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FRAGEN/004: Ronald Rauhe seit Jahren in der Kanu-Weltspitze (Uni Potsdam)


Portal - Die Potsdamer Universitätszeitung 4-5/2007

Hartes Wasser ist schneller
Ronald Rauhe behauptet sich seit Jahren in der Kanu-Weltspitze


Wasser ist ein fester Bestandteil in seinem Leben. Seit frühester Kindheit sitzt Ronald Rauhe im Kanu und paddelt immer neuen Zielen entgegen. Mit viel Erfolg, wie zahlreiche Medaillen belegen. Rauhe ist unter anderem zehnfacher Weltmeister und gemeinsam mit Tim Wieskötter im K1 über 500 Meter auch Olympiasieger. Doch der gebürtige Berliner denkt noch längst nicht ans Aufhören. Er will weitermachen. Und hat dabei beste Chancen, erfolgreichster Kanute aller Zeiten zu werden. Für Olympia 2008 hat der 25jährige Sport-Student der Universität Potsdam bereits das Training intensiviert. Portal-Redakteurin Petra Görlich sprach mit ihm.


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PORTAL: Was ist für Sie das Faszinierende am Wassersport?

RAUHE: Ich bin quasi in diesen Sport hineingeboren worden. Meine Eltern waren beide Kanuten. Das Haus, in dem wir am Rande Berlins wohnten, stand nur wenige Meter vom Wasser entfernt. So war es fast normal, dass ich schon in einem Boot saß, als ich noch nicht schwimmen konnte. Das ernsthafte Training setzte dann etwas später ein. Da war ich etwa 13 Jahre alt. Die Faszination, die von Wasser ausgeht, lässt mich bis heute nicht los. Mal ist es Ruhepol, mal große Herausforderung.

PORTAL: Wie viele Stunden verbringen Sie auf dem Wasser?

RAUHE: Ich absolviere 24 Trainingsstunden in der Woche, davon befinde ich mich 16 bis 20 Stunden tatsächlich auf dem Wasser. Das andere ist Krafttraining. Im Winter sieht die Gestaltung des Trainingsablaufs natürlich etwas anders aus. Ist die Havel zugefroren, können wir nichts machen. Da hilft es dann nur, in wärmere Regionen zu reisen und dort das nötige Pensum zu absolvieren.

PORTAL: Seit zehn Jahren trainieren Sie auf der Havel und den umliegenden Gewässern. Nehmen Sie eigentlich noch wahr, was da rechts und links neben ihnen an den Ufern entlanghuscht?

RAUHE: Ja, doch. Hier in Potsdam auf der Heimstrecke kenne ich inzwischen jeden Baum, jeden Strauch. Ich schaue schon hin, aber vielleicht nicht mehr so genau. Anders ist es an fremden Strecken. Dort achte ich sogar sehr auf die Umgebung. Das gehört für mich zum Wohlbefinden. Ich will wissen, wo ich eigentlich bin. Das Training erlaubt diese Blicke allemal, im Wettkampf sieht es natürlich anders aus.

PORTAL: Inwiefern spielt Wasser auch in Ihrem Urlaub eine Rolle?

RAUHE: In die Ferien können wir Kanuten ja nur gehen, wenn die Saison Ende August vorbei ist. Die letzten Sommertage nutze ich dann aber auch nicht gerade für Städtereisen. Das ist nicht mein Ding. Es zieht mich vielmehr ans Meer. Dort gehe ich sehr, sehr gern mit dem Surfbrett in die Wellen. Im Winter laufe ich viel Ski.

Da wir Sportler im Wettkampfjahr ständig unterwegs sind, genieße ich es außerdem, mal gar nichts zu tun und in der Heimat bei Familie und Freunden die Seele baumeln zu lassen.

PORTAL: Sie brauchen ein gutes Gespür für Wasser. Auf seine Unterschiede müssen Sie sich Wettkampf für Wettkampf neu einstellen. Was ist dabei besonders zu beachten?

RAUHE: Das stimmt schon. Man muss ein Gespür für Wasser haben, sich jedes Mal neu darauf einstellen. Aber das kommt mit den Jahren.

Wir Wassersportler unterscheiden vor allem zwischen schwerem und leichtem Wasser. Schweres Wasser ist sehr kalkhaltig. Das Paddel lässt sich nicht so einfach durchziehen. Was zur Folge hat, dass mehr Kraft aufgewendet werden muss. Der Vorteil dabei ist, dass jene größere Kraftübertragung auch zu schnelleren Zeiten führt. Hartes Wasser ist durchschnittlich eine Sekunde schneller als weiches.

Eine große Rolle spielt übrigens auch die Wassertemperatur. Schon ein halbes Grad weniger macht eine Zehntel Sekunde aus. Im Winter ist man also mit gleichem Aufwand langsamer als in der warmen Jahreszeit bei entsprechenden Temperaturen.

PORTAL: Ich vermute, die Wasserbedingungen im Olympiaort Peking werden vorher genauestens studiert. Wie steht es überhaupt mit der Vorbereitung auf dieses sportliche Großereignis im nächsten Jahr?

RAUHE: Im Moment kennen wir die dort vorherrschenden Bedingungen noch nicht. Derzeit ist man erst beim Ausbaggern der Strecke. Mitte des Jahres soll sie geflutet werden. Ende August gibt es einen ersten Testwettkampf, bei dem ich dabei bin. Dort kann unser Team Erfahrungen sammeln, genau hinschauen. Haben wir die Ergebnisse, können wir vor Olympia unter anderem dort trainieren, wo es ähnliche Temperaturen und eine ähnliche Wasserhärte gibt.

Bei der Vorbereitung auf Olympia bin ich auf einem guten Weg. Die Weltmeisterschaften im eigenen Land im August in Duisburg werden der erste Meilenstein sein, der Auskunft über das eigene Leistungsvermögen gibt. Ob ich dann tatsächlich für Olympia nominiert werde, entscheidet sich noch. Ich hoffe natürlich schon. Aber automatisch wird keiner gesetzt. Das geht nur über entsprechende Leistungsüberprüfungen.

PORTAL: Vielen Dank für das Gespräch.


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Quelle:
Portal - Die Potsdamer Universitätszeitung Nr. 4-5/2007, Seite
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Juni 2007