Schattenblick →INFOPOOL →SPORT → BOXEN

MELDUNG/1513: In Philadelphia hat Cunningham stets sein Publikum (SB)




Versierter Techniker auf dem Tummelplatz brachialer Riesen

In einem Kampf des Schwergewichts trifft der inzwischen 38 Jahre alte Steve Cunningham am 18. Oktober auf Natu Visinia. Während der frühere IBF-Weltmeister im Cruisergewicht mit einer Bilanz von 27 Siegen und sechs Niederlagen als namhafter Veteran der Szene gelten darf, ist sein in zehn Auftritten ungeschlagener Kontrahent vergleichsweise neu im Geschäft. Cunningham weist indessen im Vorfeld ihres Duells darauf hin, daß er als Aufsteiger in die höchste Gewichtsklasse weniger Erfahrung im Schwergewicht als sein Gegner habe.

Da der Kampf in seiner Heimatstadt Philadelphia ausgetragen wird, kann sich Steve Cunningham der Unterstützung seitens des Publikums sicher sein. Dort hat er mit einem Sieg über den aufstrebenden Amir Mansour und dem Gewinn des USBA-Titels seinen letzten Erfolg gefeiert. Als er noch im Cruisergewicht kämpfte, verlor er den IBF-Titel an Yoan Pablo Hernandez, der bei Sauerland Event unter Vertrag steht, der in der Folge für einige Zeit auch Cunninghams Promoter war.

Sein Versuch, sich im Schwergewicht für eine Herausforderung Wladimir Klitschkos zu qualifizieren, scheiterte in einem Ausscheidungskampf, bei dem er im April 2013 auf Tyson Fury traf. Im New Yorker Madison Square Garden machte der mit einer Größe von 2,06 m körperlich weit überlegene Brite bei seinem Debüt in den USA zunächst keine gute Figur. Der technisch versierte Cunningham boxte ihn regelrecht aus und schickte den unbeholfen wirkenden Riesen zu Beginn der zweiten Runde mit einem sehenswerten Kopftreffer zu Boden. Fury kam jedoch wieder auf die Beine und setzte sich schließlich erfolgreicher in Szene, indem er seine Masse auf den kleineren Gegner wälzte. Dennoch bedurfte es eines regelwidrigen Manövers des Briten, um in der siebten Runde den vorzeitigen Sieg davonzutragen: Mit der Linken verdeckte er Cunningham die Sicht, worauf er ihn mit der Rechten niederstreckte.

Die beiden darauffolgenden Kämpfe konnte Cunningham für sich entscheiden. Der Gewinn des freilich nicht allzu bedeutenden USBA-Titels dürfte zumindest eine Genugtuung für ihn gewesen sein. Wenngleich er es in technischer Hinsicht wohl mit jedem anderen Schwergewichtler aufnehmen kann, verfügt er schlichtweg nicht über die Statur, um an der Spitze den hochgewachsenen und überschweren Konkurrenten Paroli zu bieten, die in zunehmendem Maße das Feld beherrschen. Er wird sich gemeinsam mit seinem Trainer Naazim Richardson auf die daraus resultieren Grenzen seiner Möglichkeiten einstellen müssen.

Solange Steve Cunningham in Philadelphia auftritt, wo der Boxsport sehr populär ist, wird er immer sein Publikum haben, auch wenn es nicht um die ganz großen Titel geht. Dort kennt jeder seinen Namen, und nicht wenige gehen vor allem deshalb zu seinen Kämpfen, um ihn finanziell zu unterstützen, da er die dabei verdienten Börsen größtenteils für die Arztrechnungen seiner herzkranken Tochter aufwenden muß. [1]

*

Tavoris Cloud kehrt nach langer Pause zurück

Fast auf den Tag genau nach einem Jahr Pause kehrt der kanadische Halbschwergewichtler Tavoris Cloud am 27. September in den Ring zurück. In 22 Profikämpfen ungeschlagen, mußte er sich im März 2013 dem legendären Bernard Hopkins nach Punkten geschlagen geben, der ihm damit den IBF-Titel abnahm. Als er im September gegen seinen Landsmann Adonis Stevenson antrat, um sich mit dessen WBC-Gürtel schadlos zu halten, trug er eine Rißwunde über dem rechten Auge davon und mußte den Kampf nach der siebten Runde aufgeben. Zu diesem Zeitpunkt lag er allerdings auch schon klar nach Punkten zurück.

Um sich von diesen beiden Rückschlägen zu erholen, legte Tavoris Cloud eine ausgiebige Pause ein. Nun tritt er am Ort seiner letzten Niederlage, dem Bell Center in Montreal, gegen den Russen Artur Beterbijew an. Im Kampf um den nicht allzu bedeutenden Titel des Verbandes NABF trifft er dabei auf einen Kontrahenten, der erst seit Juni 2013 Profi ist und inzwischen fünf Kämpfe gewonnen hat. Der Russe war allerdings ein guter Amateurboxer, wovon zwei Olympiateilnahmen sowie eine Silbermedaille bei den Weltmeisterschaften 2007 und Gold im Jahr 2009 zeugen.

Unbestätigten Angaben zufolge konnte Beterbijew in seiner Amateurzeit den derzeitigen WBO-Weltmeister Sergej Kowaljow zweimal besiegen. Jedenfalls gilt er als aggressiver Boxer, der über eine nicht zu unterschätzende Schlagwirkung gebietet. Erwähnenswert bei diesem Kampf zwischen ihm und Tavoris Cloud ist zudem das Gerücht, der Russe wolle als Profi nur etwas Geld verdienen und dann wieder ins Amateurlager wechseln, um an den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro teilzunehmen - dann jedoch nicht mehr für Rußland, sondern für seine neue Wahlheimat Kanada. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxen.de/news/steve-cunningham-vs-natu-visinia-18-oktober-in-philadelphia-32776

[2] http://www.boxen.de/news/travoris-cloud-vs-artur-beterbiyev-27-september-montreal-32773

25. September 2014