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MELDUNG/1552: Ein kleiner Eklat sorgt für große Schlagzeilen (SB)




Pressekonferenz Wladimir Klitschkos ohne das Team Kubrat Pulews

Wladimir Klitschko bekommt es am Samstag mit einem Gegner zu tun, dem viele Experten zutrauen, den Ukrainer vor größere Probleme zu stellen als seine letzten Herausforderer. Der Superchampion der WBA und WBO sowie Weltmeister der IBF und IBO im Schwergewicht verteidigt seine diversen Titel in der Hamburger O2 World gegen Kubrat Pulew, den Pflichtherausforderer des Verbands IBF. Der von Otto Ramin trainierte Bulgare aus dem Berliner Sauerland-Team war früher Europameister und ist in 20 Auftritten ungeschlagen. Ende August 2013 setzte er sich in einem Ausscheidungskampf einstimmig nach Punkten gegen den US-Amerikaner Tony Thompson durch und wurde damit erster Anwärter auf ein Duell mit dem Champion bei der IBF. Seither stand Pulew zweimal im Ring und bezwang dabei im Dezember Joey Abell sowie Anfang April Ivica Perkovic jeweils vorzeitig.

Wenngleich andere Anwärter vehement bestreiten, daß sie dem 33jährigen Pulew lieber aus dem Weg gehen, spricht doch Bände, daß weder der Pole Tomasz Adamek noch der Brite Tyson Fury Lust auf einen Gang mit dem Bulgaren hatten, obwohl im Falle eines Sieges ein Kampf gegen Klitschko winkte. Pulew hat als Amateur eine solide Ausbildung genossen, die er auch im Profilager erfolgreich umzusetzen verstand. Mit einer Größe von 1,94 m und 115 Kilo Gewicht ist er zudem physisch in der Lage, der Masse Klitschkos Paroli zu bieten.

Für Wladimir Klitschko, der zuletzt vor rund zehn Jahren gegen den US-Amerikaner Lamon Brewster verloren hat, stehen 62 Siege und drei Niederlagen zu Buche. Bei seinem letzten Auftritt bezwang er den heillos überforderten Pflichtherausforderer der WBO, Alex Leapai aus Australien, in der fünften Runde. Für den Ukrainer ist der bevorstehende Kampf bereits die 17. Titelverteidigung seiner gut acht Jahre währenden Regentschaft. Häufiger als Klitschko konnten sich nur Joe Louis mit 25 besiegten Herausforderern und Larry Holmes, dem sich 20 Anwärter geschlagen geben mußten, gegen die nachdrängende Konkurrenz durchsetzen.

Unterdessen haben sich die beiden Parteien mit kleinlich anmutenden Streitereien auf den bevorstehenden Titelkampf eingestimmt. Ob es sich um einen vorgezogenen Machtkampf, einen spontan ausgebrochenen Zank oder gar eine inszenierte Minifehde zur Bewerbung des Duells handelte, wird man wohl nie erfahren. Jedenfalls untersagte Klitschkos Manager Bernd Bönte der sechsköpfigen Delegation um Promoter Kalle Sauerland den Zutritt zur Pressekonferenz in einem Hamburger Hotel. Es stehe im Vertrag, daß nicht die gesamte Entourage des Gegners dabeisein darf, erklärte Bönte, der maximal drei Personen aus dem Lager des Bulgaren einlassen wollte. Entweder alle oder keiner, erwiderte Kubrat Pulew, worauf die Pressekonferenz ohne die Sauerland-Leute stattfand, die sich ins Restaurant des Hotels setzten.

Einen Ausfall des Kampfs hält Bönte dennoch für ausgeschlossen. Spätestens am Freitag beim Wiegen werde Kubrat Pulew erscheinen, ist sich Klitschkos Manager sicher. Schließlich gehe es für ihn gegen Wladimir um eine Kampfbörse von gut 1,4 Millionen Dollar. Bei der Versteigerung der Austragungsrechte hatte Klitschkos Management K2 mit einem Gebot von knapp über 7,25 Millionen Dollar gegenüber Sauerland Event mit 5,29 Millionen die Oberhand behalten. Von der Gesamtsumme stehen dem Weltmeister wie üblich 80 Prozent und dem Herausforderer 20 Prozent zu. Klitschko bekommt also rund 5,8 Millionen Dollar, während Pulew mit 1,45 Millionen die mit Abstand höchste Börse seiner Karriere einstreichen kann.

Klitschko konnte nach dem Abmarsch der Sauerland-Delegation nur den Kopf schütteln. Er könne das nicht begreifen, so der Ukrainer im Interview mit dem Sender RTL, der den Kampf übertragen wird. Pulew sei ganz schlecht beraten. Er gehe indessen davon aus, daß der Bulgare furchtlos in den Ring steigen werde und der Größenunterschied von vier Zentimetern dem Herausforderer nicht zum Nachteil gereiche. Schließlich habe Pulew in Kämpfen mit noch größeren Gegnern wie Alexander Dimitrenko und Alexander Ustinow gute Leistungen gezeigt und diese Duelle sogar vorzeitig gewonnen. Zudem sei der Bulgare ein ausgezeichneter Techniker, zollte der Weltmeister seinem Kontrahenten Respekt.

Dieser Würdigung seines Gegners ungeachtet, zweifelt Wladimir Klitschko nicht an einer erfolgreichen Titelverteidigung. Er habe in der Vorbereitung mit seinem Trainer Jonathon Banks das gleiche Programm absolviert, wie vor seinen vorangegangenen Siegen. Seine Verletzung am Bizeps hat er eigenen Angaben zufolge vollständig auskuriert. Er sei gesund, in bester Verfassung und sehr froh, daß er am 15. November endlich wieder die Fäuste fliegen lassen könne.

11. November 2014