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MELDUNG/1117: Kein Platz für Henry Maske in der Ruhmeshalle (SB)




Virgil Hill für seine sportliche Lebensleistung geehrt

Als am vergangenen Wochenende im amerikanischen Canastota der Jahrgang 2013 in die International Boxing Hall of Fame aufgenommen wurde, blieb Henry Maske diese Ehre versagt. Er war zwar gemeinsam mit seinem alten Rivalen Virgil Hill nominiert worden, doch wurde vorerst nur der US-Amerikaner des Einzugs in die Ruhmeshalle des Boxsports für würdig befunden. Die beiden waren an jenem denkwürdigen 23. November 1996 erstmals im Ring aufeinandergetroffen, für den Maske vorab den letzten Auftritt seiner Karriere angekündigt hatte. Was als krönender Schlußpunkt geplant war, ging in der Münchner Olympiahalle gründlich schief, da sich Hill am Ende des unansehnlichen Kampfs knapp mit 2:1 Punktrichterstimmen durchsetzte und seinen Gegner als IBF-Weltmeister im Halbschwergewicht entthronte. Nach sieben Jahren im Profigeschäft und 30 Kämpfen ohne Niederlage war dies ein bitteres Ende für Maske. Wie nicht anders zu erwarten, sah sich sein sportliches Umfeld in der zuvor gefaßten Meinung voll und ganz bestätigt, die Vorankündigung eines Abschiedskampfs sei ein entscheidender Fehler gewesen. Damit nicht genug, war es ausgerechnet sein einheimischer Rivale Dariusz Michalczewski, der Virgil Hill im Juni 1997 besiegte und die Titel der Verbände WBA, WBO und IBF vereinigte.

Zehn Jahre später kehrte Henry Maske noch einmal in den Ring zurück, um die Scharte auszuwetzen. Er begann im Frühjahr 2006 wieder zu trainieren, arbeitete von September bis Dezember mit dem renommierten US-Trainer Teddy Atlas zusammen und ging dann zu Manfred Wolke nach Frankfurt/Oder. Nach 3.748 Tagen Pause, womit Maske sogar George Foreman übertraf, trat er am 31. März 2007 wiederum in der Münchner Olympiahalle zur Revanche gegen Virgil Hill an. Die beiden hatten sich auf das Cruisergewicht geeinigt und kassierten nicht schlecht: Hatten sie 2006 als amtierende Weltmeister je drei Millionen Mark eingestrichen, so verdiente Maske nun 3 Millionen Euro, während der Amerikaner mit 1,2 Millionen auch nicht schlecht bedient war. Nach zwölf Runden feierten die 12.000 Zuschauer Henry Maske mit stehenden Ovationen, und 15,99 Millionen Fernsehzuschauer bescherten dem Sender RTL eine Traumquote. Überraschend souverän hatte Maske seine boxerische Linie durchgesetzt und verdient nach Punkten gewonnen.

Mit der Aufnahme in die Hall of Fame würdigte man Virgil Hills bemerkenswerte Karriere in ihrer Gesamtheit. Er wurde im Jahr 1987 erstmals WBA-Weltmeister im Halbschwergewicht und konnte diesen Titel zehnmal in Folge verteidigen, bevor er ihn 1991 an Thomas Hearns verlor. 1992 holte er sich den inzwischen vakanten Titel zurück und verteidigte ihn zehn weitere Male erfolgreich, bis er ihn schließlich Dariusz Michalczewski überlassen mußte. In der Schlußphase seiner Laufbahn konnte Hill überdies noch zweimal den WBA-Titel im Cruisergewicht gewinnen. [1]

Im Beisein zahlreicher prominenter Gäste, darunter der bereits 92jährige Jake LaMotta, Marvin Hagler und Michael Spinks, wurden in der modernen Kategorie neben Virgil Hill auch Arturo Gatti und Myung-Woo Yuh aufgenommen. Der Koreaner war in den späten 80er und frühen 90er Jahren gemeinsam mit seinem Landsmann Jung-Koo Chang der dominierende Boxer im Juniorfliegengewicht. Insgesamt brachte es Yuh auf 17 Titelverteidigungen, doch zu einer Zusammenführung der Titel kam es nie.

Der ehemalige Weltmeister im Superfedergewicht und Halbweltergewicht Arturo Gatti ist vor allem wegen seiner drei aufsehenerregenden Duelle mit dem irisch-amerikanischen Boxer Micky Ward in den Jahren 2002 und 2003 in Erinnerung geblieben. Nachdem Gatti bei ihrem ersten Aufeinandertreffen umstritten nach Punkten verloren hatte, konnte er sich in den beiden folgenden Kämpfen durchsetzen. Im März 2001 war der Italo-Kanadier im Weltergewicht gegen Oscar de la Hoya angetreten, der ihn klar dominierte und in der fünften Runde besiegte. Dabei profitierte Gatti finanziell vom Ruhm seines Gegners, dessen Auftritt der Sender HBO im Pay-per-View-Verfahren übertrug. Er stand auch mit dem überragenden Floyd Mayweather jun. im Ring, der ihm am 25. Juni 2005 derart zusetzte, daß sein Trainer in der sechsten Runde zum Zeichen der Aufgabe das Handtuch warf. Der Publikumsliebling Arturo Gatti starb 2009 im Alter von nur 37 Jahren im brasilianischen Ferienort Porto de Galinhas eines gewaltsamen Todes.

In der Kategorie der "Non Participants" wurden Ringsprecher Jimmy Lennon jun. und der renommierte Referee Mills Lane in die Ruhmeshalle aufgenommen. Ebenfalls ausgezeichnet wurden die Pioniere Joe Coburn, Wesley Ramey und Jeff Smith.

Fußnote:

[1] http://www.boxen.de/news/jahrgang-2013-gatti-hill-und-yuh-in-die-hall-of-fame-aufgenommen-27022

13. Juni 2013