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MELDUNG/809: Hochdotierte Helden einer wiedererstarkten Branche (SB)


Vorschau auf ausgewählte Profikämpfe der kommenden Wochen



2. Juni: Cecilia Braekhus gegen Jessica Balogun

Cecilia Braekhus verteidigt die Titel der Verbände WBA, WBC und WBO im Weltergewicht im dänischen Herning gegen Jessica Balogun aus Deutschland. Die in Berlin von Ulli Wegner trainierte Norwegerin steht bei Sauerland Event unter Vertrag und ist in 19 Profikämpfen ungeschlagen. Für ihre Gegnerin stehen 22 Siege und eine Niederlage zu Buche. Ursprünglich sollte die Weltmeisterin am 21. April auf Anne Sophie Mathis aus Frankreich treffen, doch mußte die 30jährige Weltmeisterin diesen Kampf absagen, da ihr eine Mandeloperation einen Strich durch die Rechnung machte.

Die Französin bestreitet nun eine Revanche gegen die US-Amerikanerin Holly Holm, bei der die weltbeste Boxerin dieser Gewichtsklasse gekürt werden soll. Diesen Rang beansprucht aber auch Cecilia Braekhus für sich, die demzufolge über kurz oder lang auf die Siegerin des Duells zwischen Holm und Mathis treffen dürfte. Die erst 23 Jahre alte Jessica Balogun liegt in der unabhängigen Rangliste BoxRec derzeit vier Plätze hinter ihr.

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2. Juni: Mads Larsen gegen Lorenzo DiGiacomo

In Herning kehrt der dänische Publikumsliebling Mads Larsen nach knapp zweieinhalb Jahren Pause in den Ring zurück. Der 39jährige hat 51 Kämpfe gewonnen und drei verloren, für seinen gleichermaßen erfahrenen italienischen Gegner Lorenzo DiGiacomo werden 41 Siege und sechs Niederlagen notiert. Larsen befindet sich eigenen Angaben zufolge nach der Vorbereitung mit seinen beiden deutschen Trainern in ausgezeichneter körperlicher Verfassung. Zwar sei der Italiener ein zäher Brocken, der bei seinen letzten Auftritten eine starke Leistung an den Tag gelegt habe. Um sich in den Ranglisten nach oben zu arbeiten, müsse und werde er DiGiacomo jedoch in die Schranken weisen.

Wie Promoter Sauerland bestätigte, seien die Trainingsleistungen Larsens unter Ulli Wegner und Georg Bramowski in Berlin vielversprechend gewesen. Beiden habe gefallen, wie sich der Däne ins Zeug legte, so daß sie seine Auffassung teilten, er werde künftig noch einmal eine bedeutende Rolle im Supermittelgewicht spielen.

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9. Juni: Manny Pacquiao gegen Timothy Bradley

Manny Pacquiao wurde Weltmeister in nicht weniger als acht verschiedenen Gewichtsklassen, wird seit mehreren Jahren als bester Boxer aller Limits gehandelt und ist derzeit Champion der WBO im Weltergewicht. Der in 28 Profikämpfen ungeschlagene Timothy Bradley trägt den Titel desselben Verbands im Halbweltergewicht und steigt eine Klasse auf, um sich in Las Vegas mit dem legendären Philippiner zu messen. Von dem auf den Herbst vertagten möglichen Kampf der Superlative zwischen Pacquiao und dessen US-amerikanischem Erzrivalen Floyd Mayweather abgesehen ist das Duell mit Bradley zweifellos eine der hochkarätigsten Begegnungen des Jahres.

Manny Pacquiao, Volksheld und Parlamentsabgeordneter in seiner Heimat wie auch gläubiger Christ, respektiert Bradley als einen herausragenden Gegner, der die direkte Konfrontation liebe, so daß man mit einem hochklassigen und spannenden Kampf rechnen könne. Timothy Bradley spricht voller Hochachtung von dem Philippiner, den er innerhalb wie außerhalb des Rings außerordentlich schätze, zumal er ein überzeugendes Vorbild für die Jugend sei. Nun beginne jedoch eine neue Ära. Er sei bereit für diese Herausforderung und werde in Las Vegas Geschichte schreiben.

