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MELDUNG/1731: Der Weg des geringsten Widerstands (SB)



Danny Garcia steigt ins Weltergewicht auf

Der in 30 Kämpfen ungeschlagene Danny Garcia wählt den Weg des geringsten Widerstands und steigt ins Weltergewicht auf. Bei seinem letzten Auftritt hatte sich der Weltmeister der Verbände WBA und WBC im Halbweltergewicht am 11. April in Brooklyn nach Punkten gegen Lamont Peterson durchgesetzt, den Champion der IBF. Es handelte sich jedoch um keinen Titelkampf, da ein Limit von 143 US-Pfund (64,86 kg) vereinbart worden war, das über dem Halbweltergewicht (bis 63,50 kg) liegt. Garcia hatte sich in der Vergangenheit mit Siegen über so namhafte Kontrahenten wie Amir Khan, Erik Morales, Zab Judah und Lucas Matthysse einen Namen gemacht, seither aber keine sonderlich guten Leistungen mehr geboten und bei seinem raschen Erfolg gegen den körperlich unterlegenen Rod Salka im August 2014 das Publikum enttäuscht.

Vor 12.300 Zuschauern im Barclays Center dominierte der 27jährige Garcia die erste Hälfte des Kampfs gegen Peterson, indem er seinem vier Jahre älteren Gegner beharrlich nachsetzte und ihn insbesondere mit Jabs zum Körper und seiner rechten Schlaghand traktierte. Peterson verlegte sich jedoch auf eine solide Deckung und wich behende aus, so daß viele Schläge des Kontrahenten ihr Ziel verfehlten. Garcia arbeitete dennoch einen wachsenden Vorsprung heraus, da sein Kontrahent nach wie vor auf Einzeltreffer setzte. Das letzte Viertel des Kampfs sorgte schließlich doch noch für die erhoffte Dramatik, da Peterson endlich den Schlagabtausch suchte, bei dem Garcia zusehends in Bedrängnis geriet und erst in einem furiosen Finale noch einmal Paroli bot. Am Ende sahen ihn zwei Punktrichter knapp in Front, während der dritte unentschieden gewertet hatte. Der in Philadelphia beheimatete Sieger erhielt eine Börse von 1,5 Millionen Dollar, während sein Gegner aus Washington D.C. mit 1,2 Millionen bedacht wurde.

Danny Garcia, der sich seit geraumer Zeit wegen seiner Wahl relativ schwacher Gegner wachsende Kritik eingehandelt hatte, brachte diese fürs erste zum Schweigen. Im Vorprogramm blieb Viktor Postol auch in seinem 27. Profikampf ungeschlagen und machte daraufhin seinen Anspruch geltend, sich als Pflichtherausforderer mit Garcia zu messen. Um dieser unangenehmen Aufgabe aus dem Weg zu gehen, gegen den gefährlichen Ukrainer anzutreten, wechselt der Weltmeister ins Weltergewicht, wo er am 1. August auf Paulie Malignaggi trifft. Der in New York ansässige frühere Champion in zwei Gewichtsklassen hat 33 Kämpfe gewonnen und sechs verloren, wobei sein letzter Auftritt schon über ein Jahr zurückliegt. Im April 2014 mußte sich der heute 35 Jahre alte Malignaggi seinem Gegner Shawn Porter in nur vier Runden geschlagen geben. Der Kampf zwischen Garcia und Malignaggi wird im Barclays Center in Brooklyn ausgetragen und im Rahmen des Formats "Premier Boxing Champions" vom Sender ESPN übertragen.

Danny Garcia tritt dabei zum ersten Mal regulär im Weltergewicht an, nachdem er zuvor bei einer vereinbarten Grenze von 142 US-Pfund gegen Rod Salka und 143 US-Pfund gegen Lamont Peterson gekämpft hatte. Allerdings ist Malignaggi im Grunde zu leicht für diese Gewichtsklasse, so daß Garcia auch diesmal mit einem Gewichtsvorteil in den Ring steigen wird. Der Zeitpunkt des Wechsels ins höhere Limit scheint insofern günstig zu sein, als Floyd Mayweather und Manny Pacquiao kurz vor dem Ende ihrer Karriere stehen. Sofern es Garcia gelingt, auch Marcos Maidana, Keith Thurman und Kell Brook aus dem Weg zu gehen, ist nicht ausgeschlossen, daß er sogar Weltmeister in der neuen Gewichtsklasse wird. Indessen könnte auch Amir Khan inzwischen eine Nummer zu groß für ihn geworden sein, da sich der Brite seit der Niederlage gegen Garcia im Jahr 2012 doch erheblich verbessert hat.

Garcia und Malignaggi können sich in ihrem Kampf keine Niederlage leisten, wobei ein Scheitern vor allem für den New Yorker Lokalmatador das Ende seiner vierzehn Jahre währenden Profikarriere einläuten würde. Unterliegt der Favorit aus Philadelphia in diesem Duell, bliebe ihm kaum etwas anderes übrig, als ins Halbweltergewicht zurückzukehren. Auch dort sähe es auf Dauer nicht allzu rosig für ihn aus, da die Glückssträhne der halbwegs geschenkten Siege über Mauricio Herrera und Lamont Peterson früher oder später reißen würde.

Er hat es bislang von sich gewiesen, diesen beiden Gegnern eine Revanche zu gewähren. Das nährt beim Publikum den Verdacht, er fürchte einen zweiten Kampf, bei dem die Punktrichter womöglich nicht mehr auf seiner Seite stehen könnten. Bislang hat ihn seine makellose Bilanz vor einem gravierenden Ansehensverlust bewahrt, wobei er gute Aussichten hat, durch einen Sieg über Malignaggi im Geschäft zu bleiben. So kündigt er den Fans an der Ostküste und den Zuschauern in aller Welt eine spektakuläre Vorstellung an, aus der er ungeschlagen hervorgehen werde. Es steht jedoch zu befürchten, daß sich der New Yorker inzwischen derart auf dem absteigenden Ast seines Könnens befindet, daß lediglich ein weiterer einseitiger Kampf Garcias wie der gegen den überforderten Rod Salka dabei herausspringt. [1]


Fußnote:

[1] http://www.boxingnews24.com/2015/06/danny-garcia-vs-paulie-malignaggi-a-done-deal-for-august-1st-at-barclays-center-brooklyn-ny/#more-194846

17. Juni 2015


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