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MELDUNG/1756: Allianz mit dem Fernsehpartner fortgeschrieben (SB)



Wladimir Klitschko verlängert Vertrag mit RTL

Wladimir Klitschko hat einen neuen Vertrag mit seinem Haussender RTL abgeschlossen, der fünf Kämpfe umfaßt. Demzufolge plant der Ukrainer, mindestens zwei weitere Jahre an der Spitze des Schwergewichts zu verbringen, ehe er seine Karriere beendet. Der 39jährige Superchampion der WBA und WBO sowie Weltmeister der IBF und IBO will sich auch den letzten Gürtel holen, den Deontay Wilder derzeit in seinem Besitz hat. Der WBC-Champion aus den USA gilt als gefährlichster Rivale Klitschkos, zum Duell der beiden führenden Akteure in der Königsklasse soll es im nächsten Jahr kommen.

Zuvor muß sich Klitschko am 24. Oktober in Düsseldorf mit Tyson Fury auseinandersetzen, dem in 24 Kämpfen ungeschlagenen Pflichtherausforderer beim Verband WBO. Manager Bernd Bönte erinnerte im Zusammenhang mit der Verlängerung des Fernsehvertrags noch einmal an die Behauptung des Briten, Wladimir Klitschko werde ihm stets aus dem Weg gehen. Jetzt nehme man Fury beim Wort. Der Weltmeister habe in den zurückliegenden Jahren mit allen erdenklichen Herausforderern im Ring gestanden. Alle hätten sie den Kampf herbeigeredet und sich zuvor ins beste Licht gesetzt - die einen mehr, die andern weniger. Am lautesten habe David Haye vor vier Jahren getönt, und das Ergebnis sei bekannt. Man werde ja sehen, was Fury zu bieten hat, so Bönte. [1]

Auf der ersten gemeinsamen Pressekonferenz, die in Düsseldorf über die Bühne ging, behielt der Brite klar die Oberhand, zumindest was die Schimpftiraden an die Adresse Klitschkos betraf. Dieser sei so alt und abgehalftert, daß er ihn leichterdings vermöbeln und vom Thron stoßen werde. Wie seinerzeit sein Landsmann Haye übernimmt Fury zum überwiegenden Teil das Geschäft, polternd, pöbelnd und großspurig für den Kampf zu werben. David Haye war damals ein erstklassiger Boxer, dem Ukrainer jedoch körperlich klar unterlegen. Bei Tyson Fury verhält es sich umgekehrt: Mit einer Größe von 2,06 m ist er ein Riese von Gestalt, doch lassen seine boxerischen Mittel zu wünschen übrig.

Natürlich geht RTL ein gewisses Risiko ein, sich erneut für eine beträchtliche Frist an Klitschko zu binden. Der Sender ist jedoch schon so lange gut mit dieser Allianz gefahren, daß es töricht wäre, in dieser Situation kalte Füße zu bekommen. Sollte der Weltmeister überraschend gegen den 26jährigen Herausforderer verlieren, würde es mit Sicherheit zu einem vertraglich vereinbarten Rückkampf kommen. Klitschko wäre also auch im ungünstigen Fall nicht aus dem Geschäft.

Um gegen Fury zu verlieren, müßte der Ukrainer schon sämtlichen Kritikern recht geben, die ihm Alterserscheinungen attestieren und vorhersagen, er werde schon bald von den jungen Löwen vertrieben. Wenngleich der Vorwurf des Briten, Klitschko habe das Schwergewicht in einem Ozean aus Langeweile ertränkt, nicht ganz aus der Luft gegriffen ist, muß sich der Herausforderer doch die Gegenfrage gefallen lasse, was er dazu beigetragen hat, die Szene anspruchsvoll und attraktiv zu gestalten.

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Titelkampf zwischen Badou Jack und George Groves verschoben

Der Kampf zwischen Badou Jack und George Groves um den WBC-Titel im Supermittelgewicht ist vom 22. August voraussichtlich auf den 12. September verlegt worden. Nach Angaben Dan Rafaels von ESPN treten die beiden möglicherweise im Vorprogramm Floyd Mayweathers an, der in Las Vegas höchstwahrscheinlich mit Andre Berto in den Ring steigt. Da sich Mayweather diesmal einen wesentlich weniger populären Gegner als zuletzt Manny Pacquiao ausgesucht hat, dürfte ihm daran gelegen sein, das Rahmenprogramm im MGM Grand aufzuwerten.

Für den Briten George Groves wäre ein Auftritt im Abglanz Mayweathers eine gute Nachricht, die allerings mit einer noch längeren Wartezeit verbunden ist. Da er bereits seit acht Monaten nicht mehr im Ring gestanden hat, ändert die Verschiebung sein Manko nicht wesentlich. Problematischer ist für den Herausforderer da schon, daß er seit seiner zweiten vorzeitigen Niederlage gegen Carl Froch im Mai 2014 keinen gefährlichen Gegner mehr vor den Fäusten hatte. Im September besiegte er den Franzosen Christopher Rebrasse, worauf er sich im November gegen den wenig bekannten Denis Douglin durchsetzte.

In beiden Fällen ließ der Brite seine früheren Qualitäten weitgehend vermissen, so daß sich der Verdacht aufdrängte, sein zweifaches Scheitern in den Titelkämpfen gegen Froch habe ihn nachhaltig in Mitleidenschaft gezogen. Obgleich Rebrasse und Douglin über keine sonderlich große Schlagwirkung verfügen, machten sie Groves doch schwer zu schaffen. Gemessen daran ist Badou Jack pures Gift für den 27jährigen Groves, da der Weltmeister beständig Druck zu machen pflegt und gehörig zuschlagen kann.

Daher steht zu befürchten, daß dem Briten abermals die deprimierende Lektion blüht, wie dünn die Luft für ihn in der Beletage des Supermittelgewichts ist. Hielte er sich an Kontrahenten wie Frank Buglioni, Callum Smith, Rocky Fielding oder den Mexikaner Julio Cesar Chavez jun., könnte er Selbstvertrauen aufbauen und seine Karriere konsolidieren. Am Griff nach dem verlockenden Gürtel des Weltmeisters dürfte er sich hingegen die Finger ein weiteres Mal verbrennen. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2015/07/wladimir-klitschko-signs-5-fight-extension-with-rtl-german-tv/#more-196580

[2] http://www.boxingnews24.com/2015/07/badou-jack-vs-george-groves-being-moved-to-september-12th/#more-196576

23. Juli 2015


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