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PROFI/538: Manny Pacquiao kehrt eindrucksvoll zurück (SB)




Sieben Jahre jüngerer Brandon Rios als WBO-Champion entthront

Manny Pacquiao, der bereits in acht verschiedenen Gewichtsklassen Weltmeister war, gehört noch längst nicht zum alten Eisen. Nach zwei Niederlagen in Folge und insbesondere dem schweren K.o. gegen seinen Erzrivalen Juan Manuel Marquez im Dezember 2012 schien sich die Karriere des legendären Philippiners ihrem Ende zuzuneigen. In Macau hat sich Pacquiao, der lange Zeit mit Floyd Mayweather um den Rang des weltbesten Boxers aller Gewichtsklassen konkurriert hatte, nun eindrucksvoll zurückgemeldet und den US-Amerikaner Brandon Rios als Weltmeister der WBO im Weltergewicht entthront. Bei seinem ersten Sieg seit rund zwei Jahren widerlegte er Kritiker, die in der Wahl dieses Gegners ein unvertretbares Risiko sahen und ihm ein erneutes und diesmal endgültiges Fiasko prophezeiten. Wie sich jedoch herausstellte, hatten die Matchmaker seines Promoters Top Rank eine gute Wahl getroffen. Das bald 35jährige philippinische Sportidol ließ seinem sieben Jahre jüngeren Kontrahenten keine Chance und gewann am Ende klar nach Punkten (120:108, 119:109, 118:110). Bemerkenswert an diesem überzeugenden Auftritt war nicht zuletzt der Umstand, daß der Herausforderer schlichtweg zu schnell für den wesentlich jüngeren Titelverteidiger war und fast doppelt so viele Treffer landen konnte.[1]

Pacquiao ließ von Beginn an keine Zweifel daran aufkommen, wer diesen Kampf dominierte, und machte dank seines Schnelligkeitsvorteils sofort Druck. Rios hatte sichtlich Probleme, sich auf die Behendigkeit seines Gegners einzustellen, der zumeist mit geschwinden Aktionen in der Halbdistanz punktete und anschließend wieder aus dem Mann herausging. Aber auch im gelegentlichen Schlagabtausch machte der Philippiner dank seiner schnelleren Hände eindeutig die bessere Figur. Lediglich in der siebten und achten Runde sorgte Rios im Infight für Gefahr, doch war sein Gesicht von der neunten Runde an durch Rißwunden unter beiden Augenbrauen deutlich gezeichnet. Auch in den Schlußrunden agierte Pacquiao zu schnell und beweglich, um sich von dem Titelverteidiger stellen zu lassen. Wenngleich ihm der Amerikaner nachzusetzen versuchte, vermochte es dieser zu keinem Zeitpunkt, den Gegner in die Enge zu treiben.

So konnte der Herausforderer am Ende einen hochverdienten Punktsieg nach Hause boxen. Daß es trotz dieser Überlegenheit Pacquiaos zu keinem Niederschlag kam, lag offenbar daran, daß der Philippiner seine Taktik konsequent durchsetzte und nicht wie zuletzt gegen Juan Manuel Marquez große Risiken einging. Im Kampf gegen den Mexikaner hatte Pacquiao klar nach Punkten geführt und auf eine vorzeitige Entscheidung gedrängt, als er unverhofft in einen Konter lief und auf den Brettern landete. Auch diesmal gab er einen souveränen Auftritt, enthielt sich aber des Drangs, ein spektakuläres Ende herbeizuführen. Während der Philippiner seine Bilanz auf 55 Siege, fünf Niederlagen und zwei Unentschieden verbesserte, hat sein US-amerikanischer Gegner nunmehr 31 Auftritte gewonnen, zwei verloren und einmal unentschieden geboxt.[2]

Wie Brandon Rios im anschließenden Interview mit dem Sender HBO einräumen mußte, habe ihn zwar die Schlagwirkung Pacquiaos nicht sonderlich beeindruckt, doch sei er mit dessen außerordentlicher Schnelligkeit nicht zurechtgekommen. Wohl habe er sich mit beweglichen Sparringspartnern vorbereitet, doch sei der Philippiner einfach noch schneller gewesen. Für ihn stehe fest, daß er gegen einen der besten Boxer der Welt nach Floyd Mayweather gekämpft habe.

Pacquiaos Trainer Freddie Roach hätte gern einen Niederschlag gesehen, zeigte sich aber dennoch zufrieden mit dem Kampf seines prominentesten Schützlings. Mit einem Knockout in Reichweite habe Manny den Gegner vom Haken gelassen. Dessen ungeachtet sei er sehr glücklich über diesen souveränen Auftritt.

Pacquiao selbst war erleichtert und zufrieden mit dem Verlauf des Duells. Er sei sehr glücklich darüber, daß seine Zeit im Ring ihren Fortgang nehme, sagte der Philippiner, der nun einen fünften Kampf gegen seinen mexikanischen Dauerrivalen Juan Manuel Marquez plant. Er habe sich vorgenommen, Brandon Rios einen guten Kampf zu liefern. Da sein Gegner sehr zäh gewesen sei, habe er darauf verzichtet, in den letzten Runden bedingungslos in die Offensive zu gehen, und statt dessen seinen Job mit Bedacht erledigt. Den Sieg widmete er seinen Landsleuten auf den Philippinen, die mit den schweren Folgen des Taifuns Haiyan zu kämpfen haben. "Hier geht es nicht um mein Comeback. Mein Sieg ist ein Symbol für die Wiederauferstehung meines Volkes nach einer Naturkatastrophe und einer großen Tragödie", erklärte der tiefgläubige Christ, Kongreßabgeordnete und philippinische Volksheld.


Fußnoten:

[1] http://www.spox.com/de/sport/mehrsport/boxen/1311/News/manny-pacqiao-neuer-wbo-weltmeister-im-weltergewicht-sieg-gegen-brandon-rios-comeback-pacman-philippinen.html

[2] http://www.boxen.de/news/klarer-punktsieg-in-china-pacquiao-gegen-rios-ohne-probleme-30206

24. November 2013