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MELDUNG/1499: Mit Argentiniern ist nicht zu spaßen (SB)




Lucas Matthysse überrollt Roberto Ortiz

Neben Sergio Martinez, dem früheren WBC-Weltmeister im Mittelgewicht, und Marcos Maidana, der in wenigen Tagen den großen Floyd Mayweather bei ihrer mit Spannung erwarteten Revanche im Weltergewicht entthronen will, ist der Halbweltergewichtler Lucas Matthysse der dritte überragende Argentinier im aktuellen Boxgeschäft. Sein Auftritt in Cincinnati ließ einen hochklassigen und dramatischen Kampf erwarten, bekam er es doch mit dem ungeschlagenen Roberto Ortiz zu tun, der den Silbergürtel des Verbands WBC besaß und damit Anwärter auf einen Titelkampf war.

Matthysse dominierte von Beginn an das Geschehen im Ring und setzte seinem Gegner heftig zu. In der zweiten Runde ging der Mexikaner nach einem Körpertreffer zu Boden und wollte die Phase des Anzählens ausschöpfen, um sich wieder zu erholen. Er kam bei neun hoch, doch Ringrichter Benjy Esteves jun. rechnete offenbar nicht damit, daß Ortiz den Kampf noch einmal aufnehmen könnte, und entschied vorschnell auf Abbruch. Damit endete das Duell nach 2:45 Minuten dieses Durchgangs zur Enttäuschung des Publikums, daß sich durch diese Fehleinschätzung um einen spannenden Fortgang getrogen sah. Während der Argentinier seine Bilanz auf 36 Siege und drei Niederlagen verbesserte, mußte der Mexikaner nach 31 gewonnenen Auftritten und einem Unentschieden die erste Niederlage hinnehmen.

Unmittelbar nach seinem vorzeitigen Erfolg forderte Matthysse eine Revanche gegen Danny Garcia. Dieser dürfe nicht länger vor ihm weglaufen und nur gegen schwache Kontrahenten antreten. Sollte Garcia Angst haben, wünsche er sich Adrien Broner zum Gegner, da er es mit jedem aufnehme. Broner besiegte im Rahmen derselben Veranstaltung Emmanuel Taylor, hatte dabei jedoch wesentlich größere Probleme als der Argentinier, sich gegen den beherzt kämpfenden Außenseiter durchzusetzen. [1]

Im September 2013 hatte Garcia im MGM Grand in Las Vegas einstimmig nach Punkten gegen Matthysse gewonnen, doch profitierte er dabei von einem umstrittenen Niederschlag in der elften Runde. Zuvor hatte er den Argentinier derart in die Seile gedrückt, daß sich dieser verhedderte und deshalb nicht verteidigen konnte. Garcia deckte ihn dennoch mit einer Serie von Treffern ein, die Matthysse zu Boden zwangen, worauf der Referee Tony Weeks die Aktion als regulären Niederschlag wertete. Da der Argentinier in dieser Runde die Oberhand gehabt hatte, wäre ihm anderfalls am Ende ein knapper Sieg sicher gewesen. Überdies war Garcia bis zu zwölften Runde mehrfach mit Tiefschlägen ungeschoren davongekommen und mußte er erst kurz vor Ende des Kampfs einen Punktabzug hinnehmen. [2]

Matthysse möchte natürlich den Beweis antreten, daß ihn Garcia unter irregulären Bedingungen geschlagen hat. Im Grunde genommen fehlt es dem Weltmeister der Verbände WBA und WBC derzeit an anderen Optionen, da er bereits einer Revanche gegen Mauricio Herrera, den er im März umstritten besiegt hatte, eine Absage ereilt hat. Nachdem ihn der Argentinier nun herausgefordert hatte, meldete er sich umgehend über Twitter zu Wort: Er habe Matthysse damals nach Strich und Faden verprügelt. Dem Argentinier gehe es gar nicht darum zu gewinnen, da er nur das Geld im Sinn habe.

Natürlich könnte sich Garcia auch mit dem IBF-Champion Lamont Peterson messen, der allerdings im vergangenen Jahr keine drei vollen Runden mit Lucas Matthysse überstand. Es wäre also nicht gerade ein Ruhmesblatt, einen Gegner vorzuziehen, den der Argentinier im Handumdrehen besiegen konnte. Bei seinem letzten Auftritt machte Garcia mit dem Leichtgewichtler Rod Salka kurzen Prozeß, der heillos überfordert war. Pflichtherausforderer beim WBC ist Viktor Postol, der seinem Wunsch nach einem Titelkampf Ausdruck verliehen hat. [3]

Da Broner und Matthysse beide mit dem einflußreichen Berater Al Haymon zusammenarbeiten, wäre es ohne weiteres möglich, dieses attraktive Duell auf die Beine zu stellen. Haymon muß jedoch klar sein, daß Broner dabei einen schweren Stand hätte und sich derzeit keine zweite Niederlage leisten kann, will er nicht weit zurückfallen. Wenngleich Experten und Fans wie so oft die bestmöglichen Kämpfe einfordern, dürfte die graue Eminenz des aktuellen Boxgeschäfts daher weiter auf eine Weise die Fäden ziehen, die sein wachsendes Aufgebot an Weltmeistern und anderen hochkarätigen Akteuren nicht eigenhändig dezimiert.


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2014/09/broner-taylor-early-action-from-cincinnati/#more-181423

[2] http://www.boxingnews24.com/2014/09/danny-garcia-matthysse-just-wants-a-payday/#more-181451

[3] http://www.boxingnews24.com/2014/09/matthysse-calls-out-adrien-broner-and-danny-garcia/#more-181430

8. September 2014