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PROFI/539: Kölner Mittelgewichtler Felix Sturm zum vierten Mal Weltmeister (SB)




Titelverteidiger Darren Barker unterliegt in der zweiten Runde

Der Kölner Mittelgewichtler Felix Sturm ist als erster deutscher Profiboxer zum vierten Mal in seiner Karriere Weltmeister geworden. In der Stuttgarter Porsche Arena besiegte er den britischen Titelverteidiger Darren Barker bereits in der zweiten Runde und meldete sich damit an der Weltspitze zurück. Von Beginn an gingen die Kontrahenten ohne Abtastphase gehörig zur Sache und brachten beiderseits klare Treffer ins Ziel. Auch in der zweiten Runde setzte sich das hohe Tempo fort. Zunächst kam Barker mit einem gefährlichen Uppercut zum Zuge, wenig später revanchierte sich Sturm mit einem rechten Schwinger aufs Ohr seines Gegners, der den Briten zu Boden schickte.

Sichtlich überrascht versuchte Barker, wie schon im Kampf gegen den Australier Daniel Geale rasch wieder Tritt zu fassen. Der Herausforderer ließ ihn jedoch nicht mehr vom Haken, setzte entschieden nach und beförderte den Titelverteidiger ein zweites Mal auf die Bretter. Noch auf dem Boden sitzend deutete Barker auf seine rechte Hüfte, mit der er bereits in der Vergangenheit Probleme gehabt hatte. Als er wieder auf die Beine gekommen war, humpelte er sichtlich, wollte den Kampf aber fortsetzen. Da er dabei weitere Treffer einstecken mußte, kam aus seiner Ecke das Handtuch zum Zeichen der Aufgabe geflogen. [1]

Nach nur fünf Minuten und neun Sekunden Kampfdauer hat sich Felix Sturm ein weiteres Mal zum Weltmeister gekrönt und seine Bilanz auf 39 Siege, drei Niederlagen und zwei Unentschieden verbessert. Darren Barker, der 26 Kämpfe gewonnen und zwei verloren hat, steht zwar eine vertraglich vereinbarte Revanche in London zu, doch ist ungewiß, ob er von dieser Option Gebrauch machen kann. Wie englische Medien übereinstimmend berichteten, habe er sich die Hüfte ausgerenkt. Der 31jährige wurde umgehend ins Krankenhaus gebracht, wobei sein Trainer Tony Sims befürchtet, daß seinem Schützling nach Operationen an beiden Hüften im Jahr 2010 nun das Karriereende droht: "Es ist ein Desaster. Ich glaube nicht, dass man ihn nochmal im Ring sehen wird." [2]

Der Titelverteidiger habe sehr viel Herz gezeigt, würdigte Felix Sturm im Interview mit Sat.1 die Leistung seines Gegners. Er wünsche Darren sehr, daß er wieder auf die Beine kommt. Barker habe anders geboxt, als man es zuvor von ihm gesehen habe, weshalb eine etwas aggressivere Kampfesweise erforderlich gewesen sei. Die Vorbereitung, in der auch Schwinger auf dem Programm gestanden hatten, habe sich sofort ausgezahlt. Dann bedankte sich der neue Weltmeister beim Stuttgarter Publikum, vor dem er bereits zum vierten Mal in seiner Karriere aufgetreten sei. Den Sieg widme er seiner Frau, die diesen Gürtel mehr als er selbst verdient habe, wie auch seinem Sohn, zeigte sich der gebürtige Bosnier einmal mehr als ausgesprochener Familienmensch.

Vor seiner Zukunft hatte ein großes Fragezeichen gestanden, da ihm diverse Kritiker, darunter auch ehemalige Zunftkollegen wie Sven Ottke, den sportlichen Abstieg attestiert und ein Debakel gegen Barker vorausgesagt hatten. Er werde Sturms Karriere beenden, hatte der Brite im Vorfeld des Kampfs getönt. Die bitteren Niederlagen gegen die Australier Daniel Geale und Sam Soliman schmerzen Sturm noch heute, weshalb es ihm nach seinem fulminanten Sieg in Stuttgart sicher ein Genuß war, einen Gruß an die "vielen großen Boxexperten, die immer alles besser wissen", zu schicken. Er habe eine schwierige Zeit hinter sich und schließlich mit seiner alten Laufbahn abgeschlossen. Als neuer Mensch und Boxer sei er an diesen Kampf herangegangen. Wieder einen Weltmeistergürtel zu tragen, sei für ihn "persönlich eine Genugtuung für alles, was wir entbehrt haben".

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Susianna Kentikian verteidigt erfolgreich ihren Titel

Im Vorprogramm verteidigte Susianna Kentikian den Titel der WBA im Fliegengewicht durch einen einstimmigen Punktsieg erfolgreich gegen die ehemalige Weltmeisterin Simona Galassi. Die 41 Jahre alte Italienerin bot zwar noch immer ausgezeichnete technische Fertigkeiten auf, doch boxte die Hamburgerin aggressiver und machte mehr für den Kampf. Als die bei Titelkämpfen im Frauenboxen üblichen zehn Runden absolviert waren, lag Susianna Kentikian auf den Zetteln der Punktrichter in Front, die in Übereinstimmung mit den Regeln der WBA auch halbe Punkte vergeben konnten (98,5:94, 99:91,5, 97:95,5). Während die Weltmeisterin dank dieses Erfolgs ihre Bilanz auf 32 Siege und zwei Niederlagen verbesserte, hat Simona Galassi nun 19 Auftritte gewonnen, drei verloren sowie einen unentschieden beendet.


Fußnoten:

[1] http://www.boxen.de/news/sturm-nach-vorzeitigem-sieg-gegen-barker-zum-vierten-mal-weltmeister-30445

[2] http://www.sueddeutsche.de/sport/felix-sturms-wm-titel-seine-frau-muss-nicht-lange-leiden-1.1838293-2

8. Dezember 2013