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MELDUNG/1926: Senderwechsel öffnet viele Türen (SB)



Ruslan Prowodnikow schließt Vertrag mit Showtime

Wenngleich der russische Halbweltergewichtler Ruslan Prowodnikow zwei seiner letzten vier Kämpfe verloren hat, ist er doch in Sieg oder Niederlage stets für einen dramatischen Auftritt gut, wie ihn das Publikum besonders schätzt. Als er 2013 gegen Timothy Bradley den kürzeren zog, wurde dieses Duell vom renommierten Verband der Boxjournalisten später als "Kampf des Jahres" ausgezeichnet. Er gewann den Titel der WBO in einer wahren Schlacht mit Mike Alvarado und verlor ihn umstritten gegen Chris Algieri. Seine knappe Niederlage gegen den Argentinier Lucas Matthysse stand in der engeren Auswahl, als der spektakulärste Kampf des Jahres 2015 gekürt wurde. Mit einer Bilanz von 25 Siegen und vier Niederlagen wird der Russe in der aktuellen WBO-Rangliste an Nummer drei geführt.

Zwei seiner letzten sechs Auftritte gingen in Europa über die Bühne, wo er in Rußland und zuletzt in Monaco auftrat. Alle übrigen Kämpfe fanden in den USA statt, wobei er HBO regelmäßig gute Zuschauerzahlen bescherte. In jüngerer Zeit mochte ihm der Sender aufgrund von Budgetkürzungen und laufenden Verpflichtungen gegenüber anderen Boxern und Promotern jedoch keine festen Zusagen machen, was Prowodnikow und Artie Pelullo von den Banner Promotions nun bewog, zu Showtime zu wechseln. Dort schloß man mit dem Russen einen Vertrag über drei Kämpfe ab und gab ihm einen Platz im aktuellen Programm, das bis in den Frühsommer reicht.

Zum Auftakt trifft Ruslan Prowodnikow am 11. Juni in Verona, New York, auf John Molina, dessen offensive Kampfesweise gut zu seiner eigenen passen dürfte und einen weiteren turbulenten Auftritt in Aussicht stellt. Molina, für den 28 gewonnene und sechs verlorene Auftritte zu Buche stehen, mußte sich im "Kampf des Jahres 2014" Lucas Matthysse geschlagen geben. In jüngerer Zeit konnte er keine Bäume ausreißen und hat drei seiner letzten vier Auftritte verloren, wobei er nach der klaren Niederlage gegen Adrien Broner im März 2015 positiv auf eine verbotene Substanz getestet und daraufhin einige Zeit gesperrt wurde.

Daher geht Prowodnikow als Favorit in diesen Kampf, der dadurch aufgewertet wird, daß die wenige Meilen entfernte International Boxing Hall of Fame am folgenden Tag feierlich die in diesem Jahr ausgewählten Kandidaten aufnimmt. John Molina zeigt sich höchst angetan von dieser Gelegenheit, mit dem Russen in den Ring zu steigen, da die beiderseitigen Stile eine außergewöhnliche Schlacht garantierten. Zudem sei es eine große Ehre, vor den Augen jener namhaften Akteure aufzutreten, die Einzug in die Ruhmeshalle halten.

Ruslan Prowodnikow, der seit seinem erfolgreichen Gastspiel in Monte Carlo im November 2015 nicht mehr zum Einsatz gekommen ist, quittiert das Ende der Ungewißheit über seine nahe Zukunft mit Erleichterung und Vorfreude auf den nun fest vereinbarten Auftritt. Er habe lange auf eine Entscheidung gewartet und wisse es sehr zu schätzen, daß man ihn bei Showtime als einen künftigen Star betrachte. Dieses Vertrauen werde er nicht enttäuschen. Der Geschäftsführer der Sportsparte des Senders, Stephen Espinoza, gab das Kompliment mit den Worten zurück, man sehe Prowodnikows Debüt bei Showtime mit großen Erwartungen entgegen und könne mit diesem wegweisenden Duell ein wahres Feuerwerk versprechen.

Wie Artie Pelullo berichtet, habe er diverse Gespräche mit dem Vizepräsidenten von HBO Sports, Peter Nelson, geführt, der sich jedoch nicht in der Lage gesehen habe, ein substantielles Angebot zu unterbreiten. Daher habe er sich an Espinoza gewandt und seit über einem Jahr des öfteren mit ihm gesprochen, bis schließlich Nägel mit Köpfen gemacht werden konnten.

Leidtragender der aktuellen Ereignisse ist Promoter Bob Arum, mit dem Pelullo parallel zu den Gesprächen mit Showtime Verhandlungen über einen Kampf zwischen Prowodnikow und Terence Crawford führte, der am 23. Juli unter der Regie des Senders HBO über die Bühne gehen sollte. Wenige Minuten bevor die Übereinkunft mit Showtime offiziell bekanntgegeben wurde, rief Prowodnikows Promoter den offenbar nichtsahnenden Arum an, um ihn über den Rückzug aus den Verhandlungen in Kenntnis zu setzen. Dieser war natürlich überhaupt nicht erbaut, trägt aber Pelullo eigenen Angaben zufolge nichts nach und hält ihm angesichts seines Anrufs ein faires Verhalten zugute.

Top Rank muß nun für Terence Crawford, der den WBO-Titel im Halbweltergewicht hält, einen anderen namhaften Gegner suchen, zumal Arum diesen Kampf ins Pay-TV bringen will. Offenbar denkt der Promoter über ein Duell zweier Weltmeister mit WBC-Champion Viktor Postol nach, der ebenfalls bei ihm unter Vertrag steht. Da der Chef von Top Rank für seine ausgepräge Neigung bekannt ist, im Zweifelsfall lieber zwei seiner Akteure gegeneinander kämpfen zu lassen, als sich das Geschäft und den Einfluß mit einem anderen Promoter zu teilen, liegt die genannte Option durchaus im Bereich des Möglichen.

Prowodnikows Manager Vadim Kornilow spricht von einer großartigen Gelegenheit und einer hervorragenden geschäftlichen Entscheidung des Senders Showtime, da Ruslan stets für einen spektakulären Auftritt bürge und von den Fans sehnlichst im Ring zurückerwartet werde. Glücklich ist natürlich auch Artie Pelullo, zumal die Übereinkunft mit Showtime auch seinen anderen Boxern wie Demetrius Andrade, Willie Monroe oder Peter Petrow die Tür zu lukrativen Auftritten öffnen könnte.

Da der einflußreiche Berater Al Haymon so gut wie alle Termine bei Showtime mit den mehr als 200 bei ihm unter Vertrag stehenden Boxern besetzt, erhofft sich Pelullo für Prowodnikow beste Aussichten, auf prominente Kontrahenten im Halbwelter- oder Weltergewicht zu treffen. Man würde liebend gern gegen WBA-Weltmeister Adrien Broner oder im höheren Limit gegen Danny Garcia, Lamont Peterson oder den Sieger des Kampfs zwischen Keith Thurman und Shawn Porter antreten, um nur einige Namen zu nennen, so Pelullo. Dank des Wechsels zu Showtime eröffneten sich plötzlich ungeahnte Möglichkeiten. [1]


Fußnote:

[1] http://espn.go.com/boxing/story/_/id/14973014/ruslan-provodnikov-promoter-happy-show-deal

16. März 2016


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