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FRAGEN/078: Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper zum Thema Schulsport (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 46 / 10. November 2009
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Stichwort: Schulsport
Vier Fragen an DOSB-Vizepräsidentin Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper

Mit dem Memorandum zum Schulsport Handlungsbedarf verdeutlichen


Mitte Oktober wurde im Hauptstadtbüro des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in Berlin das Memorandum zum Schulsport vorgestellt, das zuvor vom DOSB, von der Bundesversammlung des Deutschen Sportlehrerverbandes (DSLV) und der Hauptversammlung der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs) verabschiedet worden war. Für den DOSB hatte in Abstimmung mit der Deutschen Sportjugend (dsj) die Vizepräsidentin für Bildung und Olympische Erziehung, Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper, bei der Redaktion des Memorandums mitgewirkt. Die Berliner Sportpädagogin beantwortete jetzt vier Fragen für die DOSB PRESSE.


DOSB PRESSE: Der DOSB und der Deutsche Sportbund als Vorgängerorganisation haben stets für den Schulsport in Deutschland wahrnehmbar Flagge gezeigt: Warum ist jetzt dieses Memorandum zum Schulsport überhaupt notwendig? Worin liegt seine Besonderheit?

DOLL-TEPPER: Das Memorandum ist notwendig, weil sich die Rahmenbedingungen und Anforderungen für Sport-, Spiel- und Bewegungsangebote im Kontext von Schule geändert haben. Damit meine ich nicht nur die aktuellen schulpolitischen Veränderungen, sondern auch die umfangreichen Herausforderungen im Bereich der Schulsportentwicklung, der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften und nicht zuletzt der Schulsportforschung. Die Besonderheit des Dokuments begründet sich aus der Tatsache heraus, dass die Aussagen und Handlungsnotwendigkeiten aus der Perspektive der Sportwissenschaft, der Sportlehrerschaft und des organisierten Sports gemeinsam zusammengetragen worden sind. So hatte beispielsweise jedes Mitglied der Organisationen während der Entwurfsphase die Möglichkeit, Korrekturvorschläge bzw. Rückmeldungen zum Inhalt des Memorandums zu geben und damit den Entstehungsprozess aktiv mit zu gestalten.

DOSB PRESSE: Welche Schnittstellen enthält das Memorandum für den organisierten Sport? Welche Herausforderungen gibt es für den DOSB und seine Mitgliedsorganisationen?

DOLL-TEPPER: Der DOSB hat als Dachverband für den organisierten Sport in Deutschland eine besondere Verantwortung gegenüber seinen Sportverbänden und Sportvereinen. Bezogen auf das Thema Schule geht es primär darum, die schulpolitischen Veränderungen wie Ganztagschule und das auf acht Jahre verkürzte Gymnasium und die damit einhergehenden Auswirkungen für den organisierten Kinder- und Jugendsport zu analysieren und Lösungsansätze zu entwickeln. Eine der wichtigsten Aufgaben besteht darin, die Sportverbände und Sportvereine für die Veränderungen zu sensibilisieren und "fit" zu machen. Dabei sollte an dieser Stelle hervorgehoben werden, dass es bei allen Alarmmeldungen noch keine wissenschaftlichen Belege dafür gibt, dass die Schulreformen ausnahmslos negative Auswirkungen für das organisierte Sportsystem mit sich bringen. Ganz im Gegenteil: Laut dem neuen DOSB Sportentwicklungsbericht gab es noch nie so viele Kooperationsformen zwischen Sportvereinen und Schulen wie im Berichtszeitraum 07/08.

DOSB PRESSE: Das Memorandum soll politischen und schulischen Entscheidungsträgern, Lehrkräften und Ausbildern im Schulsport richtungweisende Impulse für die Optimierung des Schulsports auf allen Schulstufen liefern - wie wird eigentlich sichergestellt, dass diese Adressaten erreicht werden bzw. das Memorandum generell Verbreitung findet?

DOLL-TEPPER: Das ist natürlich keine leichte Aufgabe. DOSB, DSLV und dvs haben sich zunächst einmal darauf verständigt, das Dokument in einer größeren Auflage dem angesprochenen Adressatenkreis zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus steht das Memorandum in digitaler Form auf den jeweiligen Internetseiten kostenfrei zum Download bereit. Damit aber auch die Schulleiterinnen und Schuleiter vor Ort für das Thema sensibilisiert werden, bedarf es mit Sicherheit weiterer Aufklärungsarbeit.

DOSB PRESSE: Das Memorandum zum Schulsport endet im Wortlaut mit "Forderungen" und einem "Aufruf zum Handeln" - was ist damit genau gemeint?

DOLL-TEPPER: Die Situation des Schulsports ist nicht dramatisch, sie ist aber auch nicht gut. So verdeutlicht das Memorandum an vielen Stellen, wo Handlungsbedarf besteht und welche Bereiche ausbaufähig sind. Besonders vor dem Hintergrund der schulpolitischen Veränderungen ist es notwendig, die vielfältigen Bildungspotenziale im Schulsport hervorzuheben und damit die Bewegungsangebote unserer Kinder und Jugendlichen zu sichern. So ist es beispielsweise für den DOSB und seine Sportverbände die Aufgabe, Modelle für eine schulübergreifende nachmittägliche Zusammenführung von wettkampforientierten Vereinsangeboten während der regulären Schulzeit zu entwickeln und zu etablieren. Klar ist aber auch, dass mit der Formulierung und Veröffentlichung des Memorandums die Arbeit noch lange nicht abgeschlossen ist. Aufruf zum Handeln heißt in diesem Zusammenhang die Veränderungen anzunehmen und Lösungsansätze für die Praxis zu entwickeln. Die beteiligten Institutionen haben sich nicht nur verpflichtet, den Umsetzungsprozess aktiv voranzutreiben, sondern bereits einen Aktionsplan entworfen, der die zukünftigen und notwendigen Arbeitsschritte beschreibt.


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 46 / 10. November 2009, S. 23
Der Artikel- und Informationsdienst des
Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. November 2009