Schattenblick →INFOPOOL →SPORT → BOXEN

MELDUNG/1575: Welche Rechnung sollte da noch offen sein? (SB)




Komfortable Revanche Arthur Abrahams gegen Paul Smith

Für den Berliner Promoter Sauerland Event beginnt eine neue Ära. Die Veranstaltung in Oldenburg am vergangenen Samstag, in deren Hauptkampf Jürgen Brähmer seinen WBA-Titel im Halbschwergewicht in nur 53 Sekunden erfolgreich gegen den überforderten Polen Pawel Glazewski verteidigte, war die letzte mit dem Fernsehpartner ARD. Ab 2015 werden die Kampfabende des Teams Sauerland live und exklusiv in Sat.1 sowie auf den Online-Plattformen "ran.de" und "maxdome" präsentiert. Zum Auftakt trifft Arthur Abraham am 21. Februar in Berlin ein zweites Mal auf den britischen Herausforderer Paul Smith.

Die beiden standen einander bereits am 27. September in Kiel gegenüber, wo sich der WBO-Weltmeister im Supermittelgewicht klar nach Punkten durchsetzte (117:111, 119:109, 117:111). Obgleich der Herausforderer in diesem Kampf nicht allzu viel zu bestellen hatte, fühlte er sich von den Punktrichtern benachteiligt und forderte eine Revanche. Abraham nahm diese Steilvorlage gerne auf und erklärte sich noch an Ort und Stelle bereit, eine Revanche auszutragen. Der Berliner kann auf diese Weise seinen Titel erneut gegen einen Kontrahenten verteidigen, der ihm aller Voraussicht nach ebenso wenig gewachsen sein wird wie bei ihrer ersten Begegnung in Ring. Zugleich läßt sich nicht gerade Begeisterung auslösende Gegnerwahl damit rechtfertigen, man habe noch eine offene Rechnung zu begleichen.

So liefern die beiden einander unter dem Motto "Tag der Abrechnung" in der Berliner O2 World ein zweites Duell, bei dem der Weltmeister den Heimvorteil vollends auf seiner Seite hat. Promoter Kalle Sauerland kündigt "ein Highlight" an, das sowohl national als auch international Aufsehen erregen werde. Die beiden Akteure seien fest entschlossen, einander im Ring nichts zu schenken. Auf einer Pressekonferenz am Austragungsort unterstrich der Lokalmatador, daß es keinen dritten Kampf geben werde. Er wolle dem Herausforderer diesmal noch deutlicher die Grenzen aufzeigen und ihn auf die Bretter schicken.

Paul Smith führte wie üblich die Gegenrede und erklärte, Abraham und dessen Trainer hätten schon beim letzten Mal einen vorzeitigen Sieg angekündigt, am Ende jedoch nur durch eine umstrittene Entscheidung der Punktrichter den Gürtel behalten. Das wiederum ließ Ulli Wegner nicht auf sich sitzen und so verkündete er, man werde am 21. Februar auch ohne Punktrichter auskommen, da der Brite vorzeitig die Segel streichen müsse.

Der Geschäftsführer von Sauerland Event, Frederick Ness, kündigte zudem für das Vorprogramm Auftritte der Nachwuchstalente Enrico Kölling, Stefan Härtel und Tyron Zeuge an, die an diesem Abend ebenfalls für Furore sorgen würden. [1]

Während für Arthur Abraham 41 Siege und vier Niederlagen zu Buche stehen, hat Paul Smith, der an Nummer 5 der WBO-Rangliste geführt wird, 35 Auftritte gewonnen und ebenfalls vier verloren. Bei ihrem ersten Aufeinandertreffen war der Herausforderer zu langsam und zurückhaltend, um Abraham in Schwierigkeiten zu bringen, der in den meisten Runden die bessere Figur machte. Smith schlug nicht nur zu selten, sondern ließ dabei auch eine nennenswerte Wirkung vermissen, während die Treffer des Weltmeisters bei ihm sichtlich härter ankamen. Wenngleich das britische Lager behauptete, auf fremdem Terrain übervorteilt worden zu sein, hält diese Version einer unvoreingenommenen Überprüfung nicht stand. Sollte Smith ein weiteres Mal verlieren, was recht wahrscheinlich ist, kann er nicht noch einmal dieselbe Ausflucht ins Feld führen. Das sollte dann auch die WBO veranlassen, einen Schlußstrich zu ziehen. [2]

Für Arthur Abraham dürfte das eine komfortable Titelverteidigung sein, bei der er kaum Gefahr läuft, in ernsthafte Schwierigkeiten zu geraten oder gar seinen Titel zu verlieren. Anders verhielte es sich, wollte er sich mit Gegnern wie Gilberto Ramirez, Andre Dirrell oder Julio Cesar Chavez jun. messen, die wohl eine Nummer zu groß für ihn wären. Das gilt um so mehr für die anderen Titelträger in seiner Gewichtsklasse: Gegen Andre Ward (Superchampion der WBA) und Carl Froch (Weltmeister der WBA und IBF) hat er bereits in der Vergangenheit klar verloren, auch Anthony Dirrell (WBC-Weltmeister) wird allgemein stärker als der Berliner eingeschätzt. Abraham und sein Promoter werden folglich einen anderen Kurs steuern und sich nicht zuletzt auf das heimische Umfeld konzentrieren, für das Wilfried Sauerland jüngst ein Viererturnier mit Arthur Abraham, Jürgen Brähmer, Felix Sturm und Robert Stieglitz ins Gespräch gebracht hat.


Fußnoten:

[1] http://www.boxen.com/news-archiv/newsdetails/article/abraham-vs-smith-2/23.html

[2] http://www.boxingnews24.com/2014/12/paul-smiths-bellyaching-pays-off-gets-abraham-rematch-on-221/#more-185371

10. Dezember 2014