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16. Juni: Tomasz Adamek gegen Eddie Chambers

Im Prudential Center von New Jersey kommt es zu einem attraktiven Duell im Schwergewicht. Dabei trifft der Pole Tomasz Adamek auf Eddie Chambers aus den USA, wie Promoterin Kathy Duva von Main Events bestätigt hat. Adamek hat bislang 45 Gegner besiegt und nur zweimal den kürzeren gezogen. Letzteres gilt auch für Chambers, der 36 Auftritte gewonnen hat. Wer sich in diesem Kräftemessen durchsetzt, darf aufgrund seiner Position in der Rangliste auf einen Kampf um die Weltmeisterschaft hoffen.

Der Pole hat im vergangenen Jahr vorzeitig gegen WBC-Champion Vitali Klitschko verloren und seither nur einen Kampf bestritten. Er setzte sich im März klar nach Punkten gegen Nagy Aguilera durch, was ihn freilich wesentlich größere Mühe als erwartet kostete. Eddie Chambers mußte zuletzt Kämpfe gegen Tony Thompson und Sergei Liachowitsch relativ kurzfristig verletzungsbedingt absagen, so daß hinter der aktuellen Verfassung des US-Amerikaners ein Fragezeichen steht.

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16. Juni: Julio Cesar Chavez gegen Andy Lee

Weltmeister Julio Cesar Chavez jun. verteidigt den Titel des WBC im Mittelgewicht gegen Andy Lee. Während der ungeschlagene Mexikaner 45 Kämpfe gewonnen und einen unentschieden beendet hat, stehen für den Herausforderer 28 Siege und eine Niederlage zu Buche. Als Beobachter vor Ort wird Sergio Martinez aufmerksam verfolgen, wer sich in diesem Duell durchsetzt. Der Argentinier hat ein Abkommen mit dem WBC geschlossen, dem zufolge der Sieger dieses Kampfs gegen ihn antreten muß. WBC-Präsident José Sulaiman erwartet, daß Chavez und Lee sowie die beteiligten Promoter Bob Arum und Lou DiBella ebenfalls unterschreiben. Andernfalls würde der Titel für vakant erklärt.

Ob Chavez oder Lee seines Erachtens der Favorit sei, vermag Martinez nicht zugunsten eines der beiden zu entscheiden: Er erwartet einen ausgesprochen harten Kampf mit ausgewogenen Chancen. Martinez selbst hat 49 Gegner besiegt, zwei Kämpfe verloren und zwei unentschieden beendet. Der Argentinier hält zwar gegenwärtig keinen Titel außer dem Ehrengürtel des Ring-Magazins, gilt aber als weltbester Boxer des Mittelgewichts.

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7. Juli: Wladimir Klitschko gegen Tony Thompson

Weltmeister Wladimir Klitschko verteidigt seine Titel im Schwergewicht in Bern gegen Tony Thompson aus den USA. Der Kampf wird im Stade de Suisse vor über 25.000 Zuschauern stattfinden und wie immer vom Privatsender RTL live übertragen. Die Kontrahenten standen einander bereits am 12. Juli 2008 in Hamburg im Ring gegenüber. Damals gewann der Ukrainer trotz heftiger Gegenwehr des fünf Jahre älteren US-Amerikaners durch einen spektakulären K.o. in der elften Runde. Dieser setzte sich seither in fünf Kämpfen vorzeitig durch und avancierte zum Pflichtherausforderer der IBF. Von seinen 38 Profikämpfen hat Thompson 36 gewonnen und zwei verloren, wobei er 24 Gegner vorzeitig besiegen konnte.

Der 36 Jahre alte Wladimir Klitschko hat bei seinem letzten Auftritt am 3. März in Düsseldorf die Titel der Verbände WBA, IBF, WBO und IBO gegen den chancenlosen französischen Herausforderer Jean-Marc Mormeck durch technischen K. o. in der vierten Runde erfolgreich verteidigt. Er konnte damit ein doppeltes Jubiläum feiern, da es sein 50. K.o.-Sieg im 60. Profikampf war. Gegen Thompson bestreitet der Ukrainer bereits seinen 21. Kampf um die Weltmeisterschaft und den sechsten Stadionkampf in Folge. Seine Bilanz als Profi steht bei 57 Siegen (50 K.o.) und drei Niederlagen, wobei er seit April 2004 ungeschlagen ist.

