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MELDUNG/1509: ARD zieht sich weitgehend aus dem Boxsport zurück (SB)




Künftig allenfalls Übertragungen im Einzelfall

Wie die ARD-Sprecherin Anna Engelke bestätigt hat, wird der Ende des Jahres auslaufende Vertrag mit Sauerland Event nicht verlängert. Es werde auch keinen Rahmenvertrag geben. Damit nimmt das finanzielle und in der Folge auch sportliche Verhängnis seinen Lauf, da ein Unternehmen von der Größenordnung des Berliner Promoters auf hohe Einkünfte angewiesen ist. Seit über dreizehn Jahren ist Sauerland geschäftlich mit der ARD verbunden und hat in dieser Zeit Lizenzgebühren im dreistelligen Millionenbereich kassiert.

Entgegen der Forderung einiger Rundfunkräte soll es kein generelles Boxverbot in der ARD geben. Der Sender setze auf fairen Wettbewerb und werde künftig von Fall zu Fall entscheiden. Einzelkämpfe im Ersten seien denkbar, würden aber die Zustimmung und die Entscheidung der Intendantinnen und Intendanten voraussetzen. Auch die Gremien sollen mit einbezogen werden. Aktuell stünden keine Kämpfe an, so Engelke in einer Pressemitteilung. [1]

Was das genau bedeuten soll, ist recht nebulös, da der auslaufende Vertrag mit Sauerland definitiv nicht verlängert, eine Zusammenarbeit im Einzelfall aber auch in Zukunft nicht ausgeschlossen wird. Daß der Berliner Promoter auf dieser vagen Grundlage nicht wirtschaften kann, liegt auf der Hand. Daher hat man sich längst nach Skandinavien und England umorientiert, um den Fortbestand des Unternehmens zu sichern. Der Sauerland-Boxstall werde auf jeden Fall weiterbestehen, hob Geschäftsführer Frederick Ness jüngst die Absicht hervor, keinesfalls das Handtuch zu werfen.

Nach dem neuen Konzept der ARD könnten künftig auch andere Veranstalter eine Chance bekommen, sich im Ersten zu präsentieren. Die Monopolbildung ist damit beendet, doch ob tatsächlich andere Promoter von dieser Entwicklung profitieren, muß sich erst noch herausstellen. Das vorgestellte Verfahren, wonach Intendanten und Gremien einer Übertragung von Boxkämpfen im Einzelfall zustimmen müßten, hört sich nicht gerade nach einer praktikablen und leichtgängigen Vorgehensweise an. Zudem wird die Gesamtsumme der Fernsehgelder für das Boxen drastisch reduziert, was zu dessen schwindender Präsenz in der öffentlichen Wahrnehmung führen dürfte.

Ein Sargnagel der Ende Juli 2010 beendeten Zusammenarbeit zwischen dem ZDF und der Hamburger Universum Box-Promotion war offenbar die Praxis, zunehmend Frauenkämpfe in den Vordergrund zu stellen. Was wie eine systematische Förderung des Frauenboxens aussah, verdankte sich wohl nicht zuletzt dem Umstand, daß Frauen nur einen Bruchteil der Börse ihrer männlichen Zunftgenossen bekommen, der Boxstall mit ihrer Vermarktung also besonders viel verdiente. Die Zuschauer wollten aber zur besten Sendezeit nicht unbedingt immer nur Frauenboxen sehen, so daß die Beschwerden schließlich überhandnahmen. ZDF und Universum waren nicht bereit oder in der Lage, diese wachsende Unwucht auszusteuern, die der ohnehin weit verbreiteten Ablehnung des Boxsports in Kreisen der öffentlich-rechtlichen Sender zum Durchbruch verhalf.

Sauerland Event hielt das Frauenboxen auf kleinerer Flamme, stand aber im Laufe der Zeit im Ruf, daß seine Akteure im Zweifelsfall von den Punktrichtern bevorzugt würden. Zudem wurden oftmals Herausforderer verpflichtet, von denen das Gros der deutschen Zuschauerschaft noch nie etwas gehört hatte. Damit handelte der Berliner Promoter nicht anders als alle geschäftstüchtigen Konkurrenten der Branche, doch zog diese Konstellation ein zunehmendes Unbehagen des Publikums nach sich. Was zum Niedergang der Präsenz des internationalen Profiboxens in der zeitweiligen Hochburg Deutschland beigetragen hat, der zudem noch nicht unumkehrbar besiegelt ist, bedürfte natürlich einer umfassenden Analyse, die weit über die hier angedeuteten Aspekte hinausgeht.

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Floyd Mayweather läßt die Kasse klingeln

Der Kampf zwischen Floyd Mayweather und Marcos Maidana am vergangenen Wochenende in Las Vegas ließ die Kasse klingeln. Im MGM Grand wurden 14.859 Eintrittskarten verkauft, die einen Erlös von fast 15 Millionen Dollar und damit das fünftbeste Ergebnis in der Geschichte der Spielerstadt brachten. Mayweather, dessen Auftritte für vier der fünf lukrativsten Kartenverkäufe gesorgt haben, hält den Rekord mit über 20 Millionen Dollar bei seinem Kampf gegen den jungen Mexikaner Saul "Canelo" Alvarez, gefolgt von gut 18 Millionen bei seinem Duell mit Oscar de la Hoya im Jahr 2007. Lediglich der Schwergewichtskampf zwischen Evander Holyfield und Lennox Lewis von 1999 kann mit fast 17 Millionen Dollar aus dem Kartenverkauf halbwegs mithalten.

Der Löwenanteil der Umsätze wird jedoch im Bezahlfernsehen erzielt, das ebenfalls Floyd Mayweather dominiert. Sein Kampf gegen Oscar de la Hoya führt nach wie vor mit 2,4 Millionen Buchungen die Rangfolge an. Wie viele Kunden die Revanche gegen den Argentinier Marcos Maidana sehen wollten, ist noch nicht bekannt, da die Auswertung erfahrungsgemäß lange dauert. Nicht selten schweigen sich die Sender sogar über die exakten Zahlen aus, so daß man auf Experten mit guten Verbindungen angewiesen ist, um Genaueres zu erfahren. Das führt fast zwangsläufig dazu, daß unterdessen diverse Gerüchte über die wichtigste Kennziffer des ökonomischen Erfolgs im Netz die Runde machen. So war zu hören, der Kampf habe deutlich über 900.000 Abnehmer und damit noch mehr als die erste Begegnung zwischen Mayweather und Maidana gefunden. Bevor sich Showtime zu einer Angabe in der Lage oder willens sieht, sind solche Mutmaßungen aber Schall und Rauch. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxen.de/news/boxen-ard-will-neue-wege-gehen-32738

[2] http://www.boxingnews24.com/2014/09/mayweather-maidana-generates-15-million-in-ticket-sales/#more-182031

20. September 2014