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MELDUNG/1637: Ein Veteran zehrt von verflossenen Taten (SB)



Artur Beterbijew trifft auf den Spanier Gabriel Campillo

Der in sieben Profikämpfen ungeschlagene Halbschwergewichtler Artur Beterbijew wird in der Rangliste des Verbands WBA an elfter Stelle und bei der WBO an Nummer 15 geführt. Indessen gilt der in Kanada lebende Russe als talentiertester und gefährlichster Anwärter im Feld der Kandidaten für einen künftigen Titelkampf. Er trifft am 4. April in Quebec im Vorprogramm des WBC-Weltmeisters Adonis Stevenson auf Gabriel Campillo, für den 25 Siege, sechs Niederlagen sowie ein Unentschieden zu Buche stehen.

Der Spanier war von August 2009 bis Januar 2010 WBA-Weltmeister im Halbschwergewicht, worauf er den Titel durch eine umstrittene Entscheidung an den Kasachen Beibut Schumenow verlor. Der mittlerweile 36 Jahre alte Campillo ist heute längst nicht mehr so gut wie während seiner Zeit als Champion, gilt aber dennoch als handfester Test für den 30jährigen Russen, zumal dieser erst seinen achten Auftritt im Profilager bestreitet.

Allerdings kann Beterbijew auf eine lange Amateurlaufbahn zurückblicken, während der er 2008 in Beijing und 2012 in London für sein Land bei den Olympischen Spielen antrat, ohne freilich eine Medaille zu gewinnen. Nach seinem Wechsel ins Profilager führte ihn sein kanadischer Promoter Yvon Michel recht zügig an namhaftere Gegner heran, und so besiegte der Russe im September 2014 mit Tavoris Cloud seinen bislang prominentesten Kontrahenten in nur zwei Runden.

An dieser Stelle läßt sich insofern ein Quervergleich ziehen, als Gabriel Campillo im Jahr 2012 knapp nach Punkten gegen Cloud verloren hat. Überdies mußte sich der Spanier 2013 sowohl dem Polen Andrzej Fonfara als auch dem Russen Sergej Kowaljow vorzeitig geschlagen geben. Er zehrt also eher von seiner Vergangenheit als von bedeutenden Erfolgen in jüngerer Zeit, was verständlich macht, aus welchen Gründen er als nächster Gegner für Artur Beterbijew ausgesucht worden ist.

Ein Angebot Isaac Chilembas, gegen den Russen anzutreten, wurde von Beterbijew und dessen Promoter aus unbekannten Gründen ausgeschlagen. Da Chilemba in den Ranglisten des WBC (2), der WBO (6) und der IBF (7) erheblich bessere Positionen innehat, kann man nur vermuten, daß er vorerst als zu riskanter Gegner eingeschätzt wurde.

Daß der zweimalige Olympiateilnehmer ungeachtet seiner soliden Ausbildung und langjährigen Erfahrung noch eine Menge zu lernen hat, zeigte sich bei seinem letzten Auftritt im Dezember 2014 gegen Jeff Page. Der als klarer Außenseiter gehandelte Kontrahent aus Kansas überraschte den Russen in der ersten Runde mit einem Volltreffer seiner Rechten, die den konsternierten Gegner auf die Bretter schickte. So rächte sich, daß Beterbijew seine Angriffe selten mit dem Jab vorbereitet und keine Meidbewegungen mit dem Kopf macht. Wenngleich sich der Russe in der nächsten Runde sofort revanchierte und Page zweimal niederschlug, worauf der Kampf sein frühzeitiges Ende fand, hatte Artur Beterbijews Nimbus doch Schaden genommen. Ihm eilt seither nicht mehr im selben Maße wie zuvor der Ruf voraus, er lasse sich durch nichts und niemanden aufhalten. [1]

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Brian Rose scheitert auf ganzer Linie

Im Juni 2014 bezog der britische Halbmittelgewichtler Brian Rose im Titelkampf gegen den WBO-Weltmeister Demetrius Andrade eine verheerende Niederlage. Nachdem er mehrfach zu Boden gegangen war, kam das vorzeitige Ende in der siebten Runde. Bei seinem jüngsten Auftritt in Blackpool, Lancashire, wollte er seiner Karriere wieder neuen Schwung verleihen und sich den Gürtel des Internationalen Meisters beim Verband WBC sichern. Als Gegner hatte sein Promoter Eddie Hearn den US-Amerikaner Carson Jones ausgewählt, für den in 49 Kämpfen bereits neun verlorene Auftritte zu Buche standen.

Was wie eine nicht allzu anspruchsvolle Aufgabe anmuten mochte, erwies sich umgehend als eine Überforderung des Briten. Von der Rechten des 28jährigen Kontrahenten getroffen, wankte Rose bereits in der ersten Runde so unsicher umher, daß Ringrichter Ian-John Lewis den Kampf abbrach, um schlimmeren Schaden von dem angeschlagenen Favoriten abzuwenden. Jones, der seit seiner Niederlage gegen Kell Brook im Juli 2013 aus dem Rennen um einen Titel zu sein schien, sorgte damit für ein nicht mehr erwartetes Lebenszeichen.

Allerdings verdankte er diesen Erfolg vor allem der Schwäche seines Gegners, der jegliche Widerstandsfähigkeit vermissen ließ und bereits dem ersten halbwegs gefährlichen Treffer zum Opfer fiel. Rose, für den nunmehr 26 Siege, drei Niederlagen und ein Unentschieden notiert sind, hat im Halbmittelgewicht kaum noch eine Perspektive. Möglicherweise würde ein Abstieg ins Weltergewicht dazu beitragen, seine schwindenden Nehmerqualitäten zu kompensieren. Diese Gewichtsklasse ist jedoch so stark besetzt, daß der Brite auch dort Gefahr liefe, gegen jeden ambitionierten Kontrahenten den kürzeren zu ziehen. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2015/02/artur-beterbiev-vs-gabriel-campillo-on-april-4th-in-quebec/#more-188216

[2] http://www.boxingnews24.com/2015/02/carson-jones-destroys-brian-rose-in-1st-round-tko/#more-188249

17. Februar 2015


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