten Runde stellte er seinen Gegner in der Ecke und brachte ihn mit einem gefährlichen Aufwärtshaken in Bedrängnis. Der Favorit dominierte auch in der Folge den Kampf und fiel Mitte des fünften Durchgangs regelrecht über Zaworotni her, der schwere Treffer hinnehmen mußte und angezählt wurde. Für einen Augenblick schien er sich wieder zu fangen, doch setzte Dimitrenko nun so heftig nach, daß der Ringrichter eingriff und den ungleichen Kampf abbrach. Alexander Dimitrenko wurde durch technischen K.o. nach 1:25 Minuten der fünften Runde neuer Europameister im Schwergewicht.

Der unterlegene Jaroslaw Zaworotni zeigte sich beeindruckt und überrascht, da er nicht mit einer derartigen Schlagwirkung seines Gegners gerechnet habe. Alexander Dimitrenko berichtete nach getaner Tat, er habe sich schon Sorgen gemacht, ob er nach den zwölf Monaten nicht eingerostet sei. Doch dann seien die Fäuste geflogen und er habe den Kampf sogar vorzeitig beenden könne. Daß die Russen den ursprünglich geplanten Kampf gegen Denis Bachtow nicht zustande bekommen würden, sei ihm klar gewesen. Daher sei er froh, daß Universum so schnell gehandelt und ihm den Kampf um die Europameisterschaft verschafft habe.

Trainer Michael Timm verlieh seiner Genugtuung Ausdruck, daß die erste gemeinsame Vorbereitung mit Alexander Dimitrenko mit dem Titel gekrönt worden ist, über den er sich sehr freue. Man befinde sich auf einem guten Weg, was auch für ihn persönlich nach den letzten Enttäuschungen wirklich etwas Positives sei. Promoter Klaus-Peter Kohl fügte dem hinzu: "Man hat uns ja vorgeworfen, wir hätten uns verzockt. Aber alle anderen haben sich verzockt und wir haben jetzt den Europameister. Mehr möchte ich dazu eigentlich nicht sagen."


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Jack Culcay souverän auf der Siegerstraße

Der Halbmittelgewichtler Jack Culcay traf in seinem sechsten Profikampf auf den erfahrenen rumänischen Aufbaugegner Ionut Trandafir Ilie. Dieser deckte sich anfangs gut, doch ging der von Michael Timm trainierte Darmstädter mit schnellen und variablen Angriffen umgehend daran, seinen Gegner in Schwierigkeiten zu bringen. Dabei wurde Culcay für sein variables Repertoire von den Zuschauern mehrfach mit Szenenapplaus bedacht, zumal er so beweglich im Oberkörper boxte, daß er nur selten getroffen wurde.

In der dritten Runde rettete sich Ilie noch durch Klammern in die Pause, im vierten Durchgang war es dann um ihn geschehen. Er hatte den Angriffen kaum noch etwas entgegenzusetzen und mußte nach Körpertreffern zweimal zu Boden gehen. Als Culcay energisch nachsetzte und kurz vor Ende des Durchgangs einen dritten Niederschlag erzielte, nahm der Ringrichter Ilie aus dem Kampf. Der Darmstädter gewann durch technischen K.o. nach 2:18 Minuten der vierten Runde und blieb weiter ungeschlagen. Nun soll es Schritt für Schritt weitergehen für Culcay, der gerne beim nächsten Mal einen Kampf über acht Runden bestreiten möchte.

Wie er nach seinem erneuten Erfolg berichtete, habe er seinen Gegner in der ersten Runde getestet und sich mit der Distanz vertraut gemacht. Danach habe er locker geboxt und viele Schläge zum Körper gebracht. Damit setzte er die Kommandos seines Trainers, der auf die Schwäche des Rumänen bei Körpertreffern hinwies, konsequent um. Zudem merkt man seinen Worten zufolge im Kampf, wie der Gegner bei bestimmten Treffern atmet, und setzt dann instinktiv nach.


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Juan Carlos Gomez noch recht müde beim Comeback

Juan Carlos Gomez ist nach fünf Jahren zum Universum-Boxstall zurückgekehrt. Als er vor dem Kampf munter das obere Ringseil übersprang, honorierte das Publikum diese Einlage mit Szenenapplaus. Danach ließ es der Kubaner freilich ruhiger angehen und setzte im Kampf gegen den US-Amerikaner Zack Page eher auf seine Routine. In der zweiten Runde zog Gomez ein wenig das Tempo an und brachte eine Rechte ins Ziel, der er in den folgenden Durchgängen weitere Treffer folgen ließ. In der fünften Runde zeigten seine Schläge erstmals Wirkung bei Page, der kein Mittel gegen den Kubaner fand. Nach acht mitunter zähen Runden sprang ein klarer Punktsieg für Gomez heraus (80:72, 80:72, 80:72). Wenngleich der frühere WBC-Weltmeister im Cruisergewicht noch weit von der Form entfernt ist, in der er als Herausforderer Vitali Klitschko zunächst vor beträchtliche Probleme stellte, ehe er dem WBC-Champion im Schwergewicht unterlag, ließ sich Juan Carlos Gomez im Ring feiern und genoß anschließend ausgiebig das Bad in der Menge.


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Karoly Balzsay meldet sich erfolgreich zurück

Exweltmeister Karoly Balzsay hat sich nach zwei Niederlagen in den letzten beiden Kämpfen erfolgreich zurückgemeldet. Der Ungar bekam es mit dem Franzosen Aziz Daari zu tun, dem er nach vorsichtigem Beginn in der zweiten Runde mit schönen Kombinationen zusetzte. Balzsay boxte beweglich und bot seinem Gegner selten ein Ziel, der im vierten Durchgang nach schweren Treffern am Rande eines Niederschlags stand. In der fünften Runde bäumte sich Daari noch einmal auf, doch der Ungar schickte ihn postwendend mit einer Linken zu Boden, wo er ausgezählt wurde.


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Arthur Matern erweist sich als hart im Nehmen

Am 24. April mußte der Jungprofi Arthur Matern in Hamburg die erste Niederlage hinnehmen. Nun wollte er sich im Kampf gegen Semjons Moroseks rehabilitieren und ging daher von Beginn an offensiv zu Werke. Dabei lief er jedoch kurz vor Ende der ersten Runde in eine Rechte seines Gegners, die ihn zu Boden schickte, wo er angezählt wurde. Er kam wieder auf die Beine, doch hatte ihn der Treffer sichtlich beeindruckt, so daß er im folgenden Durchgang erheblich passiver agierte und prompt weitere Schläge einstecken mußte. Aus der Bahn werfen ließ sich der Schwabacher aber nicht und so eroberte er in der dritten Runde die Initiative zurück und setzte den Ukrainer zunehmend unter Druck, worauf am Ende ein knapper Punktsieg für ihn heraussprang (57:56, 57:56, 58:56).

3. August 2010