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MELDUNG/2300: Schwergewicht - auf großer Fahrt ... (SB)



Deontay Wilder im Staples Center gegen Tyson Fury

Deontay Wilder verteidigt den WBC-Titel im Schwergewicht am 1. Dezember im Staples Center in Los Angeles gegen Tyson Fury. Das vielbeachtete Duell zwischen dem aktuellen Weltmeister aus Tuscaloosa in Alabama und dem ehemaligen Champion der WBA, WBO und IBF aus Manchester wird vom Sender Showtime im Pay-TV übertragen. Beide Akteure sind ungeschlagen, für den 32jährigen US-Amerikaner stehen 40 Siege zu Buche, bei denen er nur einmal über die volle Distanz gehen mußte, während der drei Jahre jüngere Brite 27 Auftritte für sich entschieden hat.

Beide sind Hünen von Gestalt, wobei der 2,06 m messende Fury wesentlich schwerer als der 2,01 m große Wilder ist, der mit einem Kampfgewicht um die 100 kg als ausgesprochen athletischer und mobiler Schwergewichtler gilt. Was die Kontrahenten insbesondere unterscheidet ist ihre Schlagwirkung: Der WBC-Champion hat sämtliche Gegner mit Ausnahme des überaus robusten Kanadiers Bermane Stiverne in ihrem ersten Kampf dank seiner gewaltigen Rechten vorzeitig besiegt. Hingegen kann der Herausforderer ungeachtet seiner imposanten Statur mit einer derart verheerenden Wucht seiner Treffer nicht aufwarten, um es einmal vornehm auszudrücken.

Um Werbung für ihren Auftritt zu machen, veranstalten die beiden zunächst eine gemeinsame Pressekonferenz in London, worauf sie nach New York und abschließend nach Los Angeles reisen werden, um dort auch das US-amerikanische Publikum auf das Spektakel einzustimmen. Wenngleich dies Wilders erster Auftritt in einem Hauptkampf im Pay-TV ist, kann man doch unbesehen davon ausgehen, daß die beiden Akteure dank ihres enormen Unterhaltungstalents nichts unversucht lassen, um die öffentliche Aufmerksamkeit auf ihre bevorstehende Darbietung zu lenken.

Tyson Fury hat nach langer Abwesenheit erst zwei Aufbaukämpfe gegen Sefer Seferi und Francesco Pianeta bestritten. Obgleich er beide gewonnen hat, wirkte er doch noch reichlich eingerostet und weit von seiner früheren Bestform entfernt. Insofern mutet es aberwitzig an, daß er nun gegen Deontay Wilder antritt, der neben Anthony Joshua als bester Akteur der Szene gilt und von vielen sogar noch stärker als der Brite eingeschätzt wird. Fury muß sich also erheblich steigern, will er Anfang Dezember nicht sang- und klanglos untergehen.

Dies gilt um so mehr, als Wilder zuletzt den besten Auftritt seiner zehn Jahre währenden Profikarriere gegeben hat, als er im März den gefährlichen Kubaner Luis Ortiz in der zehnten Runde besiegte. Der WBC-Weltmeister war in der siebten Runde schwer angeschlagen und entging seinerseits nur knapp einer vorzeitigen Niederlage, wendete aber in der Folge das Blatt und schickte den Gegner auf die Bretter, dem das nie zuvor widerfahren war. Hatte der US-Amerikaner gehofft, dank dieses Erfolgs endlich auf Anthony Joshua zu treffen, so machte ihm dessen Promoter Eddie Hearn einen Strich durch die Rechnung und zog Alexander Powetkin vor, den Pflichtherausforderer der WBA. Unverhofft sprang Tyson Fury in die Bresche und bot Wilder einen Kampf an, der Hearns weitere Pläne zwar nicht vereitelt, aber doch erschwert.

Furys Bilanz fällt insgesamt mager aus, sieht man von dem ohrenbetäubenden Paukenschlag seines Sieges über Wladimir Klitschko im Jahr 2015 ab. Böse Zungen erklärten damals, in einem Duell zweier schlechter Boxer habe der an diesem Abend etwas weniger schlechte die Oberhand behalten. Diese Einschätzung war nicht aus der Luft gegriffen, da der Titelverteidiger wie gelähmt vor dem Briten verharrte und viel zu wenig unternahm, um sich die wenigen Punkte zu sichern, die zum Sieg gereicht hätten. Nach diesem Höhepunkt seiner Karriere war Fury lange außer Gefecht, da ihn psychische Probleme wie auch ein positiver Dopingtest aus der Bahn warfen.

Jetzt ist der Brite wieder auf großer Fahrt und bereitet sich dem Vernehmen nach in Kürze im kalifornischen Big Bear mit Abel Sanchez vor, dessen prominentester Schützling Gennadi Golowkin ist. Der Mexikaner trainiert dort auch Furys talentierten jungen Landsmann Joe Joyce, der bei den Olympischen Spielen 2016 eine Silbermedaille gewonnen hat und ihn beim Sparring auf Wilders Feuerwerk vorbereiten soll. [1]

Deontay Wilder und Tyson Fury brennen beide darauf, sich mit Anthony Joshua zu messen, um dabei sehr viel Geld zu verdienen und endlich die Frage der Vorherrschaft im Schwergewicht zu klären. Joshua und Hearn haben zumindest signalisiert, daß sie beide Optionen für wünschenswert und realisierbar halten, worauf sich der Champion in einer Umfrage an die Fangemeinde wandte, wen sie als seinen nächsten Gegner favorisiere. Wie nicht anders zu erwarten, machte Wilder das Rennen, dicht gefolgt von Fury, während Dillian Whyte weit abgeschlagen war, der als Eddie Hearns Favorit für Joshuas nächsten Auftritt gilt, der im April 2019 im Londoner Wembley-Stadion über die Bühne gehen soll. [2]


Fußnoten:

[1] www.boxingnews24.com/2018/09/deontay-wilder-vs-tyson-fury-at-staples-center/

[2] www.boxingnews24.com/2018/09/wilder-wins-joshua-poll-whyte-with-just-5-of-votes/

27. September 2018


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