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MELDUNG/1397: Neues Gravitationszentrum im US-Boxgeschäft (SB)




Floyd Mayweather ergreift Partei für Richard Schaefer

Im eskalierenden Machtkampf des US-amerikanischen Boxgeschäfts zeichnet sich die Herausbildung eines neuen Gravitationszentrums um den einflußreichen Berater Al Haymon, den Mayweather-Clan und den Sender Showtime ab, dem sich auch Golden-Boy-Geschäftsführer Richard Schaefer zugesellen könnte. Vor wenigen Tagen hatte Golden-Boy-Präsident Oscar de la Hoya mit einem Friedensangebot an den konkurrierenden Promoter Bob Arum für Aufsehen gesorgt. De la Hoya trägt sich mit der Absicht, künftig einige Kämpfe möglich zu machen, die derzeit aufgrund des sogenannten "Kalten Krieges" zwischen den führenden Promotern und Sendern nicht zustande kommen.

Daraufhin hat Richard Schaefer in ungewohnt scharfen Worten einer möglichen Zusammenarbeit mit Arums Unternehmen Top Rank eine Absage erteilt. Wie der Schweizer erklärte, habe er Bob Arum in der Vergangenheit mehrere Angebote gemacht, doch verändere ein Leopard eben niemals seine Flecken. In diese Kritik schloß der Geschäftsführer auch seinen Boß Oscar de la Hoya ein, der Arum heute hasse, morgen liebe und übermorgen beschimpfe. Solche Spielchen könne man machen. Er selbst führe jedoch Golden Boy und mache seines Erachtens einen ziemlich guten Job. Er habe das Unternehmen zum weltweit führenden Promoter aufgebaut und 2013 ein Rekordjahr abgeschlossen, an dem Bob Arum und HBO nicht beteiligt waren. Er sei stolz auf seine Arbeit und wolle damit fortfahren.

Damit verdichten sich kursierende Gerüchte, zwischen Schaefer und De la Hoya hänge angesichts auseinanderdriftender Zukunftsperspektiven der Haussegen seit geraumer Zeit schief. Er sei immer noch Geschäftsführer, es sei denn, Oscar wolle das ändern, wirft Schaefer den Fehdehandschuh in den Ring. Er habe Golden Boy von Beginn an geführt, doch falls De la Hoya andere Pläne habe und ihn mittels seiner Aktienmehrheit feuern wolle, könne er das nicht verhindern.

Schaefer lehnt jede Zusammenarbeit mit Arum ab, weil er ihn für unzuverlässig und illoyal hält. Das Pendel schlage bei Bob wechselweise nach der einen oder anderen Seite aus. Man habe miterlebt, wie er das MGM in Las Vegas zur Schnecke gemacht habe, dann aber zurückgekommen sei, um am selben Ort einen großen Kampf zu veranstalten. Erst beschimpfe er Mayweather und rufe zum Boykott seines Auftritts auf, dann wolle er sich wieder mit ihm zusammensetzen und über einen Kampf gegen Pacquiao mit ihm reden. So funktioniere das nicht. [1]

Wenngleich es zutrifft, daß Arum mitunter zu heftigen Ausfällen neigt, die das Maß seiner tatsächlichen Möglichkeiten weit übersteigen, ist seine Empörung über das MGM doch nachvollziehbar. Als Manny Pacquiao dort jüngst seinen vielbeachteten Sieg über Timothy Bradley feierte, wies kein einziger Aushang am Veranstaltungsort auf diesen bedeutenden Kampf hin. Statt dessen zierten überlebensgroße Abbildungen Floyd Mayweathers sämtliche Außenflächen, obwohl dessen Auftritt erst drei Wochen später über die Bühne gehen sollte.

Unterdessen hat der in 45 Profikämpfen ungeschlagene Megastar Floyd Mayweather jun. in seinem neuesten Interview signalisiert, daß er möglicherweise nicht mehr mit Golden Boy zusammenarbeitet wird, falls sich der Promoter von Geschäftsführer Richard Schaefer trennt. "Richard weiß, daß er bei uns willkommen ist", hält Mayweather dem Schweizer die Tür weit offen. Man würde gerne eng mit ihm zusammenarbeiten, falls er Probleme bei der Firma bekommen sollte, die er selbst aufgebaut hat. Schon jetzt arbeite sein Manager Leonard Ellerbe eng mit Schaefer zusammen, den man als Teil der Familie betrachte. Zusammen sei man stärker als getrennt, weshalb er davon ausgehe, daß man auch weiterhin miteinander wachsen werde. [2]

Der Grund, warum er mit Golden Boy zusammenarbeite, sei Richard Schaefer, unterstreicht der Weltmeister im Welter- und Halbmittelgewicht. Mayweather, dessen Verhältnis zu De la Hoya bekanntermaßen nicht das beste ist, räumt offen ein, daß er vermutlich diese Kooperation beenden werde, sollte Schaefer das Unternehmen verlassen. Diese Worte haben Gewicht, da Mayweather als bestverdienender Sportler weltweit und mit Abstand stärkster Kassenmagnet des Boxgeschäfts niemandem nach der Pfeife tanzen muß. Mit Al Haymon im Rücken und einem hochdotierten Vertrag mit dem führenden Boxsender Showtime ausgestattet, wäre eine Trennung von Golden Boy mit keinen gravierenden Risiken für ihn verbunden. Daher stärkt seine Parteinahme für Richard Schaefer dessen Position zu Lasten Oscar de la Hoyas, der es sich im Grunde nicht leisten kann, auf seinen Geschäftsführer zu verzichten, der seit Jahren als Schlüsselfigur und eigentlicher Kapitän des Unternehmens gilt.


Fußnoten:

[1] http://www.boxen-heute.de/artikel/5860-zusammenarbeit-mit-top-rankgolden-boy-geschaeftsfuehrer-schaefer-nicht-interessiert.html

[2] http://www.boxen-heute.de/artikel/5893-falls-schaefer-gehtmayweather-koennte-zusammenarbeit-mit-golden-boy-beenden.html

3. Mai 2014