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MELDUNG/881: Sturm glaubt nicht an einen Kampf gegen Abraham (SB)




Seitenhiebe vor dem Duell mit dem Australier Daniel Geale

Am 1. September trifft WBA-Superchampion Felix Sturm in einem Vereinigungskampf des Mittelgewichts auf IBF-Weltmeister Daniel Geale aus Australien. Der Kampf wird in der 12.650 Zuschauer fassenden Arena Oberhausen ausgetragen und vom Privatsender Sat.1 ausgestrahlt. Für den 33jährigen Sturm, der seit 2003 insgesamt 18 Titelkämpfe bestritten hat, ist es der erste Vereinigungskampf seiner Karriere. Seine Bilanz steht bei 37 Siegen, zwei Niederlagen und zwei Unentschieden. Der Kampf gegen Ex-Weltmeister Sebastian Zbik, den er am 13. April vorzeitig bezwungen hat, gab dem Kölner neuen Schub, den er nun mit dem Gewinn eines zweiten Titels krönen will.

Im Vorfeld des Kampfs zwischen Arthur Abraham und Robert Stieglitz am letzten Wochenende in Berlin hatte Sturm auf Nachfrage erklärt, er sei bereit, gegen den Sieger anzutreten. Sein alter Rivale Abraham, der nun neuer WBO-Weltmeister im Supermittelgewicht ist, wird seinen nächsten Kampf voraussichtlich am 15. Dezember in Nürnberg bestreiten. Wunschgegner des Berliners, der bei Sauerland-Event unter Vertrag steht, ist offenbar Felix Sturm. Promoter Sauerland gibt jedoch zu bedenken, daß die Realisierung nicht einfach sei. Man habe Sturm in der Vergangenheit bereits zweimal ein Angebot gemacht, das letzte in Höhe von zwei Millionen Euro: "Er hat stets abgelehnt. Sturm wird sich den Kampf gegen Stieglitz mit Sicherheit angesehen haben und sich fragen, ob er wirklich gegen Arthur kämpfen will."

Diese Aussage kontert Sturm in einem Interview mit der "Welt" [1], in dem er so weit geht, Abraham harsch zu kritisieren und Sauerland der Lüge zu bezichtigen. Er kneife vor keinem Gegner und erst recht nicht vor Abraham. Dieser habe jedoch drei glasklare Niederlagen kassiert und sei nun auf dem einfachsten Weg wieder zum Weltmeister gemacht worden. Gegen die Titelträger der anderen Verbände habe er keine Chance, so daß sein Management nur noch leichte Gegner herauspicken dürfe. Gegen Kaliber wie Andre Dirrell, Carl Froch oder Andre Ward sei Abraham chancenlos gewesen und er würde auch beim zweiten Mal gnadenlos untergehen. In der Weltspitze des Supermittelgewichts habe der Berliner nichts zu suchen, so Sturm.

Bedingung für einen Kampf gegen Abraham wäre eine Übertragung bei Sat.1, da gebe es keine Diskussion. Da der Berliner jedoch bei der ARD unter Vertrag stehe, wisse Wilfried Sauerland genau, daß der Kampf niemals zustande kommen wird. Das sei typisch Sauerland, der es immer unseriös mache. Er bringe den Namen Felix Sturm doch nur ins Spiel, um seinen Boxer zu promoten. "Das Thema ist so ausgelutscht. Es interessiert mich einfach nicht mehr", erklärt Sturm. Sauerland lüge, was seine Angebote betreffe. Zusammen mit seinem Sohn Kalle habe man über einen Vereinigungskampf mit Sebastian Sylvester gesprochen, danach aber nie wieder einen Ton von den beiden gehört. Das frühere Angebot für einen Kampf gegen Abraham sei zu einem Zeitpunkt erfolgt, als Sturm noch bei Universum unter Vertrag stand und sein damaliger Promoter Klaus-Peter Kohl kein Interesse gehabt habe.

Im Augenblick konzentriere er sich auf den Kampf gegen Daniel Geale, der die lange Reise nicht auf sich genommen habe, um mit leeren Händen nach Australien zurückzukehren. Er kenne jedoch die Stärken und Schwächen dieses Gegners genau und sei sich sicher, daß nichts anbrennen wird. Die Vorbereitung sei optimal verlaufen, wenngleich er zum ersten Mal auf seinen Trainer Fritz Sdunek verzichten mußte. Sturm wurde größtenteils von Magomed Schaburow betreut, da Sdunek derzeit Vitali Klitschko auf dessen Titelverteidigung gegen Manuel Charr am 8. September in Moskau vorbereitet. Zwar hätte die Möglichkeit bestanden, am Trainingslager in Going teilzunehmen, doch habe er sein gewohntes Umfeld in Köln vorgezogen. In seinem eigenen Boxgym habe er alles, was er brauche, und dort fühle er sich am wohlsten. Zudem habe er durchgängig in Kontakt mit seinem Trainer gestanden: "Am Samstag wird er in meiner Ecke stehen, das ist das Wichtigste für mich."

Sturms Gegner Geale ist in Deutschland kein Unbekannter, seit er im Mai 2011 in Neubrandenburg Sebastian Sylvester den IBF-Titel durch einen knappen Punktsieg abgenommen hat. Er habe sehr gute Erinnerungen an Deutschland, so der 31 Jahre alte Australier, der bislang 27 Kämpfe gewonnen und einen verloren hat: "Ich wollte den Besten, jetzt kriege ich den Besten." Felix Sturm sei ein großer Kämpfer, den er jedoch so genau wie keinen anderen Gegner studiert habe. Da der Kölner schon sehr lange Weltmeister ist, boten sich viele Anlässe, seine Auftritte unter die Lupe zu nehmen. Sturm konnte sich seines Erachtens so lange an der Spitze halten, weil er ein sehr geschickter defensiver Boxer sei. Man habe jedoch Pläne und Strategien entwickelt, um dem beizukommen, so der Australier.

Ein einfacher Kampf werde es sicher nicht, doch komme Sturm mit seinen 33 Jahren langsam in ein Alter, in dem seine Fähigkeiten nachlassen. Die letzten Auftritte des Kölners hätten gezeigt, daß er nicht mehr so gut wie früher ist. Das könnte ihn unter Druck setzen, sich gegen einen aufstrebenden Kontrahenten beweisen zu wollen. Die kleine Extraportion, die Sturm möglicherweise fehle, öffne eine Tür, meint Daniel Geale: "Je besser der Gegner, desto besser kämpfe ich."

Unterdessen hat sich sein Landsmann Sam Soliman in einem Ausscheidungskampf der IBF gegen Giovanni Lorenzo aus der Dominikanischen Republik durchgesetzt. Er war von Beginn an überlegen, kämpfte aktiver und erzielte in der zwölften Runde einen Niederschlag, doch reichte die Zeit nicht mehr für einen vorzeitigen Erfolg. Am klaren Punktsieg Solimans war indessen nicht zu rütteln, der damit IBF-Pflichtherausforderer des Siegers im Oberhausener Kampf ist.

Fußnote:

[1] http://www.welt.de/sport/article108817445/Abraham-hat-in-der-Weltspitze-nichts-zu-suchen.html

28. August 2012