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MELDUNG/847: Schönwetter zwischen David Haye und den Klitschkos (SB)




Gespräche offenbar wieder in Gang gekommen

Wie schon in den zurückliegenden Jahren erinnern die Gespräche zwischen David Haye und den Klitschkos auch gegenwärtig an eine Achterbahnfahrt, die vom Gipfel in Aussicht gestellter Kämpfe tief hinunter in den Keller definitiver Absagen und sogleich wieder empor zu neuen Perspektiven führt. Hieß es vor kurzem noch, der Brite sei überhaupt kein Thema für die Ukrainer, so scheinen die Aussichten, es könne doch noch zu einem Kampf zwischen Vitali Klitschko und dem Londoner kommen, durchaus gestiegen zu sein. Offenbar sind die beiden Lager einander in ihren Verhandlungen etwas näher gekommen.

Manager Bernd Bönte bezeichnete dieses Duell unumwunden als den größten derzeit realisierbaren Kampf im Schwergewicht und schloß sogar eine Revanche zwischen dem Briten und Wladimir zu einem späteren Zeitpunkt nicht aus. Vorerst mache ein Rückkampf allerdings keinen Sinn, da der klare Sieg des Champions keine Fragen offengelassen habe. Ein Kampf zwischen Vitali und David wäre jedoch mit Sicherheit einer der größten im gesamten Boxsport. Haye sei ohne Frage eine schillernde Persönlichkeit mit beständiger Medienpräsenz. Warum sollte man dieses Duell nicht ins Auge fassen, da man doch schließlich in der Unterhaltungsbranche tätig sei? Allerdings hänge Vitalis Zukunft einerseits von seiner Titelverteidigung gegen Manuel Charr am 8. September und mehr noch vom Ausgang der Wahlen in der Ukraine ab.

Diese Aussage kommentierte David Haye scherzend mit den Worten, er hoffe sehr, daß Vitali bei den Wahlen miserabel abschneidet. Er selbst werde jedenfalls nichts unversucht lassen, diesen Kampf herbeizuführen und damit den Fans genau das Duell zu präsentieren, auf das sie warteten. Wie der Brite einräumte, habe ihn Wladimir ziemlich deutlich geschlagen und müsse sich daher nichts mehr beweisen. Hingegen habe Vitali öffentlich angekündigt, daß er gegen ihn antreten und ihn sogar auf die Bretter schicken wolle. Dieser aggressive Stil werde für ein Spektakel sorgen, dessen vorzeitiger Sieger allerdings nur David Haye heißen könne.

Da Vitali Klitschko von seinen 44 gewonnenen Kämpfen nicht weniger als 40 vorzeitig beendet hat und David Haye nur mit zwei seiner 24 geschlagenen Gegner über volle zwölf Runden gehen mußte, wäre ein vorzeitiges Ende tatsächlich kein unwahrscheinlicher Ausgang. Bevor es dazu kommen könnte, werden jedoch noch viele Monate ins Land ziehen, in denen je nach aktueller Lage der Gespräche und Optionen sicher noch mehr als einmal sonniges Wetter mit schweren Gewittern wechseln dürfte.

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Tomasz Adamek tritt gegen Travis Walker an

In Verfolgung seines Plans, sich für das erhoffte Duell mit Wladimir Klitschko im nächsten Jahr in Schwung zu bringen, hat sich Tomasz Adamek unter Vermeidung größerer Risiken einen handhabbaren Gegner ausgesucht. Der in New Jersey lebende Pole trifft am 8. September vor heimischem Publikum in Newark auf den US-Amerikaner Travis Walker. Während Adamek 46 Kämpfe gewonnen und nur zwei verloren hat, bringt sein Kontrahent mit 39 Siegen, sieben Niederlagen und einem Unentschieden eine erheblich durchwachsenere Bilanz mit. Der Pole steht derzeit an Nummer vier der IBF-Rangliste, Walker ist an Position zwölf notiert. Für eine aktuell gute Verfassung des 33jährigen US-Amerikaners spricht allerdings, daß er zuletzt Kali Meehan vorzeitig besiegen konnte, der schon einmal um die Weltmeisterschaft gekämpft hat.

Eigentlich sollte Tomasz Adamek im Rahmen des von der IBF angesetzten Viererturniers zunächst gegen den Weißrussen Alexander Ustinow antreten, der bei der Promotion der Klitschkos unter Vertrag steht. Da der bislang ungeschlagene Riese jedoch kein Visum für die USA bekommen hat, soll Walker seinen Startplatz einnehmen. Das ist zwar fragwürdig, da der Turniersieger Pflichtherausforderer Wladimir Klitschkos werden soll und Ustinow in der Rangliste viel besser plaziert ist, doch zweifellos ein glücklicher Umstand für den Polen. Adamek, der ursprünglich aus dem Halbschwer- und Cruisergewicht kommt, wo er jeweils Weltmeister war, ist relativ klein und leicht für das Schwergewicht. Er hätte mit dem imposanten Weißrussen, der überdies auch noch gut boxen kann, zweifellos große Probleme bekommen, die er nun unter Wahrung aller Optionen leichter umschiffen kann.

Seine Promoterin Kathy Duva erläuterte Adameks Gegnerwahl mit den Worten, Tomasz habe den Wunsch geäußert, gegen hochgewachsene Gegner anzutreten, um sich auf künftige Kämpfe gegen die Superschwergewichte vorzubereiten. Travis Walker habe gerade einen bedeutenden Sieg gefeiert und rangiere unter den Top 12. Man erwarte daher eine weitere spektakuläre Veranstaltung im Prudential Center, wobei die Show diesmal wegen des polnischen Fernsehens bereits am Nachmittag stattfinden werde.

23. Juli 2012