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MELDUNG/1178: Mit Jürgen Brähmer ist wieder zu rechnen (SB)




Europameister läßt den Gürtel der WBO nicht aus den Augen

Wenn Nathan Cleverly und Sergej Kowalew heute abend in Cardiff in den Ring steigen, wird Jürgen Brähmer im fernen Schwerin zu den aufmerksamsten Beobachtern dieses Kampfes gehören. Er war früher WBO-Weltmeister im Halbschwergewicht und hat diesen Titel nach mehreren verletzungsbedingten Absagen am grünen Tisch verloren. Im Sommer 2012 unterschrieb er beim Berliner Promoter Sauerland Event und gab damit seiner nahezu abgebrochenen Karriere einen neuen Schub, der ihn in den Rang des Europameisters beförderte. Im Februar sicherte er sich durch einen Sieg über den ebenfalls bei Sauerland unter Vertrag stehenden Eduard Gutknecht diesen Titel und verteidigte ihn im April in Hamburg erfolgreich gegen den Franzosen Tony Averlant, der sich durch technischen K.o. in der zweiten Runde geschlagen geben mußte.

Der 34 Jahre alte Brähmer ist zugleich Pflichtherausforderer bei der WBO und bekommt es in dem von ihm angestrebten Titelkampf entweder mit dem Waliser oder dem Russen zu tun. Auf einen Sieger zu tippen, fällt dem Schweriner wie wohl den meisten Experten schwer. Die Stärken des amtierenden Weltmeisters aus Wales seien hinlänglich bekannt, doch auch Kowalews russischer Boxstil sei ziemlich perfekt. Daher gebe es für ihn in diesem Kampf keinen Favoriten.

Der Europameister absolviert derzeit die letzte Phase der Vorbereitung auf seine zweite Titelverteidigung, bei der am 24. August vor heimischem Publikum in Schwerin der Italiener Stefano Abatangelo sein Gegner sein wird. Mit einer Bilanz von 40 Siegen und zwei Niederlagen tritt Brähmer als Favorit an, da der Herausforderer erst 20 Kämpfe bestritten und davon zwei verloren sowie einen unentschieden beendet hat. In der Sport- und Kongreßhalle der Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns geht es für den Titelverteidiger darum, den Italiener überzeugend in die Schranken zu weisen und seine günstige Ausgangsposition bei der WBO zu wahren, um später im Jahr oder Anfang 2014 den amtierenden Weltmeister zu konfrontieren.

Der 31jährige Gegner aus Montanaro in der Nähe von Turin hat Ende Mai seinen Landsmann Emanuele Barletta durch technischen K.o. in der siebten Runde als italienischen Meister abgelöst, vor allem aber in seinen letzten zwölf Kämpfen nicht mehr verloren. Wenngleich er international noch recht unerfahren ist, will Brähmer ihn keinesfalls auf die leichte Schulter nehmen. Der Italiener sei zwar kleiner als er, wirke dafür aber sehr kompakt und kampfstark. Wie der Schweriner weiß, geht er im Vorfeld eines Kampfs um die Weltmeisterschaft mit jedem zwischenzeitlichen Auftritt ein Risiko ein. Stefano Abatangelo wolle den Gürtel nach Italien holen und sich in den Ranglisten positionieren. Als amtierender Europameister trete er jedoch gegen jeden Herausforderer an und wolle dem Publikum stets etwas bieten, so der Titelverteidiger.

Sein Trainer Karsten Röwer freut sich darauf, seinen Schützling vor heimischem Publikum zu betreuen. Er selber ist ebenfalls Schweriner, war aber dort noch nie als Profitrainer im Einsatz. Der Kampfabend in Schwerin ist auch für Sauerland Event eine Premiere, da der Berliner Boxstall an diesem Ort erstmals als Veranstalter auftritt.

Man habe sich auf dem Weg zur erneuten WM-Chance absichtlich keine leichten Gegner ausgesucht, da andernfalls die Gefahr der Selbstüberschätzung bestünde, so Brähmer. Kontrahenten wie Abatangelo seien ideal, um sich für künftige Aufgaben zu rüsten. Es sei nicht auszuschließen, daß der Kampf gegen den Italiener viel schwerer wird, als einige dächten. Er wolle jedenfalls diese Gelegenheit nutzen, Erfahrungen zu sammeln und sich vom Stil des Gegners nicht aus dem Konzept bringen zu lassen, egal wie lange der Kampf dauert. Er steige am 24. August zum dritten Mal für Sauerland Event in den Ring und merke im Training, daß er sich Zug um Zug weiter verbessere. Schon vor dem letzten Kampf seien die Fortschritte spürbar gewesen, und heute sei er wiederum einen Schritt weiter als im Frühjahr. So gehe er auch an den kommenden Auftritt mit der Absicht heran, "noch eine Schippe draufzupacken". [1]

Im Rahmen der Veranstaltung in Schwerin wird auch Arthur Abraham zu sehen sein, der es mit Willbeforce Shihepo aus Namibia zu tun bekommt. Nach der Niederlage gegen Robert Stieglitz, der sich in Magdeburg den WBO-Titel im Supermittelgewicht zurückgeholt hat, nimmt der Berliner einen neuen Anlauf. Mit seinen 36 Siegen und vier Niederlagen ist der ehemalige Weltmeister wesentlich erfahrener als Shihepo, für den 20 Siege und sechs Niederlagen zu Buche stehen. Indessen weist Trainer Ulli Wegner warnend darauf hin, daß der Namibier in den Top 10 der WBO-Rangliste geführt wird. Grundsätzlich gehe es für Abraham darum, sich mit einem engagierten Auftritt noch einmal für höhere Aufgaben zu empfehlen.

Fußnote:

[1] http://www.boxen.de/news/juergen-braehmer-kontrahenten-wie-abatangelo-sind-ideal-um-fuer-die-erneute-wm-chance-gewappnet-zu-sein-28361

17. August 2013