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MELDUNG/1040: Verbessert Bernard Hopkins seinen eigenen Altersrekord? (SB)




48jährige Boxlegende will noch einmal Weltmeister werden

Sollte Bernard Hopkins am Samstag gegen Tavoris Cloud gewinnen, würde der 48jährige Halbschwergewichtler seinen eigenen Rekord als ältester Boxer, der jemals Weltmeister geworden ist, noch weiter ausbauen. Am 21. Mai 2011 hatte er sich in Montreal im Alter von 46 Jahren, vier Monaten und sechs Tagen einstimmig nach Punkten gegen den kanadischen Lokalmatador Jean Pascal durchgesetzt und damit den Gürtel des WBC gewonnen. Zu einer Legende des Boxsports war Hopkins indessen schon lange zuvor geworden, da er vor Jahren die Titel der Verbände WBA, WBC, WBO und IBF im Mittelgewicht zusammengeführt hatte.

Bernard Hopkins hatte bereits mit sechs Jahren angefangen zu boxen. Als 17jähriger trat er 1984 eine Haftstrafe wegen eines Raubüberfalls an, und im selben Jahr wurde sein jüngerer Bruder Michael im Zuge der Bandenkriege um das Drogengeschäft in Philadelphia auf der Straße erschossen. Hopkins war zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt worden, von denen er fast fünf absitzen mußte. Er trainierte auch hinter Gittern weiter und wurde nach seiner Entlassung Profiboxer, verlor 1988 allerdings seinen ersten Kampf.

Sieben Jahre später bezeichnete ihn die Zeitung "USA Today" als besten Boxer aller Gewichtsklassen. Er war der unumschränkte Champion im Mittelgewicht und besaß die Titel aller vier maßgeblichen Verbände. Seit fast zwölf Jahren hatte er keinen Kampf mehr verloren und verteidigte seine Gürtel bereits zum 20. Mal. Er schreibe Geschichte, und seine Errungenschaften würden viele Jahre bestehenbleiben, sagte Hopkins damals.

Im Juli 2005 führte der 26 Jahre alte und in 23 Profikämpfen ungeschlagene Jermaine Taylor aus Arkansas eine Wachablösung herbei und entthronte Bernard Hopkins. Vor 12.000 Zuschauern besiegte er den vierzehn Jahre älteren Titelverteidiger umstritten nach Punkten und wurde damit neuer Champion der vier Weltverbände. Anfang Dezember 2005 kam es dann in Las Vegas zur Revanche, bei der sich Taylor erneut und diesmal einstimmig nach Punkten durchsetzte.

Hopkins wollte seine erfolgreiche Karriere nicht mit zwei Niederlagen beenden und so kehrte er mit 41 Jahren in den Ring zurück und maß sich Mitte Juni 2006 in Atlantic City mit Antonio Tarver im Halbschwergewicht, den er nach Punkten besiegte. Im August 2007 setzte sich Hopkins dann in einem Duell zweier ehemaliger Weltmeister durch und gewann in Las Vegas gegen seinen Landsmann Ronald "Winky" Wright einstimmig nach Punkten.

Am 19. April 2008 kam es in Las Vegas zu einem spektakulären Kampf gegen den legendären Waliser Joe Calzaghe, der als weltbester Boxer des Supermittelgewichts zum krönenden Abschluß seiner Karriere gegen namhafte Gegner in den USA antrat. Ihm mußte sich Hopkins knapp nach Punkten geschlagen geben. Im selben Jahr traf er in einem weiteren Duell zweier Stars auf seinen Landsmann Kelly Pavlik, der damals das Mittelgewicht dominierte, aber gegen Hopkins die erste Niederlage seiner Profilaufbahn hinnehmen mußte.

Nach seinem eingangs erwähnten Sieg über Jean Pascal in Montreal verteidigte Hopkins den WBC-Titel am 15. Oktober 2011 in Los Angeles gegen den 18 Jahre jüngeren Chad Dawson. Von diesem mit einer Ringereinlage zu Boden geworfen, zog er sich in der zweiten Runde eine Schulterverletzung zu, die zum Abbruch führte. Die ursprüngliche Wertung zugunsten des 29jährigen Herausforderers wurde später aufgehoben, so daß Hopkins den Gürtel behielt. Am 28. April 2012 kam es in Atlantic City zur Revanche, bei der sich Dawson klar nach Punkten durchsetzte.

Im bevorstehenden Kampf verteidigt Tavoris Cloud den IBF-Titel im Halbschwergewicht im New Yorker Barclays Center gegen Bernard Hopkins. Während der Champion in 24 Kämpfen ungeschlagen ist, stehen für die 48jährige Ringlegende 52 Siege, sechs Niederlagen und zwei Unentschieden zu Buche. Legte man allein den Altersunterschied von 17 Jahren zugrunde, müßte man Hopkins als chancenlos bezeichnen. Allerdings hat auch der 30jährige Champion geraume Zeit nicht mehr im Ring gestanden, da er zuletzt im Februar 2012 antrat und bei seinem umstrittenen Punktsieg gegen den spanischen Ex-Weltmeister Gabriel Campillo keine gute Figur machte.

Bei der letzten gemeinsamen Pressekonferenz vor dem Kampf äußerte sich Hopkins entgegen seiner Gewohnheit überhaupt nicht. Er saß mit seinen Markenzeichen Henkersmaske und Kapuze schweigend da und überließ seinem Trainer Nazim Richardson die großen Worte. Am Samstag werde man die Rückkehr des "Executioners" miterleben, so der Coach. Eine Ringschlacht dürfe man aber nicht erwarten, da Boxen eine Kunstform sei. Wer nichts weiter als Kämpfe sehen wolle, müsse sich bei anderen Sportarten umtun.

Der 31jährige Tavoris Cloud sprach zuversichtlich von einer "anderen Energie", die er "ganz oben" spüre. Er habe sein Leben lang Boxkämpfe im Fernsehen verfolgt und gedacht, das könne er auch. Inzwischen habe er es entgegen aller Wahrscheinlichkeit bis an die Spitze geschafft und fühle sich ausgezeichnet. Am Samstag werde er siegreich sein, da er eine tolle Show abziehen wolle. Und sein Promoter Don King fügte hinzu, daß Hopkins' Promoter Richard Schaefer von Golden Boy "goldene Tränen" vergießen werde, wenn sein Boxer geschlagen am Boden liege.

8. März 2013