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PROFI/627: Donnerkeile aus heiterem Himmel (SB)



Krzysztof Glowacki Punktsieger gegen Steve Cunningham

In einem mitreißenden Kampf, der im Barclays Center in Brooklyn über die Bühne ging, hat Krzysztof Glowacki den WBO-Titel im Cruisergewicht durch einen einstimmigen Punktsieg gegen Steve Cunningham erstmals erfolgreich verteidigt (116:108, 115:109, 115:109). Der Pole hatte sich den Gürtel im August 2015 in einem dramatischen Gefecht gesichert, als er in Rückstand liegend den favorisierten Titelverteidiger Marco Huck spektakulär in der elften Runde auf die Bretter schickte. Danach mußte sich der in der Rechtsauslage boxende Glowacki einer Operation an der linken Schlaghand unterziehen, die ihn für geraume Zeit an weiteren Auftritten hinderte.

Angefeuert von einem lautstarken polnischen Kontingent unter den Zuschauern in New York stellte der Weltmeister nun unter Beweis, daß er seine Linke wieder uneingeschränkt einsetzen kann. Das bekam der Herausforderer zu spüren, der zweimal in der zweiten, einmal in der zehnten sowie in den letzten Sekunden der zwölften Runde nach schweren Treffern zu Boden gehen mußte. Diese vier Niederschläge erklären den deutlichen Vorsprung auf den Zetteln der Punktrichter, da Cunningham eine beachtliche Vorstellung bot, die andernfalls womöglich sogar zum Sieg gereicht hätte.

Während der 29jährige Champion nun in 26 Auftritten ungeschlagen ist, stehen für den zehn Jahre älteren früheren IBF-Weltmeister im Cruisergewicht 28 Siege, acht Niederlagen und ein Unentschieden zu Buche. Cunningham war vor geraumer Zeit ins Schwergewicht aufgestiegen, wo ihm jedoch die körperlichen Voraussetzungen fehlten, um mit den zumeist größeren und schwereren Kontrahenten mitzuhalten. Dennoch wäre es ihm um ein Haar gelungen, den 2,06 m großen Briten Tyson Fury bei dessen Debüt in den USA vorzeitig zu besiegen. Im letzten August trennte er sich unentschieden von Antonio Tarver, worauf er nun gegen Krzysztof Glowacki erstmals seit 2012 wieder im Cruisergewicht antrat und sofort einen Titelkampf bekam. [1]

Während der Pole recht statisch boxte und darauf wartete, daß sich Cunningham in seine Reichweite begab, agierte der Herausforderer so beweglich, als sei er der jüngere von beiden. Als es nach den Niederschlägen in der zweiten Runde finster für ihn aussah, konnte er ein vorzeitiges Ende abwenden und sich wenig später mit Treffern an Kopf und Körper des Gegners revanchieren. Beim Niederschlag in der zehnten Runde hatte der Pole den Ellbogen eingesetzt, was der Ringrichter jedoch übersah. [2]

Wie Cunningham nach der enttäuschenden Niederlage erklärte, sei er leider in einige Schläge Glowackis gelaufen, aber wie schon früher in seiner Karriere wieder aufgestanden. Nach den ersten beiden Niederschlägen sei ihm klar gewesen, daß er unablässig angreifen mußte, um den Rückstand wettzumachen. Gegen Ende des Kampfs habe ihn seine Ecke angewiesen, vermehrt zum Körper des Gegners zu schlagen, was dann auch geschehen sei. Er habe den Titelverteidiger etliche Male spürbar getroffen und ihm unermüdlich zugesetzt, wie es einem Champion zu Gebote stehe. Zu seinem größten Bedauern sei es ihm nicht gelungen, zum dritten Mal in seiner Karriere Weltmeister zu werden.

Krzysztof Glowacki zog mit den Worten Bilanz, sein Plan sei von Beginn an gewesen, die Linke mit voller Wucht ins Ziel zu bringen. Gegen Marco Huck sei das aufgrund der Verletzung nicht möglich gewesen, doch diesmal habe er ungehindert zur Sache gehen können. Schlagwirkung und Präzision seien seit jeher sein Markenzeichen, und nachdem er anfangs mit Blick auf die Operation noch etwas zurückhaltend agiert habe, seien diese Bedenken im Laufe des Kampfs immer mehr geschwunden. Die Unterstützung seitens des Publikums sei großartig gewesen und habe ihn durch den gesamten Kampf vorangetragen. Daher danke er insbesondere seinen Fans und widme ihnen diesen Sieg.

Mit einer Börse von 225.000 Dollar übertraf Cunningham die 150.000 Dollar Gage Glowackis, der nach einem kurzen Urlaub das Training gleich wieder aufnehmen und recht bald seinen nächsten Kampf bestreiten will. Sein Promoter werde entscheiden, mit welchem Herausforderer er sich dann auseinandersetzen müsse.

Natürlich würde Cunningham gern eine Revanche mit Glowacki bestreiten, um unter Beweis zu stellen, daß er der bessere Boxer sei, und sich den Titel im zweiten Anlauf zu holen. Der Pole wird jedoch nach dieser freiwilligen Titelverteidigung aller Voraussicht nach im nächsten Schritt gegen den Ranglistenersten und Pflichtherausforderer der WBO, Olesander Usyk, antreten. Das wird ein ausgesprochen schwerer Kampf für den Weltmeister, da der Ukrainer groß, technisch versiert und mit einer enormen Schlagwirkung ausgestattet ist.


Fußnoten:

[1] http://espn.go.com/boxing/story/_/id/15218138/krzysztof-glowacki-domninates-steve-cunningham-retains-cruiserweight-title

[2] http://www.boxingnews24.com/2016/04/cunninghams-chin-betrays-glowacki/#more-208325

19. April 2016


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