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MELDUNG/709: Wie in alten Zeiten - Klitschkos gemeinsam im Trainingslager (SB)



Brüderpaar genießt die seltene Gelegenheit

Vitali und Wladimir Klitschko haben ihren sportlichen Lebenstraum verwirklicht und alle vier maßgeblichen Titel im Schwergewicht in Familienbesitz gebracht. Nicht in Vergessenheit geraten sollte aber auch, daß sie in finanzieller Hinsicht auf eigenen Füßen stehen und sich selbst vermarkten. Weder ist ein Herausforderer in Sicht, der ihre sportliche Dominanz brechen könnte, noch ist es den alteingesessenen Promotern gelungen, das ukrainische Brüderpaar zu bremsen oder gar für seine Eigenmächtigkeit abzustrafen. Solange sie in Deutschland oder ausnahmsweise wie Vitali Klitschko gegen Tomasz Adamek im benachbarten Polen auftreten, füllen sie riesige Stadien und Großarenen, während ihr Fernsehpartner RTL bei den Darbietungen ausgezeichnete Quoten einfahren kann. Wie alle Sportler werden sie eines Tages dem physischen Verschleiß Tribut zollen und sich mit dem Gedanken an Rücktritt anfreunden müssen, doch wirkt selbst Vitali mit seinen 40 Jahren derzeit frischer und konditionell stärker denn je.

Eines machen die Klitschkos jedoch nur höchst selten gemeinsam, weil ihr Terminkalender für gewöhnlich keine gleichzeitige Vorbereitung auf den nächsten Kampf erlaubt. Die beiden halten erstmals seit langem wieder zusammen ein Trainingslager ab, das natürlich wie immer im österreichischen Going stattfindet, diesmal nur eben nicht zeitversetzt. Diese seltene Übereinstimmung kam dadurch zustande, daß Wladimir Klitschko seine freiwillige Titelverteidigung gegen den Franzosen Jean-Marc Mormeck wegen einer Verletzung verschieben mußte und nun am 3. März in der Düsseldorfer Esprit-Arena gegen ihn antritt. Zwei Wochen vorher trifft Vitali am 18. Februar in der Münchner Olympiahalle auf den Briten Dereck Chisora.

Aufgrund seiner Verpflichtungen als Politiker absolvierte Vitali diesmal die erste Phase der Vorbereitung im heimischen Kiew, um dann mit seinem langjährigen Trainer Fritz Sdunek nach Tirol zu reisen. Dort traf er mit seinem Bruder und dessen US-amerikanischem Trainer Emanuel Steward zusammen. Wie Wladimir über den Tagesablauf berichtet, sieht man einander beim Training und den Mahlzeiten, doch habe jeder seinen eigenen Plan und seine eigenen Probleme zu lösen. Er genieße es, seinen Bruder während des Trainings zu sehen, zumal ihn das an seine Teenagerzeit erinnere, als man gemeinsam trainiert habe und ihm sein älterer Bruder zur Seite stand. Heute verfügten natürlich beide über Erfahrungen, und so könne man sich gegenseitig Ratschläge geben.

Wenngleich auch der frühere Cruisergewichtsweltmeister Jean-Marc Mormeck nach allgemeiner Einschätzung kein Herausforderer ist, den Wladimir Klitschko zu fürchten hätte, bereitet sich der Ukrainer wie vor all seinen Kämpfen akribisch vor. "Failure is not an option", steht auf den T-Shirts aller Mitglieder seines Teams zu lesen, und wenn dieses Motto auch auf den ersten Blick recht überheblich anmuten mag, faßt es der Champion doch als höchst ernstzunehmende Verpflichtung auf. Er halte sein Team für das beste im aktuellen Boxgeschäft, wobei er insbesondere die Qualitäten Emanuel Stewards zu schätzen weiß. Er habe mit vielen verschiedenen Trainern gearbeitet, von denen ihm jeder eine Menge beibringen konnte. Was die Taktik und Technik betreffe, könne jedoch niemand Steward das Wasser reichen. Grundsätzlich werde Teamgeist großgeschrieben, denn der Erfolg gebühre nicht ihm allein, sondern verteile sich auf den gesamten Betreuerstab, bringt Wladimir Klitschko seinen anhaltenden Erfolg auf einen plausiblen Nenner.


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Sauerland ersteigert Kampf um die Europameisterschaft

Promoter Sauerland hat am Verbandssitz der EBU in Rom die Rechte an der Austragung des Kampfs um die Europameisterschaft im Schwergewicht ersteigert, wobei er der einzige Bieter war. Der Titel war vakant geworden, da der Finne Robert Helenius auf Grund einer Schulterverletzung für etwa ein halbes Jahr ausfällt und deshalb vom Verband als Champion abgesetzt wurde. Solange nichts Gegenteiliges bekannt ist, treffen der frühere Europameister Alexander Dimitrenko aus dem Hamburger Universum-Boxstall und Kubrat Pulev, der bei Sauerland Event unter Vertrag steht, aufeinander.

Da Dimitrenko jedoch verlauten ließ, er werde seinen Vertrag bei Universum voraussichtlich nicht verlängern, könnte sein Teamkollege Denis Boitsow an seiner statt einspringen, der an zweiter Stelle der EBU-Rangliste geführt wird. Boitsow ist in 30 Profikämpfen ungeschlagen und wäre ein nicht minder anspruchsvoller Gegner für Pulev, der erst 15 Auftritte erfolgreich über die Bühne gebracht hat.

In jedem Fall hat Sauerland nun 60 Tage Zeit, um den Titelkampf zu organisieren, wobei Datum und Ort spätestens in zwei Wochen bekanntgegeben werden sollen. Wie Sauerland-Geschäftsführer Chris Meyer unterstrich, werde man die Veranstaltung mit Sicherheit in Deutschland präsentieren und alle weiteren Einzelheiten in Kürze bekanntgeben.

2. Februar 2012