Schattenblick → INFOPOOL → SPORT → BOXEN


MELDUNG/2078: Hiobsbotschaft zum Frühstück (SB)



Powetkin positiv getestet - Kampf gegen Stiverne fällt aus

Der Kampf um den vakanten Interimstitel des World Boxing Council (WBC) im Schwergewicht zwischen Alexander Powetkin und Bermane Stiverne ist ins Wasser gefallen. Wenige Stunden vor der Austragung im russischen Ekaterinburg zog WBC-Präsident Mauricio Sulaiman die Sanktionierung durch den Verband aufgrund eines erneuten Dopingverdachts im Falle Powetkins zurück. Nach Angaben Sulaimans wurde der Russe von der Freiwilligen Anti-Doping-Agentur (VADA) positiv auf die leistungsfördernde Substanz Ostarine getestet. Powetkin hat nicht zum ersten Mal Probleme mit der Dopingkontrolle, da seine für den 21. Mai geplante Herausforderung des WBC-Champions Deontay Wilder in Moskau wenige Tage zuvor abgesagt wurde, nachdem die VADA Spuren der verbotenen Substanz Meldonium in einer Probe des Russen nachgewiesen hatte.

Wie Alexander Powetkin damals geltend machte, habe er Meldonium verwendet, bevor dieser Wirkstoff von Januar 2016 an verboten worden sei. Nach ausgiebiger Bedenkzeit beschloß das WBC schließlich, keine Strafe gegen den Russen zu verhängen, da die geringfügigen Spuren der Substanz deutlich unterhalb eines Grenzwerts zulässiger Mengenanteile lagen, der von der WADA selbst in einer aktualisierten Mitteilung vom Juni 2016 publiziert worden war.

Auch Bermane Stiverne ist erst kürzlich bei einer stichprobenartigen Überprüfung positiv getestet worden, als man vor einem Monat Spuren von Methylhexaneamin, auch bekannt als Dimethylamin, nachgewiesen hatte. Der Verband WBC verhängte eine Geldstrafe in Höhe von 75.000 Dollar gegen den Kanadier, sah aber von einer Sperre ab, so daß der bevorstehende Kampf gegen Powetkin zu diesem Zeitpunkt nicht gefährdet schien. [1]

In Reaktion auf die aktuelle Entwicklung zog es Stiverne vor, nicht gegen Powetkin anzutreten, sondern in die USA zurückzureisen. Wie er zur Begründung seiner Entscheidung anführte, gebe es aus seiner Sicht keinen Grund mehr, diesen Kampf auszutragen. Nachdem er sich mehrere Monate lang intensiv vorbereitet habe, sei er sehr enttäuscht über das Verhalten Powetkins. Er kehre nach Las Vegas zurück und hoffe, daß ihn der Verband WBC nun zum neuen Pflichtherausforderer des Weltmeisters Deontay Wilder erklären werde. Er sei nur deswegen nach Rußland gekommen, um sich die Gelegenheit zu sichern, noch einmal um den Titel zu kämpfen. Am 17. Januar 2015 hatte Bermane Stiverne in Las Vegas einstimmig nach Punkten gegen Deontay Wilder verloren, der durch diesen Sieg neuer WBC-Weltmeister im Schwergewicht wurde. [2]

Für den 37 Jahre alten Alexander Powetkin stellt diese Hiobsbotschaft natürlich einen gravierenden Rückschlag dar. Sein letzter Kampf liegt inzwischen lange zurück, da er seit dem K.o.-Sieg in der zwölften Runde gegen den Polen Mariusz Wach im November 2015 nicht mehr im Ring gestanden hat. Als Pflichtherausforderer des WBC wollte er sich im Mai in der Moskauer Megasport Arena mit Wilder messen, doch der Titelkampf mußte aus den oben genannten Gründen abgesagt werden. Nachdem zunächst die Möglichkeit im Raum stand, den ausgefallenen Kampf später im Jahr nachzuholen, zog sich Wilder beim Sieg über Chris Arreola Verletzungen an der rechten Hand und am Bizeps zu, die einer operativen Behandlung bedurften.

Da der Weltmeister seinen Titel erst im nächsten Jahr wieder verteidigen kann, ordnete der Verband zwischenzeitlich den Kampf zwischen Powetkin und Stiverne an, dessen Sieger als Interimschampion die Chance bekommen sollte, den Weltmeister herauszufordern, sobald dieser wieder in den Ring steigen kann. Powetkin, für den 30 Siege und eine Niederlage gegen Wladimir Klitschko zu Buche stehen, galt vor heimischem Publikum als Favorit im Kampf gegen Stiverne. [3] Nun sieht es plötzlich wieder düster für den Russen aus, der zunächst abwarten muß, welche Konsequenzen der Verband zieht. Powetkin könnte die B-Probe öffnen lassen, von deren Ergebnis abhinge, ob nach offizieller Lesart ein Dopingfall vorliegt. Daß sich der Verdacht auf diese Weise entkräften ließe, ist jedoch eher unwahrscheinlich. Nachdem das WBC im Umgang mit dem Dopingvorwurf gegen Powetkin im Frühjahr eine bemerkenswerte Zurückhaltung an den Tag gelegt hat, kann der Russe kaum damit rechnen, daß die Verbandsführung ein zweites Mal Milde walten läßt und keine Sperre verhängt.

Das ist besonders bitter, da Powetkin jenseits des tagesaktuellen Getöses um Starkult, Eskapaden und inszenierte Fehden der Konkurrenz seit Jahren zu den anerkannt besten Kandidaten im Schwergewicht gehört. Er hatte sich die Position des Pflichtherausforderers beim Verband WBC redlich verdient und geduldig auf die Gelegenheit gewartet, den Champion endlich vor die Fäuste zu bekommen. Als sich dann sein finanzkräftiger russischer Promoter mit einem extrem hohen Gebot bei der Versteigerung die Austragungsrechte sicherte, stand Powetkin neben dem Heimvorteil auch eine enorme Börse in Aussicht. Nach der Achterbahnfahrt des Jahres 2016 scheint der Zug für Alexander Powetkin jetzt endgültig abgefahren zu sein, in absehbarer Zeit noch einmal eine Titelchance zu bekommen.


Fußnoten:

[1] http://www.espn.com/boxing/story/_/id/18296102/alexander-povetkin-tests-positive-banned-substance-canceling-bermane-stiverne-fight

[2] http://www.boxingnews24.com/2016/12/povetkin-stiverne-statement-bermane-stiverne/

[3] http://www.boxingnews24.com/2016/12/povetkin-fails-drug-test-stiverne-fight/#more-223665

18. Dezember 2016


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang