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PROFI/498: Manny Pacquiao schreibt erneut Boxgeschichte (SB)



Nach Sieg über Margarito Champion in der achten Gewichtsklasse

Manny Pacquiao hat erneut Boxgeschichte geschrieben und den Titel in der achten Gewichtsklasse gewonnen. Der 31jährige Philippiner sicherte sich vor über 41.000 Zuschauern im überdachten Cowboy Stadium von Arlington durch einen einstimmigen Punktsieg gegen den ein Jahr älteren Mexikaner Antonio Margarito den vakanten WBC-Titel im Superweltergewicht. Pacquiao, der seit dem Frühjahr als Abgeordneter im philippinischen Parlament sitzt, hatte vor Jahresfrist den Gürtel der WBO im Weltergewicht erkämpft und war damit als erster Profiboxer in sieben verschiedenen Gewichtsklassen Weltmeister geworden.

Die aktuelle Leistung mutet um so eindrucksvoller an, als Pacquiao am Kampfabend knapp acht Kilo leichter und überdies zwölf Zentimeter kleiner als sein Gegner war. Wie sich frühzeitig abzeichnete, sollte in diesem Duell nicht Margaritos überlegene Physis, sondern die Schnelligkeit des Philippiners den Ausschlag geben. Dieser war dank seiner Beweglichkeit Herr im Ring und traktierte seinen Gegner immer wieder mit Kombinationen, die Margarito selten abzuwehren verstand. Wann immer er es für erforderlich hielt, erhöhte Pacquiao das Tempo und brachte den Mexikaner mit schweren Kopftreffern mehrfach in Schwierigkeiten. Dieser mußte so viele Schläge einstecken, daß sein rechtes Auge ab der vierten Runde zuzuschwellen begann und ihn zusätzlich einschränkte.

Der Mexikaner hatte seine besten Szenen, wenn es ihm wie insbesondere in der achten Runde gelang, Pacquiao in den Seilen zu stellen und mit Kombinationen zu bearbeiten. Oft glückte ihm das freilich nicht, und so mußte er im neunten Durchgang unter anderem einen rechten Haken einstecken, der ihn sichtlich wanken ließ. Allein in dieser Runde brachte der Philippiner nicht weniger als 57 Schläge durch, was seine Überlegenheit unterstreicht. Ringrichter Laurence Cole schritt im elften Durchgang ein und begutachtete Margaritos inzwischen fast vollkommen geschlossenes Auge, doch der Mexikaner bestand darauf, den ungleichen Kampf fortzusetzen.

In den letzten beiden Runden schien Pacquiao Mitleid mit seinem Gegner zu empfinden und blickte immer wieder fragend zum Ringrichter, ob dieser den Kampf nicht abbrechen wolle. Diese Intervention wäre durchaus vertretbar gewesen, blieb aber aus, so daß der Mexikaner tapfer, aber aussichtslos bis zum Schlußgong durchhielt. Das Urteil der drei Punktrichter gab mit 120:108, 119:109 und 118:110 die Dominanz Pacquiaos wieder. Der deutsche Punktrichter Jürgen Langos hatte den größten Vorsprung für den Philippiner notiert, dessen Leistung er hinterher als phänomenal bezeichnete. Ihn boxen zu sehen, sei ein Erlebnis der außergewöhnlichen Art, geriet Langos regelrecht ins Schwärmen.

Wie Manny Pacquiao im anschließenden Interview mit dem übertragenden Sender HBO berichtete, habe er alles darangesetzt, um diesen schwierigen Kampf zu gewinnen. Margarito sei ein sehr starker und zäher Gegner, was er nicht erwartet habe: "Er hat mir weh getan, als er mich an den Seilen mit dem Uppercut erwischt hat." Pacquiao räumte offen ein, am Ende Mitleid für seinen Gegner empfunden zu haben. Es habe ihm leid getan, in dessen Augen und sein blutiges Gesicht zu sehen. In der letzten Runde sei er nicht mehr auf den Niederschlag aus gewesen.

Antonio Margarito war der Auffassung, daß der Kampf bis zu der Verletzung am Auge eigentlich sehr gut für ihn gelaufen sei. Danach habe er jedoch Probleme bekommen. "Ich bin ein Mexikaner, wir kämpfen bis zum Ende", brachte er seine Standhaftigkeit auf einen von Nationalstolz geprägten Nenner.

Dank dieses Erfolgs verbesserte der philippinische Volksheld Manny Pacquiao seine Bilanz auf 52 Siege und drei Niederlagen. Für den unterlegenen mexikanischen Exweltmeister Antonio Margarito stehen nun 38 gewonnene und sieben verlorene Auftritte zu Buche.

Ungeachtet der Doppelbelastung als Boxer und Kongreßabgeordneter denkt Pacquiao noch nicht daran, seine sportliche Karriere zu beenden. Er fühle sich stark und werde weiterkämpfen, da er die Leute glücklich machen wolle. An der finanziellen Ernte fehlt es dem als besten Boxer aller Gewichtsklassen gehandelten Philippiner gewiß nicht, hat er doch dem Vernehmen nach für diesen Kampf eine Börse von mehr als 20 Millionen Dollar eingestrichen.

15. November 2010