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PROFI/594: Vorgezogener Sonntagsspaziergang für Jürgen Brähmer (SB)



Konni Konrad chancenlos gegen den Weltmeister

Jürgen Brähmer bleibt regulärer Weltmeister des Verbands WBA im Halbschwergewicht. Der 36jährige Schweriner verteidigte seinen Titel vor 2500 Zuschauern in Dresden durch technischen K.o. nach der siebten Runde erfolgreich gegen Konni Konrad. Damit verbesserte der von Trainer Karsten Röwer betreute Champion seine Bilanz auf 47 Siege und zwei Niederlagen, während für den Herausforderer nun 22 gewonnene und zwei verlorene Auftritte sowie ein Unentschieden zu Buche stehen. Konrad hatte seine Laufbahn 2006 nach einer Niederlage für fünfeinhalb Jahre unterbrochen und in der Zeit bei der Kölner Müllabfuhr gearbeitet. Danach holte ihn Felix Sturm in seinen Boxstall, wo er nun zum ersten Mal in seiner Karriere um die Weltmeisterschaft kämpfen konnte.

Der 36jährige Titelverteidiger dominierte von Beginn an das Geschehen und versetzte seinem sechs Jahre jüngeren früheren Trainingskollegen bereits in der ersten Runde einen schweren Treffer, der den Außenseiter in die Seile taumeln ließ. Wenngleich der Kölner couragiert mitboxte, konnte er doch kaum Treffer mit Wirkung landen. Für den früheren Juniorenweltmeister aus dem Rheinland war der technisch klar überlegene Weltmeister schlichtweg eine Nummer zu groß.

In der sechsten Runde plazierte der Rechtsausleger aus Schwerin einen Konter zum Kopf des Gegners, der diesen rücklings zu Boden sinken ließ. Nach sieben geboxten Durchgängen hatte Trainer Magomed Schaburow ein Einsehen mit seinem Schützling, der offensichtlich unter Problemen am linken Auge litt, und gab vor Beginn der achten Runde den Kampf auf. [1]

Jürgen Brähmer hatte den damals vakanten Gürtel in der Klasse bis 79,37 kg durch einen Sieg über Marcus Oliveira im Dezember 2013 gewonnen. Dabei handelt es sich um den Titel des sogenannten regulären Weltmeisters, der gewissermaßen eine Etage unter dem Superchampion der WBA rangiert. Der Erfolg gegen Konrad war seine fünfte Titelverteidigung. Wie der alte und neue Champion im anschließenden Interview Bilanz zog, sei er wesentlich frischer als in seinem letzten Kampf gewesen und habe sein Bestes gegeben. Boxerisch liege zwischen ihm und Konni ein großer Unterschied, den aufzuzeigen ihm gut gelungen sei.

Der ursprünglich aus Montenegro stammende Konrad räumte ein, daß er einfach nicht in den Kampf gekommen sei. Wann immer er einen Schlag gesetzt habe, sei er abgekontert worden. Von der sechsten Runde an habe er auf dem linken Auge kaum noch etwas gesehen, so daß seine Gesundheit den Ausschlag gegeben habe, den Kampf abzubrechen. [2]

Im Grunde genommen wirkte Konrad durchweg wie ein Sparringspartner des Titelverteidigers, der sein überlegenes Können weitgehend ungehindert demonstrieren konnte. Bezeichnenderweise resultierte der Niederschlag in der sechsten Runde aus einer Szene, in der der Herausforderer ausnahmsweise ein Wagnis eingegangen war, das der Schweriner sofort bestrafte. Den Schlägen des Kölners fehlte es sowohl an Schnelligkeit als auch an Wucht, so daß er Brähmer in keiner Phase des Kampf Schwierigkeiten bereiten konnte. Brachte Konrad dann und wann doch einen Schlag ins Ziel, revanchierte sich der Champion sofort mit einem schwereren Treffer, der den Gegner zurückweichen und in Deckung gehen ließ.

Wenn man einmal von den anderen amtierenden Weltmeistern Sergej Kowaljow (WBA-Superchampion, WBO, IBF) und Adonis Stevenson (WBC) absieht, wäre der inzwischen an Nummer zwei der WBA-Rangliste vorgerückte Artur Beterbijew der denkbar gefährlichste Gegner. Der Russe kommt jedoch allein schon aus zeitlichen Gründen nicht für einen Kampf gegen Brähmer in Frage, da für seinen nächsten Auftritt Sullivan Barrera bereits fest eingeplant ist. Auch Andrzej Fonfara und Nathan Cleverly, die bald ihre Kräfte messen, scheiden deswegen aus. Damit blieben noch Sean Monaghan, Stanislaw Kaschtanow oder Felix Valera, wäre Brähmers Promoter Kalle Sauerland tatsächlich an einem der führenden Akteure im Halbschwergewicht gelegen.

Wie Sauerland jedoch ankündigte, werde der Schweriner seinen nächsten Kampf schon in zwei Monaten bestreiten. Gegner soll im November der ungeschlagene Weltmeister des kleinen Verbands IBO, Thomas Oosthuizen aus Südafrika, sein. Als Austragungsort ist Monaco im Gespräch. Der bislang ungeschlagene Oosthuizen kann mit 25 Siegen sowie zwei Unentschieden aufwarten, die er in Kämpfen gegen Brandon Gonzales und Isaac Chilemba erzielt hat. Er wird in der WBA-Rangliste derzeit an Nummer elf geführt. Der Südafrikaner ist sicher stärker als Konni Konrad einzuschätzen, dürfte aber dennoch eine weitere vergleichsweise leichte Beute für Brähmer sein. Der Schweriner hat seinen Titel durchweg gegen handhabbare Kontrahenten verteidigt, was auch für den Pflichtherausforderer Robin Krasniqi galt, der aus wenig überzeugenden Gründe die WBA-Rangliste angeführt hatte. [3]


Fußnoten:

[1] http://www.boxen.com/news-archiv/newsdetails/article/braehmer-schlaegt-konrad/23.html

[2] http://espn.go.com/boxing/story/_/id/13591417/juergen-braehmer-tkos-konni-konrad-keep-wba-light-heavyweight-title

[3] http://www.boxingnews24.com/2015/09/braehmer-defeats-konrad/#more-198613

6. September 2015


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