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7. oder 14. Juli: Karoly Balzsay gegen Brian Magee

Karoly Balzsay muß zu seinem nächsten Kampf nach Nordirland reisen. Der WBA-Weltmeister im Supermittelgewicht aus dem Universum-Boxstall verteidigt seinen Titel in Belfast gegen den Lokalmatador Brian Magee. Den 32jährigen Ungarn erwartet eine schwere Aufgabe, kann der Herausforderer doch mit der rückhaltlosen Unterstützung des Publikums rechnen. Zudem weiß Balzsay um die Qualitäten des Nordiren, der über große Erfahrung und beträchtliche Schlagwirkung verfügt. Für den Weltmeister stehen bislang 25 Siege und zwei Niederlagen zu Buche.

Der vier Jahre ältere Brian Magee ist Interimschampion der WBA und damit erster Anwärter auf ein Duell mit dem Ungarn. Er hat bereits mit so namhaften Gegnern wie dem früheren IBF-Weltmeister Lucian Bute und dessen Nachfolger Carl Froch im Ring gestanden. Der Nordire hat 36 Auftritte gewonnen, vier verloren und einen unentschieden beendet.

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14. Juli: Alexander Powetkin gegen Hasim Rahman

Der britische Promoter Frank Warren und Sauerland Event präsentieren im Fußballstadion Upton Park im Londoner Stadtteil West Ham eine Veranstaltung mit mehreren hochkarätigen Kämpfen. Weltmeister Alexander Powetkin verteidigt den regulären Titel der WBA im Schwergewicht gegen Hasim Rahman. Während der Russe in 24 Profikämpfen ungeschlagen ist, stehen für den Herausforderer aus den USA 50 Siege, sieben Niederlagen und zwei Unentschieden zu Buche. Der 32 Jahre alte Powetkin war im August 2011 in Erfurt durch einen Sieg über den früheren WBA-Champion Ruslan Tschagajew regulärer Weltmeister der WBA geworden und verteidigt den Titel nun zum dritten Mal. Er war zuletzt am 25. Februar im Ring zu sehen, als er in der Stuttgarter Porsche-Arena knapp mit 2:1 Punktrichterstimmen gegen Marco Huck gewann.

Hasim Rahman hatte im April 2001 den Briten Lennox Lewis überraschend durch Knockout in der fünften Runde besiegt und sich die Gürtel der Verbände WBC und IBF gesichert. Bei der Revanche verlor er die Titel jedoch postwendend wieder. Nach einer Niederlage bei der Herausforderung Wladimir Klitschkos im Dezember 2008 sicherte sich der Schwergewichtler aus Baltimore mit fünf vorzeiten Siegen in Folge das Vorrecht, Powetkin herausfordern zu dürfen.

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14. Juli: David Haye gegen Dereck Chisora

Beim eigentlichen Höhepunkt der Veranstaltung in London treffen die beiden Briten David Haye und Dereck Chisora aufeinander. Der 31 Jahre alte Haye war Champion dreier Verbände im Cruisergewicht und nach seinem Aufstieg ins Schwergewicht durch einen Sieg gegen Nikolai Walujew Weltmeister der WBA, bis er von Wladimir Klitschko im Juli 2011 in Hamburg entthront wurde. Er hat 25 Kämpfe gewonnen und zwei verloren. Für den 28jährigen Dereck Chisora gibt es weniger zu berichten, zumal er erst 15 Siege, aber schon drei Niederlagen auf dem Konto hat, darunter eine gegen seinen Landsmann Tyson Fury.

Haye und Chisora hatten am 18. Februar nach Chisoras verlorenem Kampf gegen WBC-Weltmeister Vitali Klitschko auf der Pressekonferenz eine wilde Schlägerei inszeniert, an deren Ende Chisora seinem Widersacher sogar lautstark androhte, er werde ihn töten. Der britische Boxverband entzog dem 28jährigen daraufhin Mitte März bis auf weiteres die Erlaubnis zu boxen. Manager Frank Warren ersuchte daher im Ausland um eine Lizenz und fand Zustimmung beim Luxemburgischen Verband, unter dessen Regie die Veranstaltung nun stattfindet.

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21. Juli: Denis Lebedew gegen Jean-Marc Mormeck

Seit der bislang einzigen Niederlage seiner Karriere, die er umstritten gegen WBO-Weltmeister Marco Huck in Berlin bezog, macht Denis Lebedew Jagd auf einen regulären Titel im Cruisergewicht. Da ihm Huck die erhoffte Revanche nicht gewährt hat, brachte es der Russe bislang nur zum Interimschampion der WBA, doch hält er sich unterdessen an namhaften Exweltmeistern über vierzig schadlos. Dritter Gegner in dieser Reihe soll Jean-Marc Mormeck sein, auf den der Russe in Paris trifft.

