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MELDUNG/1374: Felix Sturm will eine alte Scharte auswetzen (SB)




Erste Titelverteidigung gegen den Australier Sam Soliman

Am 31. Mai verteidigt Felix Sturm den Titel der IBF im Mittelgewicht in Krefeld gegen Sam Soliman. Die erste Titelverteidigung des Kölners ist zugleich eine Revanche, da der Australier ihr erstes Duell im Februar 2013 einstimmig nach Punkten gewonnen hatte. Ausgerechnet an seinem 34. Geburtstag scheiterte Sturm in Düsseldorf an der als lösbar eingeschätzten Aufgabe und verfehlte damit sein Ziel, sich in diesem Ausscheidungskampf der IBF als neuer Pflichtherausforderer des Weltmeisters Daniel Geale in Position zu bringen. Überdies hatte der Kölner damit drei seiner letzten vier Kämpfe verloren und sah sportlich wie wirtschaftlich schweren Zeiten entgegen.

Der von Fritz Sdunek betreute Lokalmatador machte zunächst einen guten Eindruck und schickte Soliman bereits in der zweiten Runde zu Boden. Schwer angeschlagen kam der Australier wieder auf die Beine und konnte sich über die Zeit retten, da Sturm nicht entschlossen nachsetzte. Soliman erholte sich wieder, beschäftigte den Kölner mit einer unablässigen Abfolge schneller Schläge und sorgte dank seiner unorthodoxen Kampfesweise für beständige Irritationen. Sturm konnte sich nicht entfalten und verlegte sich auf Konterchancen, die sich ihm jedoch nur selten boten.

Wenngleich zahlreiche Angriffe des Australiers auf der Deckung des Gegners landeten, reichte die deutlich höhere Aktivität Solimans doch aus, um den Vorsprung auf den Zetteln der Punktrichter Runde für Runde auszubauen. Recht behende ausweichend und immer wieder abduckend bot der Australier nur selten ein Ziel für Sturms gefährliche Führhand. In der zehnten Runde machte der Kölner endlich eine bessere Figur und kam wiederholt mit dem linken Haken durch, doch gelang es ihm auch in dieser offensiven Phase nicht, entscheidend nachzusetzen. Als habe er sein Pulver allzu schnell verschossen, überließ er Soliman im folgenden Durchgang wieder die Initiative, der in bewährter Manier mit einer Vielzahl von Schlägen zumindest optisch das Feld beherrschte. Ein Kraftakt Sturms in der letzten Runde war nicht von Erfolg gekrönt, da der Australier ihm energisch Paroli bot.

Wie schon bei seinen vorangegangenen Kämpfen gegen Martin Murray und Daniel Geale hatte Sturm zu passiv geboxt und auf die gefährlicheren Einzeltreffer gesetzt. Das Urteil zugunsten Solimans wurde aufgrund einer positiven Dopingprobe des Australier jedoch später annulliert. Diese Niederlage sei eine der schmerzhaftesten Wunden, die ihm in seiner Karriere zugefügt wurden, sagt Sturm heute. Er habe sich damals nicht angemessen vorbereitet. Soliman weist nach wie vor den Vorwurf zurück, er habe absichtlich ein verbotenes Mittel eingenommen. Wie er geltend macht, stehe die fragliche Substanz in seiner Heimat nicht auf der Dopingliste. Im übrigen boxe er nun schon seit 23 Jahren und habe den langersehnten Titel endlich in Reichweite. [1]

Während Sturm eine Bilanz von 39 Siegen, drei Niederlagen sowie zwei Unentschieden vorzuweisen hat, stehen für Soliman 43 gewonnene und elf verlorene Auftritte zu Buche. Der Australier hat in der Vergangenheit zwei Titelkämpfe gegen seinen Landsmann Anthony Mundine verloren. Nach einer neunmonatigen Dopingsperre kehrte er im Dezember 2013 in den Ring zurück und setzte sich dabei gegen Les Sherrington in der neunten Runde durch.

Nachdem er gegen Sam Soliman den kürzeren gezogen hatte, meldete sich Felix Sturm mit einem Sieg über den Montenegriner Predrag Radosevic zurück. Dann forderte er den britischen IBF-Weltmeister Darren Barker heraus, den er am 7. Dezember in Stuttgart klar dominierte. In der zweiten Runde schickte er den Briten mit einem Schwinger aufs Ohr zu Boden und ließ wenig später einen zweiten Niederschlag folgen. Barker wollte den Kampf zunächst fortsetzen, doch da ihm eine alte Hüftverletzung wieder zu schaffen machte, warf seine Ecke das Handtuch. Der Brite mußte in der Folge seine Karriere wegen dieser Verletzung beenden.

Damit war Sturm als erster deutscher Profiboxer zum vierten Mal in seiner Karriere Weltmeister geworden. Diverse Kritiker hatten ihm einen sportlichen Abstieg attestiert und ein Debakel gegen Barker vorausgesagt. Die bitteren Niederlagen gegen die Australier Daniel Geale und Sam Soliman schmerzten Sturm noch immer, weshalb es ihm nach seinem fulminanten Sieg in Stuttgart ein Genuß war, einen Gruß an die "vielen großen Boxexperten, die immer alles besser wissen", zu schicken. Er habe eine schwierige Zeit hinter sich und schließlich mit seiner alten Laufbahn abgeschlossen. Als neuer Mensch und Boxer sei er an diesen Kampf herangegangen. Wieder einen Weltmeistergürtel zu tragen, sei für ihn persönlich eine große Genugtuung.


Fußnote:

[1] http://www.boxen-heute.de/artikel/5734-am-31-mai-in-krefeldsturm-tritt-zum-rueckkampf-gegen-dopingsuender-soliman-an.html

3. April 2014