Schattenblick →INFOPOOL →SPORT → BOXEN

MELDUNG/1404: Rola El-Halabi träumt vom Ulmer Münsterplatz (SB)




Erfolgreiche Titelverteidigung gegen Victoria Cisneros

Rola El-Halabi hat den WBF-Titel im Halbweltergewicht durch einen Sieg gegen die US-Amerikanerin Victoria Cisneros in Ulm erfolgreich verteidigt. Zudem sicherte sich die gebürtige Libanesin die vakanten Gürtel nach Version der WIBA und UBF. Es sei definitiv der härteste Kampf ihrer Karriere gewesen, sagte die Lokalmatadorin nach ihrem Erfolg. Wenngleich es kein haushoher Punktsieg gewesen sei, habe sie doch die Oberhand behalten. In einem engen Gefecht setzte sich El-Halabi knapp aber einstimmig durch. [1]

Ihre amerikanische Gegnerin boxte zwar ständig im Vorwärtsgang und schlug beidhändig auf sie ein, doch fehlte es ihren wilden Attacken zumeist an Präzision. Auch setzte Cisneros im Eifer des Gefechts Kopf und Ellbogen ein, während die Ulmerin vor allem bei ihren Kontern technische Vorteile an den Tag legte. Die Amerikanerin reklamierte zunächst den Sieg für sich, lenkte aber schließlich mit den Worten ein, die Zuschauer hätten jedenfalls für ihr Geld einen richtigen Kampf zu sehen bekommen. Rola El-Halabi bekundete der mutigen Gegnerin und zweifachen Mutter Respekt für ihre Leistung.

Mit der finanziellen Bilanz des Kampfabends wollte sich die frischgebackene Dreifachweltmeisterin noch nicht ernsthaft befassen. Etwa 2000 Zuschauer füllten die Kuhberghalle zu zwei Dritteln, so daß unter dem Strich durchaus ein Minus stehen könnte. "Geld kommt und Geld geht." Sie sei bisher aus jedem Tief wieder herausgekommen, erklärte die 29jährige zuversichtlich. Die Ulmerin rechnet damit, in diesem Jahr noch ein- bis zweimal in den Ring zu steigen, um ihre Titel zu verteidigen. Im nächsten Jahr wird sie ihre Karriere wohl beenden: Ihr Traum sei es, den letzten Kampf auf dem Ulmer Münsterplatz auszutragen. [2]

Rola El-Halabi wurde einer größeren Öffentlichkeit bekannt, nachdem am 1. April 2011 ihr Stiefvater und ehemaliger Manager unmittelbar vor einem geplanten Titelkampf wutentbrannt in ihre Kabine gestürmt war und vier Schüsse auf sie abgefeuert hatte. In Fuß, Knie und Schlaghand getroffen war die Boxerin wochenlang an einen Rollstuhl gefesselt. Das Berliner Landgericht verurteilte Hicham El-Halabi im November 2011 zu sechs Jahren Haft. Hintergrund der Tat war nach Auffassung des Gerichts, daß sich die damals 26jährige von ihrem Adoptivvater als Manager getrennt hatte. Die sportliche Laufbahn der unbesiegten Weltmeisterin der Verbände WIBF und WIBA im Leichtgewicht schien nach dem Attentat unwiderruflich beendet zu sein.

Rückhalt fand die gebürtige Libanesin eigenen Angaben zufolge bei ihrem Verlobten und ihrer Familie. Wenn es ihr schlecht gegangen sei, hätten sie ihr zugehört. Darüber hinausgehende psychologische Hilfe brauche sie nicht. Boxen sei ihr Traum, den sie weiterleben wollte. Anfang 2012 nahm sie das Training wieder auf, doch durfte sie wegen einer Metallplatte in der Hand noch nicht kämpfen. Wenngleich kaum jemand an ihr Comeback geglaubt habe, sei sie stets fest entschlossen gewesen, in den Ring zurückzukehren, so die Ulmerin.

Die Entscheidung, wieder anzutreten, sei wie eine zweite Geburt gewesen, wie Geburtstag, Weihnachten und Ostern auf einmal. Sie habe ihr gesamtes Leben gelernt zu kämpfen und bereite sich intensiv vor, um zu gewinnen, sagte sie vor ihrem Comeback am 12. Januar 2013 in Neu-Ulm. Bei ihrem ersten Auftritt mußte sich Rola El-Halabi der gebürtigen Italienerin Lucia Morelli knapp geschlagen geben, doch im August 2013 wurde sie Weltmeisterin der WBF.

Ganz sind die Schatten der Vergangenheit natürlich noch nicht gebannt. Zwar wurden bei ihrem Kampf in der Ulmer Kuhberghalle keine erhöhten Sicherheitsvorkehrungen getroffen, doch stand die Weltmeisterin während der gesamten Veranstaltung unter Schutz. Peter Althof, der in Nürnberg ein Sicherheitsunternehmen leitet und nicht zuletzt den Boxfans als Personenschützer bekannt sein dürfte, konnte berichten, daß es im Vorfeld keine Drohbriefe oder -anrufe gegeben habe. Zusammen mit seinen 35 Mitarbeitern hatte er dennoch ein wachsames Auge auf Rola El-Halabi wie auch die Sicherheit in der gesamten Halle. [3]


Fußnoten:

[1] http://www.boxen-heute.de/artikel/5957-erfolgreiche-titelverteidigungrola-el-halabi-verteidigt-wm-titel-mit-punktstieg-gegen-victoria.html

[2] http://www.augsburger-allgemeine.de/illertissen/sport/Schlaege-mit-chirurgischer-Praezision-id29809876.html

[3] http://www.augsburger-allgemeine.de/neu-ulm/Schuesse-auf-die-Boxerin-noch-nicht-vergessen-id29811451.html

13. Mai 2014