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FRAGEN/002: Zum Stichwort Sportentwicklungsbericht (DOSB)


DOSB Presse - Der Artikel- und Informationsdienst
des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Stichwort: Sportentwicklungsbericht

Sechs Fragen an Jürgen Fischer, Direktor des Bundesinstituts für Sportwissenschaft (BISp), und Dr. Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)


"Zentraler Punkt beim Aufbau eines Wissensmanagements"

DOSB PRESSE: Was hat im Deutschen Olympischen Sportbund den Anstoß gegeben, das Projekt "Sportentwicklungsbericht" aufzulegen?

VESPER: Das Sportsystem unter dem Dach des DOSB ist mit einem turbulenten Umfeld, vielfältigen Herausforderungen, aber auch Gestaltungsmöglichkeiten konfrontiert. Prozesse der Strategie- und Konzeptentwicklung in den Sportorganisationen sind daher notwendig und auch überall zu beobachten. In diesem Zusammenhang benötigen wir aktuelle Analysen, Befunde und Anregungen zur Weiterentwicklung des gemeinwohlorientierten Sports in wichtigen Fragestellungen, wie z.B. zur Zukunft ehrenamtlichen Engagements, zur demographischen Herausforderung im Sport oder zur Sportstätten-Situation. Darüber hinaus ist festzuhalten, dass die Sportvereine ein breites Leistungsspektrum mit einem gesellschaftspolitischen Mehrwert bieten. Wir haben guten Grund, dieses zu dokumentieren und zum Bestandteil unserer Außendarstellung zu machen.

DOSB PRESSE: Aus welcher Motivation heraus ist der Sportentwicklungsbericht entstanden?

FISCHER: In anderen Handlungsfeldern bedient man sich zum Teil schon seit längerer Zeit der Ressource Wissen zum Zwecke der Steuerung und bemüht sich um eine systematische und intensive Nutzung. Auch im Sport ist eine verbesserte Informationsgewinnung notwendig geworden, um Entscheidungsunsicherheiten zu vermindern. Mehr Wissen macht die Sportförderpolitik und die Sportpolitik handlungsfähiger, was sich wiederum positiv auf Effektivität und Wirtschaftlichkeit auswirkt. Mit dem Sportentwicklungsbericht sollte ein in diesem Sinne nutzbares wissensbasiertes Steuerungsinstrument für die Sportentwicklung eingeführt werden. Zweck ist sowohl die Produktion von Handlungswissen als auch von Legitimationswissen.

DOSB PRESSE: Wie ist es zu der Kooperation von DOSB und BISp gekommen?

FISCHER: Vor dem Hintergrund der zentralen Bedeutung des vereinsorganisierten Sports im deutschen Sportsystem sollte die Initiierung der Sportentwicklungsberichterstattung über den deutschen Sport von der Vereinsstudie ausgehen. BISp und seinerzeitiger DSB sahen übereinstimmend die Notwendigkeit einer derartigen Sportentwicklungsberichterstattung und haben daher in Fortsetzung der bereits über viele Jahre praktizierten Kooperation bei der FISAS (Finanz- und Strukturanalyse des deutschen Sports) den Sportentwicklungsbericht gemeinsam realisiert. Das BISp hat in enger inhaltlicher Abstimmung mit dem DSB einen entsprechenden Forschungsauftrag ausgeschrieben und nach Durchlaufen des üblichen Begutachtungsverfahrens an die Forschergruppe Breuer, Horch, Rittner von der Deutschen Sporthochschule Köln vergeben. Finanziert wird der Sportentwicklungsbericht gemeinsam von BISp, DOSB und den Landessportbünden.

DOSB PRESSE: Ist der Sportentwicklungsbericht gerade für den Deutschen Olympischen Sportbund eine besondere Chance, da er sich in einer Umbruchphase befindet?

VESPER: Wir spüren insbesondere im politischen Umfeld, aber auch in unseren Gesprächen mit Vertretern aus der Wirtschaft und von gesellschaftlichen Organisationen Rückenwind für die fusionierte Dachorganisation des deutschen Sports. Der Abschluss des ersten Teils des Projektes "Sportentwicklungsbericht" fällt in die Gründungsphase des DOSB, und wir können an vielen Stellen auf seine aktuellen Ergebnisse und Analysen zurückgreifen. Darüber hinaus kann der Sportentwicklungsbericht zentraler Punkt bei dem Aufbau eines Wissensmanagements sein. Ich bin daher sehr gespannt auf die Veröffentlichung des Abschlussberichts im Frühjahr 2007 und seine vielfältigen weiteren Verwendungsmöglichkeiten.

DOSB PRESSE: Der Bericht unterstreicht die Bedeutung des Sports in ganz unterschiedlichen Bereichen, wie etwa dem Arbeitsmarkt. Die aktuellen Analysen weisen z.B. rund 240.000 bezahlte Stellen in den Vereinen auf, davon sind 36.000 Stellen vollzeitäquivalent. Wie bewerten Sie diese Ergebnisse im Hinblick auf die Politikfähigkeit des Sports?

VESPER: Der Sportentwicklungsbericht unterstützt uns in unseren politischen Aktivitäten. Die ausgeprägte gesellschaftspolitische Dimension des Sports, einschließlich seiner wirtschafts- und arbeitsmarktpolitischen Aspekte, ist unbestritten. Wir können dies nun auch mit aktualisierten und differenzierten Zahlen und Analysen unterlegen. Im Übrigen bin ich den Landessportbünden für ihre Unterstützung und aktive Mitwirkung dankbar - der Sportentwicklungsbericht und seine länderbezogenen Teilberichte unterstützen auch die politischen Aktivitäten der Landessportbünde und ergänzen regionale Studien.

DOSB PRESSE: Ist eine Fortführung des Sportentwicklungsberichts geplant?

VESPER: Der Aufbau des Berichtssystems und die ersten Veröffentlichungen sind durchweg positiv zu beurteilen. Trotzdem darf man nicht vergessen, dass wir z.B. mit der flächendeckenden Online-Befragung von Organisationen forschungspraktisches Neuland im Non-Profit-Bereich betreten haben. An einigen Stellen besteht methodischer Verbesserungs- und inhaltlicher Ergänzungsbedarf Dieser ist in der Fortsetzung aufzuarbeiten. Wichtig ist natürlich auch, dass mehrjährige und wiederholte Analysen Bewertungen von Entwicklungslinien erlauben. Der DOSB unterstützt die Fortführung uneingeschränkt und hat dies ausdrücklich zum Bestandteil seines Arbeitsprogramms gemacht.

FISCHER: Das Konzept des Sportentwicklungsberichts kam bei den Sportvereinen und beteiligten Sportverbänden gut an. Sowohl die Rücklaufquote der Fragebögen als auch die Bereitschaft zur Beteiligung an weiteren Befragungswellen sind als ausgesprochen positiv zu beurteilen. Da die längsschnittliche Betrachtung zu den wesentlichen Merkmalen der Sportentwicklungsberichterstattung gehört, ist die Fortsetzung vorgesehen.


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 18 vom 2. Mai 2007, Seite 5-9
Der Artikel- und Informationsdienst des
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Mai 2007