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MELDUNG/1438: Robert Guerrero kommt mit einem blauen Auge davon (SB)




Favoriten setzen sich bei der Showtime-Gala in Carson durch

Auf einer vom Sender Showtime übertragenen Veranstaltung im kalifornischen Carson hatte der nach über einjähriger Pause in den Ring zurückgekehrte Robert Guerrero beträchtliche Mühe, den Japaner Yoshihiro Kamegai in die Schranken zu weisen. In einem turbulenten Kampf des Weltergewichts setzte sich der Favorit zwar am Ende recht deutlich nach Punkten durch (116:112, 117:111, 117:111), doch mußte er auf dem Weg dahin zahlreiche Schläge einstecken. Ein nahezu zugeschwollenes linkes Auge zeugte von den harten Treffern des Gegners, der ohne Respekt vor dem prominenten Kontrahenten beherzt angegriffen hatte. Während Robert Guerrero seine Bilanz auf 32 Siege, zwei Niederlagen und ein Unentschieden verbesserte, stehen für Kamegai nun 24 gewonnene und zwei verlorene Kämpfe sowie ein unentschieden beendeter Auftritt zu Buche.

Er habe sich auf den Stil seines Gegners eingelassen, da er den Fans etwas bieten wollte, zog Guerrero im anschließenden Interview mit Jim Gray von Showtime ein durchwachsenes Fazit. Der Japaner habe ihm einige schwere Treffer zum Kopf und Körper verpaßt, die ihn jedoch nicht aus dem Konzept gebracht hätten. Gefragt, ob Keith Thurman als nächster Gegner in Frage komme, ließ Guerrero wenig Interesse erkennen. Er muß zunächst abwarten, bis die Verletzung an der Augenpartie ausgeheilt ist. Sofern er keinen schwerwiegenden Schaden davongetragen hat, könnte er im Herbst seinen nächsten Kampf bestreiten, in dessen Zusammenhang des öfteren der Name Amir Khan gefallen ist. Der Brite wartet immer noch auf eine Antwort Floyd Mayweathers, die jedoch kaum zu seinen Gunsten ausfallen dürfte.

Der Ukrainer Wassyl Lomatschenko setzte sich in Carson gegen Gary Russell nach Punkten durch und wurde damit bereits in seinem dritten Profikampf WBO-Weltmeister im Federgewicht. Zuvor war er an dem erfahrenen Orlando Salido gescheitert, der dem zweifachen Olympiasieger die Lektion erteilt hatte, daß seinem Durchmarsch im Profilager gewisse Grenzen gesetzt sind. Diesmal hatte es der Ukrainer mit einem kleineren, aber viel beweglicheren Gegner zu tun, der ihn nach der Zahl der abgefeuerten Schläge bei weitem übertraf und insbesondere in den letzten vier Runden wesentlich aktiver zu Werke ging.

Für Lomatschenko sprachen jedoch die wirkungsvolleren Treffer, wobei vor allem seine Schläge zum Körper in der zweiten Kampfeshälfte dem Gegner enorme Probleme bereiteten. Letzten Endes gaben die physischen Vorteile des Ukrainers den Ausschlag, zumal Russel im Unterschied zu Salido nur selten zum Körper schlug und in dieser Hinsicht keine Gefahr darstellte. Wie sich allerdings zeigte, ist Lomatschenko stark in der Offensive, doch vergleichsweise schwach im Rückwärtsgang. Ein attraktiver Gegner wäre nun Guillermo Rigondeaux, sofern sich die beiden auf eine angemessene Gewichtsgrenze einigen könnten, da der Kubaner erheblich leichter ist.

In einem weiteren Kampf des Weltergewichts überzeugte Devon Alexander mit einer der besten Leistungen seiner Karriere. Er behielt in einem einseitigen, aber dennoch spannenden Gefecht gegen Jesus Soto Karass die Oberhand und gewann einstimmig nach Punkten (97:93, 99:91, 99:91). Alexander arbeitete hervorragend mit dem Jab und flüssigen Kombinationen, wobei er sich dem körperlich überlegenen Gegner des öfteren zum Schlagabtausch stellte. Nachdem er in der siebten und achten Runde etwas nachgelassen hatte, erhöhte er in den letzten beiden Durchgängen noch einmal derart das Tempo, daß Soto Karass regelrecht ausgeboxt wurde.

Chad Dawson, der früher Weltmeister der Verbände WBC und IBF im Halbschwergewicht gewesen war, trat in sichtlich schlechter körperlicher Verfassung an. Am Vortag hatte er beim offiziellen Wiegen das vereinbarte Gewicht überschritten und war dafür mit einem 20prozentigen Abzug seiner ohnehin dürftigen Börse von nur 15.000 Dollar bestraft worden. Über Nacht legte er durch Flüssigkeitsaufnahme fast 20 Pfund zu, so daß er nun wie ein aus der Form geratener Cruisergewichtler wirkte.

Ob er unter diesen Umständen zehn Runden gegen einen anspruchsvollen Gegner überstanden hätte, blieb eine hypothetische Frage. Dawson schickte den 39jährigen George Blades in der ersten Runde dreimal zu Boden, worauf der Ringrichter einschritt und den Kampf abbrach. Damit verbesserte der Exweltmeister seine Bilanz auf 32 Siege und drei Niederlagen, doch verblaßte der an sich überzeugende Sieg hinter der Mutmaßung, daß Chad Dawson die Vorbereitung nicht allzu ernst genommen haben konnte. Er machte zumindest in körperlicher Hinsicht nicht den Eindruck, als wolle er die Rückschläge in der jüngeren Vergangenheit um jeden Preis vergessen machen. [1]


Fußnote:

[1] http://www.boxingnews24.com/2014/06/lomachenko-russell-jr-early-action-from-carson-california/#more-178067

23. Juni 2014