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PROFI/591: Letzte Ausfahrt Brooklyn (SB)



Danny Garcia beendet Paulie Malignaggis Karriere

Danny Garcia hat sich wie erwartet in New York gegen Paulie Malignaggi durchgesetzt. Wenngleich die mehr als 7000 Zuschauer im Barclays Center den 34jährigen Lokalmatador stürmisch anfeuerten, hatte er dem sieben Jahre jüngeren Favoriten aus Philadelphia wenig entgegenzusetzen. Garcia, der zuvor Weltmeister zweier Verbände im Halbweltergewicht war, gewann auch seinen dritten Auftritt im Weltergewicht und ist nun in 31 Profikämpfen ungeschlagen. Für Malignaggi stehen 33 gewonnene und sieben verlorene Kämpfe zu Buche. Der Sieger konnte eine Börse von 1,25 Millionen Dollar einstreichen, während sein Gegner 550.000 Dollar erhielt.

In einem nicht sonderlich unterhaltsamen Gefecht verfolgte Garcia den Gegner unablässig durch den Ring und schlug zahlreiche Löcher in die Luft, da Malignaggi geschickt auswich. Diese Beweglichkeit erwies sich jedoch als einzige Stärke des New Yorkers, der vor allem damit beschäftigt war, nicht getroffen zu werden. Schlug er selbst einmal zu, erzielte er keinerlei Wirkung, so daß frühzeitig abzusehen war, wer die Oberhand behalten würde. Ab und zu brachte Garcia doch einen Treffer an, und so trug sein Kontrahent in der dritten Runde eine Rißwunde über dem rechten Auge und in der achten eine weitere unter demselben Auge davon.

Das vorzeitige Ende kam schließlich in der neunten Runde, als Garcia einen wuchtigen linken Haken landen konnte und Malignaggi sich in den Seilen lehnend zu verteidigen versuchte. Ringrichter Artur Mercante jun. ging dazwischen und beendete nach 2:22 Minuten des Durchgangs den ungleichen Kampf. Den Zuschauern gefiel das nicht und so erhoben sie lautstark Einspruch, da sie offensichtlich mehr für ihr Geld erwartet hatten und vielleicht noch auf ein Wunder hofften. Verdenken kann man es ihnen nicht, wenngleich ihr Protest natürlich folgenlos blieb.

Garcia hatte bei seinem ersten Kampf im Weltergewicht den chancenlosen Leichtgewichtler Rod Salka besiegt und sich in der Folge umstritten gegen Lamont Peterson durchgesetzt. Malignaggi war im Grunde eine größere Version Salkas, nur daß er sich etwas besser verteidigen konnte. Sollte Danny Garcia weiterhin gegen relativ schwache Gegner antreten und gefährliche Rivalen wie Shawn Porter, Amir Khan, Keith Thurman, Kell Brook oder Marcos Maidana meiden, wäre das seinem angeschlagenen Ruf nicht gerade förderlich. Sein Berater Al Haymon hat ihn aus dem Halbweltergewicht gelotst, als es dort eng für den Weltmeister wurde. Das höhere Limit ist jedoch noch stärker besetzt, weshalb von einer dauerhaften Nische keine Rede sein kann. [1]

Paulie Malignaggi, der einst Champion in zwei Gewichtsklassen gewesen war, wirkte in diesem Hauptkampf des Formats "Premier Boxing Champions" in Brooklyn, das vom Sender ESPN übertragen wurde, wie ein gealterter Boxer, der im Ring nur noch zu überleben versucht. Garcia marschierte einfach durch seine Schläge auf ihn los, als spüre er sie überhaupt nicht. Der New Yorker hat nun drei seiner letzten vier Kämpfe verloren und war kein ernsthafter Prüfstein für seinen ungeschlagenen Gegner. [2]

Wie der Sieger aus Philadelphia hinterher sagte, habe er gut mit dem Jab gearbeitet und fühle sich ausgezeichnet. Wenngleich es noch einiges zu verbessern gebe, sei er doch stolz, im Weltergewicht noch stärker kämpfen zu können als zuvor. Sein Vater und Trainer Angel Garcia zeigte sich zufrieden mit dem Auftritt seines Sohnes, der Paulie Malignaggis Laufbahn beendet habe. Wäre der New Yorker ein Mitglied seiner Familie, würde er ihm jedenfalls dringend dazu raten, die Boxhandschuhe an den Nagel zu hängen, so der ältere Garcia.

Malignaggi kündigte nach seiner Niederlage an, er werde wahrscheinlich keinen weiteren Kampf mehr bestreiten. Seine Laufbahn habe vor vierzehn Jahren in Brooklyn begonnen, und falls dies tatsächlich das Ende gewesen sein sollte, habe es wenigstens zu Hause und vor den großartigsten Fans der Welt stattgefunden. Davon abgesehen, habe er einen guten Job als Kommentator und hoffe, noch viele Jahre am Ring sitzen und großartige Boxer erleben zu können. Malignagggi hat sich in den letzten Jahren in der Tat einen Namen als sachkundiger Experte bei den Sendern Showtime, CBS und Fox Sports 1 gemacht. [3]

Der New Yorker hatte im April 2014 bereits in der vierten Runde gegen den damaligen Weltmeister Shawn Porter verloren und in den darauffolgenden 16 Monaten einen Rücktritt in Erwägung gezogen. Garcia, der seine Titel im Halbweltergewicht zuletzt im Mai 2014 verteidigt hatte und aufgrund von Gewichtsproblemen de facto im Weltergewicht angetreten war, hatte Malignaggi noch einmal aus der Reserve gelockt, um sich an dem in New York überaus populären Gegner schadlos zu halten. [4]

Ob Malignaggi einen Schlußstrich zieht, wird sich erweisen. Sollte er die Entscheidung aufschieben, wird mit Sicherheit wieder ein Promoter oder der Berater Al Haymon auftauchen, um ihm ein Angebot zu machen, da er noch immer einen guten Namen hat. Er kann zwar mit den besten Weltergewichtlern nicht mehr mithalten, was aber nicht nur daran liegt, daß er selber nachgelassen hat. Vielmehr hat diese Gewichtsklasse in jüngerer Zeit derart zugelegt, daß Malignaggi auch dann nicht mehr Weltmeister werden könnte, würde er einen zweiten Frühling erleben. Daher wäre er gut beraten, nie wieder das Opfer für einen klar favorisierten Kontrahenten abzugeben, sondern dem Boxsport fortan ausschließlich als kompetenter Kommentator erhalten bleiben.


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2015/08/garcia-vs-malignaggi-early-results/#more-197019

[2] http://www.boxingnews24.com/2015/08/danny-garcia-stops-malignaggi-in-ugly-mismatch/#more-197025

[3] http://espn.go.com/boxing/story/_/id/13363186/danny-garcia-knocks-paulie-malignaggi-ninth-round

[4] http://www.boxingnews24.com/2015/08/malignaggi-im-probably-not-going-to-fight-again/#more-197034

2. August 2015


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