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MELDUNG/820: Julio Cesar Chavez kann einstecken und austeilen (SB)




Andy Lee unterliegt WBC-Champion im Mittelgewicht durch Abbruch

Wie der irische Mittelgewichtler Andy Lee nun aus eigener Erfahrung bestätigen kann, ist der Mexikaner Julio Cesar Chavez jun. nicht nur der Sohn eines legendären Boxers, sondern seinerseits ein würdiger Weltmeister. Nach seiner schmerzlichen Niederlage durch Abbruch in der siebten Runde räumte der Herausforderer unumwunden ein, daß der Champion selbst bei schweren Treffern nicht die geringste Wirkung gezeigt habe, sondern einfach durch die Schläge hindurchmarschiert sei. Man müsse ohne Ausflüchte konstatieren, daß Chavez ein großartiger Kämpfer mit einem großen Herz und einem harten Kinn sei.

Nur in der ersten Runde vermochte Andy Lee den kleineren Mexikaner auf Abstand zu halten und mit seinem Jab zu punkten. Zwar verbuchte der Ranglistenerste auch im folgenden Durchgang noch die Mehrzahl der Treffer, doch deutete der Weltmeister mit dem linken Haken seine Gefährlichkeit an. Als sich der Ire dann in der dritten Runde zum Infight hinreißen ließ, begann er frühzeitig sein eigenes Schicksal zu besiegeln. Chavez ist für seine Körpertreffer gefürchtet, die er nun immer häufiger anbringen und den Gegner damit zermürben konnte.

Lee hatte in der vierten Runde mit einem Uppercut eine gute Szene, doch steckte der Mexikaner diesen Treffer unbeeindruckt weg und revanchierte sich postwendend mit einer Serie von Schlägen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt zeichnete sich ab, daß Chavez erheblich mehr Wirkung erzielte und insbesondere im offenen Schlagabtausch klar überlegen war. Auch der Ire suchte die Konfrontation, doch bekam ihm das überhaupt nicht gut. In der sechsten Runde zeigte er erstmals deutlich Wirkung und wirkte fortan geschwächt. So konnte Chavez im siebten Durchgang mit Körpertreffern die Deckung des Gegners herunterziehen, um ihn dann mit einem rechten Cross in die Seile taumeln zu lassen. Sofort setzte der Mexikaner mit weiteren Treffern nach, bis der Ringrichter den verteidigungsunfähig wirkenden Herausforderer aus dem Kampf nahm.

Im anschließenden Interview berichtete Chavez, daß er von Beginn an Probleme mit den Beinen gehabt habe. Das ist nachvollziehbar, mußte er doch in der Vorbereitung auf seine dritte Titelverteidigung erneut viel Gewicht abkochen. Da seine Beine verkrampft gewesen seien, habe er anfangs zunächst getestet, was Lee zu bieten hatte. "Als ich gesehen habe, daß er mir nichts anhaben konnte, habe ich aufgedreht", zog der Weltmeister ein bündiges Fazit. Damit bleibt Julio Cesar Chavez weiter ungeschlagen und Weltmeister des WBC im Mittelgewicht. Er hat 46 Kämpfe gewonnen, einen unentschieden beendet und den Ranglistenersten eindrucksvoll in die Schranken gewiesen. Für Andy Lee stehen nun 28 Siege und zwei Niederlagen zu Buche, wobei er in den Rankings zunächst einmal deutlich heruntergestuft werden dürfte.

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Exweltmeister Kelly Pavlik trifft auf Will Rosinsky

Der frühere Weltmeister Kelly Pavlik hatte am 8. Juni in einem Aufbaukampf Scott Sigmon durch technischen K.o. in der siebten Runde besiegt. Will Rosinsky stand sogar erst vor wenigen Tagen im Ring, als er mit Aaron Pryor jun. seinen bislang bekanntesten Gegner einstimmig nach Punkten schlagen konnte. Für beide kommt daher ein Kampf am 7. Juli eigentlich viel zu früh, doch ergab sich plötzlich eine Gelegenheit, die man beiderseits nicht ungenutzt verstreichen lassen wollte. Der führende US-Boxsender HBO überträgt an diesem Tag das Duell zwischen Donaire und Mathebula und hatte als zweiten Hauptkampf Brandon Rios gegen Mauricio Herrera eingeplant. Da dieser jedoch abgesagt werden mußte, sorgt man mit Kelly Pavlik und Will Rosinsky für Ersatz, die sich knapp oberhalb des Supermittelgewichts treffen.

Wie Pavliks Manager Cameron Dunkin einräumte, komme der nächste Auftritt schneller als geplant, weil man eigentlich erst für September oder Oktober einen Kampf arrangieren wollte. Da Kelly aber die Chance bekomme, zu HBO zurückzukehren, habe man zugegriffen. Nach zwei absolvierten Aufbaukämpfen sei Pavlik bereit, mit einem bekannten Gegner in den Ring zu steigen. Der 27 Jahre alte New Yorker Will Rosinsky, dessen Kampf gegen Edwin Rodriguez auf Showtime zu sehen war, wird zum ersten Mal von HBO präsentiert. Während Kelly Pavlik, der früher Weltmeister zweier Verbände im Mittelgewicht war, 39 Kämpfe gewonnen und zwei verloren hat, stehen für Will Rosinsky 16 Siege und eine Niederlage zu Buche.

19. Juni 2012