WBC verschenkt vakanten Titel im Weltergewicht

Wenngleich Floyd Mayweather seine Karriere bereits im September beendet hat, konnte sich die WBA bislang nicht dazu durchringen, die Titel im Weltergewicht und Halbmittelgewicht für vakant zu erklären. Auch der Verband WBC brauchte Monate, um diesen Schritt zu vollziehen, worauf sein Präsident Mauricio Sulaiman ankündigte, man wolle Turniere in jeder der beiden Gewichtsklassen ausrichten, deren Sieger neuer Weltmeister werde. Sulaiman nannte jedoch weder die Zahl und Namen der Teilnehmer, noch machte er Angaben zum zeitlichen Rahmen oder sonstigen Einzelheiten. Er teilte lediglich mit, daß der Kampf zwischen Danny Garcia und Robert Guerrero am 23. Januar in Los Angeles Teil des Turniers im Weltergewicht sei.

Wie sich inzwischen herausgestellt hat, kann von Turnieren im eigentlichen Sinn keine Rede sein. Statt dessen gab Sulaiman bekannt, daß Garcia und Guerrero sofort um den vakanten Titel kämpfen, was diverse Fragen aufwirft. Robert Guerrero hat im März 2015 klar gegen Keith Thurman verloren und konnte von Glück reden, im Kampf gegen Aron Martinez im Juni hauchdünn die Oberhand behalten zu haben. Warum er plötzlich einen Titelkampf bekommen soll, ist schleierhaft. Zudem verstößt der Verband gegen seine eigenen Regeln, da Guerrero in der WBC-Rangliste an Nummer sechs geführt wird. Die fünf vor ihm plazierten Weltergewichtler bekommen diese Chance nicht, darunter auch Amir Khan, der an der Spitze steht.

Laut Sulaiman soll der Brite neuer Pflichtherausforderer werden und gegen den Sieger des Kampfs zwischen Garcia und Guerrero antreten. Das Reglement des WBC sieht ferner vor, daß der Gewinner eines vakanten Titels zwei Pflichtverteidigungen bestreiten muß. Zur Ermittlung des Kandidaten nach Amir Khan wurde ein Kampf zwischen Lamont Peterson und Andre Berto angeordnet.

Auch im Halbmittelgewicht wird der vakante WBC-Titel in einem Kampf zwischen Jermell Charlo und John Jackson sofort vergeben, was insofern Sinn macht, als diese beiden Akteure die Rangliste anführen. Auch hier muß der Sieger zwei Pflichtverteidigungen absolvieren, wobei der Kandidat für die erste zwischen Demetrius Andrade und Charles Hatley ermittelt werden soll. Zudem sind sogenannte Halbfinalkämpfe zwischen Vanes Martirosian und Julian Williams sowie Ishe Smith und Jorge Cota vorgesehen, deren Sieger gegeneinander um eine "Wildcard" kämpfen sollen, wobei Austin Trout eine weitere Wildcard zuerkannt ist, ohne daß klar würde, was genau das bedeuten soll. [1]

Die einzig konkrete Option in dieser komplizierten Konstruktion bleibt der bevorstehende Kampf zwischen Danny Garcia und Robert Guerrero, wobei auch hinter den in 31 Auftritten ungeschlagenen Garcia ein Fragezeichen gesetzt werden muß. Er hat noch keinen einzigen hochklassigen Gegner nach den Maßgaben des Weltergewichts besiegt, da seine Kämpfe gegen Rod Salka und Lamont Peterson bei einer vereinbarten Gewichtsgrenze stattfanden und sein letzter Gegner Paulie Malignaggi den Zenit seines Könnens längst überschritten hat. Garcia erfreut sich bislang eines an Protektion grenzenden Wohlwollens, das sich nun in dem fast geschenkten WBC-Titel fortsetzt. [2]

Zumindest steigt er als klarer Favorit mit Guerrero in den Ring, den viele bereits abgeschrieben haben, nachdem er zwei seiner letzten vier Kämpfe verloren hat. Amir Khan, Shawn Porter und Lamont Peterson, die in der WBC-Rangliste vor ihm stehen, werden stärker eingeschätzt und sollten demzufolge mit Garcia um den vakanten Titel kämpfen, ginge alles mit rechten Dingen zu. Schon bei dessen Siegen über Mauricio Herrera und Lamont Peterson waren die Meinungen geteilt, ob das Urteil der Punktrichter dem Kampfverlauf entsprach. Zudem hat Garcia die Titel der Verbände WBA und WBC im Halbweltergewicht vakant zurückgelassen, statt sich mit dem ebenfalls ungeschlagenen Viktor Postol zu messen. Diesen Einwänden steht jedoch gegenüber, daß er eine große Fangemeinde mobilisieren und damit die Ränge bei seinen Auftritten füllen wie auch für ansehnliche Fernsehquoten sorgen kann. Das mag erklären, warum er zwar schon mehrfach gestolpert, aber noch nie gestürzt ist.