Schattenblick →INFOPOOL →SPORT → BOXEN

MELDUNG/1502: Neustart jenseits des großen Teichs? (SB)




David Haye arbeitet an seiner Rückkehr in den Ring

Da sich der britische Schwergewichtler David Haye seit einiger Zeit in den USA aufhält und zuletzt in Las Vegas bei Ismael Salas trainiert hat, kam die Meldung nicht ganz überraschend, er habe sich von seinem langjährigen Trainer Adam Booth getrennt. Zudem kursierten Mutmaßungen, Haye werde bald mit dem einflußreichen Berater Al Haymon zusammenarbeiten.

Der frühere Weltmeister im Cruiser- und Schwergewicht hatte in den letzten Jahren immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen und stand mehrfach kurz vor dem Rücktritt. Er hat seit Juli 2012 keinen Kampf mehr bestritten. Damals besiegte er seinen britischen Landsmann Dereck Chisora in der fünften Runde. Ein 2013 geplantes Duell mit Tyson Fury sagte er zweimal wegen Verletzungen ab, worauf es endgültig gestrichen wurde. Während im ersten Fall eine im Sparring davongetragene Rißwunde als Grund angegeben wurde, legte beim zweiten Mal eine notwendig gewordene Schulteroperation die Karriere des Londoners für geraume Zeit auf Eis.

Haye, der im Oktober 34 Jahre alt wird, wollte eigentlich im Herbst wieder nach England zurückkehren, wobei derzeit noch nicht feststeht, wann er im Ring zu sehen sein wird. Denkbar wäre ein Auftritt im Vorprogramm des Titelkampfs zwischen dem Kanadier Bermane Stiverne und Deontay Wilder aus den USA, bei dem der WBC-Gürtel zur Disposition steht. [1]

Der Brite, dessen Bilanz 26 Siege und zwei Niederlagen aufweist, ging in aktuellen Stellungnahmen nur bedingt auf die kursierenden Gerüchte ein und erwähnte Adam Booth mit keinem Wort. Was Al Haymon betrifft, versicherte Haye, er habe bislang bei keinem Promoter unterschrieben. Das werde aber in Kürze der Fall sein, da er noch einige Leute vermöbeln müsse, und dann werde er es alle wissen lassen. Er sei noch zwei oder drei Kämpfe von der Herausforderung eines Weltmeisters wie Ruslan Tschagajew oder Bermane Stiverne entfernt. Um noch einmal an Wladimir Klitschko heranzukommen, müßte er allerdings schon Pflichtherausforderer werden, da der Ukrainer andernfalls kaum Interesse an einer Revanche haben dürfte.

Noch wichtiger als die Trainerfrage ist für David Haye, ob er nach seinen Verletzungen und der Schulteroperation in vollem Umfang gesundheitlich wiederhergestellt ist. Da seine bevorzugte Kampfesweise insbesondere auf aufwendigen Schwingern gründet, sind die Verschleißfolgen absehbar. Somit läuft er Gefahr, schon bei einer intensiven Vorbereitung auf seinen nächsten Kampf eine erneute Verletzung davonzutragen.

Sollte der Brite in Zukunft tatsächlich mit Al Haymon zusammenarbeiten, ändert das zunächst nichts an dem Manko seiner langen Abwesenheit vom Kampfgeschehen. Wohl könnte ihm der Berater einige Auftritte gegen schwächere Kandidaten verschaffen, damit Haye wieder Praxis bekommt und Tritt faßt. Die Ausgangslage würde das aber kaum verbessern, da der Brite möglichst schnell um einen Titel kämpfen will. Wenngleich nicht auszuschließen ist, daß ihn die Verbände WBA und WBC bereits nach einem oder zwei Siegen gegen mittelmäßige Kontrahenten auf Platz eins ihrer Rangliste setzen, bleibt zumindest Wladimir Klitschko noch in weiter Ferne.

Wie Haye dazu erklärte, könnte er gegen Ruslan Tschagajew um den regulären Titel der WBA oder gegen den WBC-Champion Bermane Stiverne kämpfen. Beide seien keine allzu schweren Aufgaben, weshalb er sich zutraue, sie notfalls aus dem Stand, jedoch mit Sicherheit nach einer gewissen Vorbereitungszeit zu schlagen. Was den Usbeken betrifft, mag Haye nicht ganz falsch liegen, doch gilt das nicht für Stiverne, der ihm größte Probleme bereiten würde. Zudem verteidigt der Kanadier im nächsten Schritt seinen Titel gegen Deontay Wilder, den viele noch stärker und damit eine Nummer zu groß für David Haye einschätzen. [2]

David Haye hat seinerzeit mit seinen platten Provokationen den höchst lukrativen Kampf gegen Wladimir Klitschko herbeigeredet, doch mußte er sich dem Ukrainer im Juli 2011 geschlagen geben und verlor dabei den Titel der WBA. Ende 2012 lieferte er sich auf der Pressekonferenz nach der Niederlage Dereck Chisoras gegen Vitali Klitschko eine inszenierte Prügelei mit seinem Landsmann. Der Vorfall schlug hohe Wellen und führte letzten Endes zu einem hochdotierten Duell der beiden Briten, womit der Zweck des Spektakels erfüllt war.

Eskapaden waren stets integraler Bestandteil der Selbstinszenierung David Hayes, dem man jedenfalls nicht absprechen kann, frischen Wind in die triste Szene gebracht zu haben. Er polarisierte das Publikum und boxte zumeist so spektakulär, daß bei seinen Auftritten für gute Unterhaltung gesorgt war. Schon aus diesem Grund würde man ihm eine erfolgreiche Rückkehr in den Ring wünschen, der freilich eine Aussage entgegensteht, die er selbst vor Jahren in den Raum gestellt hat: Er werde mit Sicherheit seine Karriere so frühzeitig beenden, daß er ein Leben nach dem Boxen bei bester Gesundheit genießen könne.


Fußnoten:

[1] http://www.boxen-heute.de/artikel/6440-adam-booth-ist-rausdavid-haye-trennt-sich-von-seinem-trainer.html

[2] http://www.boxingnews24.com/2014/09/haye-i-havent-signed-with-anybody-yet/#more-181505

11. September 2014