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MELDUNG/1495: Aufgeschoben heißt in diesem Fall nicht aufgehoben (SB)




Klitschko holt Kampf gegen Pulew Mitte November in Hamburg nach

Wladimir Klitschko holt die verschobene Titelverteidigung gegen Kubrat Pulew am 15. November in der O2 World Hamburg nach. Alle bereits erworbenen Eintrittskarten behalten ihre Gültigkeit. Der Kampf sollte ursprünglich am 6. September an gleicher Stelle über die Bühne gehen, mußte jedoch aufgrund einer Verletzung des Ukrainers abgesagt werden. Der Superchampion der WBA und WBO sowie Weltmeister der IBF und IBO im Schwergewicht hatte sich in seinem Trainingslager im österreichischen Going beim Sparring einen Muskelfaserriß am linken Bizeps zugezogen.

Nach Satzung der International Boxing Federation (IBF), gegen deren Pflichtherausforderer Klitschko antritt, hat der Veranstalter in diesem Fall 90 Tage Zeit, den Kampf neu anzusetzen. Das Management des Champions konnte sehr schnell einen Nachholtermin unter Dach und Fach bringen.

Wladimir Klitschko verlieh seiner Freude Ausdruck, daß die Titelverteidigung weiterhin in Hamburg stattfindet, wo die Stimmung bei seinen Auftritten stets phantastisch sei. Um seine Verletzung auszukurieren, lege er zunächst eine Trainingspause ein und beginne anschließend wieder neu mit der Vorbereitung auf den Kampf gegen Kubrat Pulew.

Auch sein Manager Bernd Bönte zeigte sich erleichtert, daß so schnell ein Nachholtermin für Hamburg gefunden werden konnte. Er freue sich ganz besonders für die Fans des Weltmeisters, da die Arena bereits ausverkauft gewesen sei. Bönte dankte dem Weltverband IBF sowie den Partnern RTL und O2 World Hamburg, die beide den neuen Kampftermin in der ursprünglich geplanten Arena ermöglicht haben.

Klitschkos größter Erfolg im Amateurlager war der Gewinn einer Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta. Als Profi hat er 62 Kämpfe gewonnen und drei verloren, wobei die letzte Niederlage gegen Lamon Brewster schon gut zehn Jahre zurückliegt. Der Ukrainer ist seit 2006 Weltmeister im Schwergewicht und nach dem legendären Joe Louis der am längsten amtierende Schwergewichtschampion aller Zeiten. Seit Jahren die unumstrittene Nummer eins in der Königsklasse des Boxens, bestreitet der 38jährige gegen Pulew bereits den 26. Titelkampf seiner Karriere. Häufiger als er konnten sich nur Joe Louis mit 25 besiegten Herausforderern und Larry Holmes, der 20 Anwärtern das Nachsehen gab, gegen die nachdrängende Konkurrenz durchsetzen.

Der aus Sofia stammende Kubrat Pulew ist in 20 Profikämpfen ungeschlagen und führt die Rangliste der IBF seit geraumer Zeit an. Ab 2011 war der 33 Jahre alte und 1,94 m große Bulgare internationaler Champion der IBF und 2012/2013 Europameister im Schwergewicht. Im August 3013 setzte er sich in einem Ausscheidungskampf gegen den erfahrenen US-Amerikaner Tony Thompson durch und qualifizierte sich damit endgültig zum Pflichtherausforderer des Weltmeisters. [1]

Wie ernst Klitschko die bevorstehende Aufgabe nimmt, zeigt nicht zuletzt der Umstand, daß er sich nicht weniger als 15 Sparringspartner zur Vorbereitung auf den Bulgaren ins Trainingslager geholt hatte, darunter den jungen Briten Anthony Joshua und den erfahrenen US-Amerikaner Kevin Johnson. Noch vor wenigen Tagen war sein Trainer Jonathon Banks, wie Klitschko ein langjähriger Schützling des verstorbenen Emanuel Steward und bis vor kurzem selbst ein recht erfolgreicher Schwergewichtler, voll des Lobes über die intensive Trainingsarbeit des Weltmeisters. Dieser sei seines Erachtens wohl der einzige Schwergewichtler weltweit, der bei hohem Tempo nicht nur die geforderten zwölf, sondern auch 14 oder 15 Runden boxen könne.

Wie man nun rückblickend sagen kann, hat der Champion seinem Körper im Zuge der selbst für seine Verhältnisse überaus intensiven Vorbereitung offenbar zuviel zugemutet. In welcher Situation es zu der Verletzung kam, ist nicht bekannt, da Klitschko solche Details so gut wie nie an die Öffentlichkeit dringen läßt. Alle Sparringspartner verpflichten sich, keinem Außenstehenden gegenüber Angaben über Interna zu machen. Wer gegen diese Trainingsordnung verstößt, die eine lange Liste weiterer Verhaltensvorschriften umfaßt, muß das Camp sofort verlassen und wird sicher nie wieder eine Einladung erhalten. Damit entgeht ihm nicht nur das finanzielle Zubrot durch diese Beschäftigung, sondern auch die möglicherweise nutzbringende Erfahrung des Sparrings mit dem Champion. Zwar sind dessen Trainingspartner nicht zuletzt Prügelknaben, die zum Zweck ihres Verbrauchs angeheuert werden. Andererseits kann zumindest ein Nachwuchstalent wie Anthony Joshua sicher eine Menge dabei lernen. Es sich mit dem Ukrainer zu verscherzen, kann unter Umständen auch langfristig negative Konsequenzen haben, wenn es beispielsweise irgendwann in der Zukunft darum gehen sollte, womöglich als Gegner für einen anderen Boxer der K2 Promotions oder gar als Herausforderer für eine freiwillige Titelverteidigung Klitschkos zum Zuge zu kommen.


Fußnote:

[1] http://www.boxen-heute.de/artikel/6398-neuer-kampfterminwladimir-klitschko-gegen-kubrat-pulev-am-15-november-in-hamburg.html

29. August 2014