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FRAGEN/068: Michael John zum Stichwort World Games in Kaohsiung (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 31-32 / 28. Juli 2009
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Stichwort: World Games in Kaohsiung
Sechs Fragen an Michael John, Ressortleiter für den Nichtolympischen Sport im Deutschen Olympischen Sportbund

"Die deutschen Sportlerinnen und Sportler gehörten zu den Publikumslieblingen"


DOSB PRESSE: Am Sonntag gingen in Kaohsiung die VIII. World Games der nichtolympischen Sportarten zu Ende. Wie sieht die sportliche Bilanz aus deutscher Sicht aus?

JOHN: Wir haben ein gutes, respektables Ergebnis bei der wichtigsten Veranstaltung des nichtolympischen Sports erzielt. Mit 6 Gold-, 6 Silber- und 10 Bronzemedaillen erreichte Deutschland im Medaillenspiegel Platz 8. Die Erfolge, vor allem bei den Siegleistungen, sind nicht ganz im erhofften Umfang eingetreten. Das internationale Leistungsniveau hat sich im nichtolympischen Spitzensport seit den letzten World Games stetig verbessert. Unter den bei uns herrschenden Bedingungen haben wir mit dieser Entwicklung nicht immer mithalten und den Anschluss zur Weltspitze teilweise nicht herstellen können. Alle deutschen Sportlerinnen und Sportler haben unter extremen klimatischen Bedingungen ihr Bestes gegeben und gehörten durch ihr faires, offenes und sympathisches Auftreten zu den Publikumslieblingen.

DOSB PRESSE: Was waren die sportlichen Höhepunkte dieser World Games?

JOHN: Dazu gehören sicherlich der vierfache Goldmedaillengewinn in der Rhythmischen Sportgymnastik durch die Russin Eugenia Kanajewa, der erstmalige Gewinn des World-Games-Faustballturniers durch Brasilien und acht Weltrekorde im Flossenschwimmen.

DOSB PRESSE: Wie präsentierte sich das Gastgeberland bei diesem sportlichen Großereignis?

JOHN: Die World Games waren die erste internationale Multisport- Großveranstaltung, die in Taiwan stattfand. Sie wurden als nationale Aufgabe angesehen, was z. B. auch durch die Eröffnung von Staatspräsident Ma zum Ausdruck kam. Die ganze Stadt war in die World-Games-Farben getaucht. Jeden Abend gab es ein Riesenfeuerwerk. Unzählige freundliche Helfer waren ständig bemüht, uns alle Wünsche von den Augen abzulesen. Es gab einen gut funktionierenden Shuttle-Service und eine "World Games Lane" für die offiziellen Fahrzeuge. Dies alles geschah unprätentiös, freundlich und mit einer angenehmen Zurückhaltung auch bei Sicherheitsfragen. Bei jeder Begegnung mit Taiwanesen spürte man die Freude, aber auch den Stolz über das Gelingen und die Anerkennung durch die Gäste aus aller Welt. Bei der Abschlussfeier haben sich die deutschen Athleten mit einem großen Transparent auf Chinesisch "Danke Kaohsiung" verabschiedet.

DOSB PRESSE: Inwieweit waren diese World Games über den Sport hinaus ein Fest der Begegnung zwischen den Sportlerinnen und Sportlern aus aller Welt JOHN: Da es kein gemeinsames Athletendorf gab, waren die Sportler nach Sportarten sortiert auf 28 Hotels in der Stadt verteilt. Wie schon vor vier Jahren in Duisburg gab es aber eine World Games Plaza im Herzen von Kaohsiung mit musikalischen Darbietungen, Ausstellungen und kulinarischen Angeboten. Hierher pilgerte jeden Abend die halbe Stadt und feierte mit den Sportlern, die nach den Wettkämpfen hier eintrafen. Die Plaza war eine echte internationale Begegnungsstätte.

DOSB PRESSE: Wie hat sich das erstmals bei World Games eingerichtete "Deutsche Haus" bewährt?

JOHN: Das deutsche Haus war Mannschaftsbüro, logistisches Zentrum, Treffpunkt der deutschen Mannschaft, Tauschbörse, medizinische und physiotherapeutische Servicestation, Präsentationsforum der deutschen Medaillengewinner und Ort der Empfänge der deutschen Botschaft und des Deutsch-Taiwanesischen Kultur- und Wirtschaftsverbandes und nicht zu vergessen Verpflegungsstelle mit einheimischen Speisen und Getränken. Es hat sich zum unverzichtbaren Bestandteil des Projektes "Word Games Entsendung" entwickelt und sich unter den anderen Mannschaften als Modell und Geheimtipp herumgesprochen. Die internationalen Gäste äußerten sich lobend, die Sportler haben es wegen der hohen Funktionalität begeistert angenommen und genutzt.

DOSB PRESSE: Die nächsten World Games 2013 wurden nach Kolumbien vergeben. Ist es wichtig und richtig, dass diese "exotischen" Sportarten auch in "exotischen" Ländern stattfinden?

JOHN: Es gibt keine exotischen, sondern vielleicht weniger bekannte Sportarten. Rugby, Karate, Bowling, Squash und Inline-Skating sind in vielen Teilen der Welt bekannter und weiter verbreitet als manche olympische Sportart. Sport ist ein globales Phänomen und sollte auch mit seinen Großveranstaltungen in bisher nicht berücksichtigen Regionen ausgetragen werden können. Die World Games sind wegen ihrer überschaubaren Größe organisatorisch auch für kleinere Länder beherrschbar und zu finanzieren. Kolumbien hat schon Weltmeisterschaften organisiert. Es ist gut und richtig, dass die nächsten World Games dort stattfinden.


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 31-32 / 28. Juli 2009, S. 9
Der Artikel- und Informationsdienst des
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. August 2009