Der Franzose war früher WBA-Weltmeister im Cruisergewicht und stieg nach einer Niederlage gegen David Haye, die ihn den Titel kostete, ins Schwergewicht auf. Dort bestritt er vier Kämpfe und unterlag Wladimir Klitschko nach chancenlosem Gefecht durch K.o. in der vierten Runde. Nun kehrt er in seine alte Gewichtsklasse zurück, doch muß er zunächst einen Aufbaukampf bestreiten und gewinnen, um in die Top 15 der WBA aufzusteigen, was Voraussetzung für ein Duell mit Interimsweltmeister Lebedew ist. Dieser hat 24 Kämpfe gewonnen und nur einen verloren, so daß er klarer Favorit gegen Jean-Marc Mormeck sein dürfte, dessen inzwischen durchwachsene Bilanz von 36 Siegen und fünf Niederlagen zeigt, daß er den Zenit seines Könnens überschritten hat.

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28. Juli: Selcuk Aydin gegen Robert Guerrero

Mitte Dezember 2011 wurde der in 23 Profikämpfen ungeschlagene Selcuk Aydin auf dem WBC-Konvent in Las Vegas als offizieller Herausforderer Floyd Mayweathers bestätigt. Es ist jedoch kein Geheimnis, daß der US-Star nur das macht, was er für attraktiv und umsatzstark hält. Daher tritt der WBC-Silberchampion im Weltergewicht behelfsweise in San José gegen den namhaften US-Amerikaner Robert "The Ghost" Guerrero an, der 29 Siege, eine Niederlage und ein Unentschieden vorzuweisen hat. Auf dem Spiel steht die Interimsweltmeisterschaft des WBC, der Kampf wird von HBO übertragen. Für den 28jährigen Aydin ist es der zweite Auftritt in den USA, nachdem er sich 2009 in Nevada knapp nach Punkten gegen Said Ouali durchgesetzt hatte.

Promoter Ahmet Öner, der das Duell mit Guerrero maßgeblich auf die Bahn gebracht hat, kündigte einen hochklassigen Kampf zweier aufstrebenden Boxer an. Um sich im Weltergewicht einen Namen zu machen, das gegenwärtig zu den am stärksten besetzten Gewichtsklassen gehöre, brauchten beide einen Sieg. Auch Aydin stellte ein mitreißendes Kräftemessen in Aussicht. Er habe sich all die Jahre einen bedeutenden Auftritt in den USA gewünscht, doch niemanden gefunden, der es mit ihm aufnehmen wollte. Daher ziehe er den Hut vor Robert Guerrero, der Mut beweise, sich zum Kampf zu stellen. Allerdings werde der US-Amerikaner diese Entscheidung noch bereuen.

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25. August: Robert Stieglitz gegen Arthur Abraham

Robert Stieglitz verteidigt den Titel des Weltmeisters der WBO im Supermittelgewicht in der Berliner O2 World, die bis zu 14.200 Zuschauer faßt, gegen Arthur Abraham. Für den 30 Jahre alten Champion aus dem Boxstall SES stehen 42 Siege und zwei Niederlagen zu Buche. Da der von Dirk Dzemski trainierte Magdeburger, der den Titel seit knapp drei Jahren in seinem Besitz hat, noch nicht so viele hochklassige Gegner vor den Fäusten hatte wie Abraham, darf man gespannt sein, wie er sich gegen den Lokalmatador hält. Bei seinem letzten Auftritt hat Stieglitz am 5. Mai in Erfurt den Australier Nader Hamdan einstimmig nach Punkten besiegt.

Der 32jährige Arthur Abraham, der 34 Kämpfe gewonnen und drei verloren hat, kehrt mit guten Erinnerungen in die Halle am Friedrichshain zurück. Dort hatte er nach seinem Aufstieg ins Supermittelgewicht zum Auftakt des Super-Six-Turniers im Oktober 2009 den in die Jahre gekommenen US-Star Jermain Taylor durch K.o. in der zwölften Runde besiegt und sich an die Spitze des Teilnehmerfeldes gesetzt. Wer hätte damals gedacht, welchen Absturz der als Mitfavorit gehandelte Berliner im weiteren Verlauf des Turniers erleben sollte! Er unterlag Andre Dirrell, Carl Froch und Andre Ward, worauf der Fortgang seiner Karriere auf Messers Schneide stand.

1. Juni 2012