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MELDUNG/223: Studie - WM-Interesse hoch, doch FIFA-Image seit 2010 stark verschlechert (idw)


Universität Hohenheim - 11.06.2014

Studie der Uni Hohenheim: WM-Interesse hoch - doch FIFA-Image seit 2010 stark verschlechtert

Jeder dritte Deutsche glaubt nicht, dass die nächsten Weltmeisterschaften in Russland und Katar stattfinden werden / Brasilien als Gastgeberland beliebt



An die WM im eigenen Land reicht nichts heran - doch auch Brasilien nimmt in der Gunst der Deutschen einen hohen Platz ein. So lautet ein Ergebnis der aktuellen WM-Studie von Prof. Dr. Markus Voeth von der Universität Hohenheim. Unzufrieden sind die Deutschen dagegen mit den künftigen WM-Gastgebern Russland und Katar. Gut ein Drittel der Deutschen glaubt sogar, dass die WM in den umstrittenen Ländern gar nicht stattfinden wird. Auch das Image der FIFA hat sich seit 2010 um einiges verschlechtert. Den Nutzen einer WM für Völkerverständigung oder verbesserte Infrastruktur in den Gastgeberländern sehen die Deutschen eher skeptisch. Ausführliche Details auch unter http://uhoh.de/wm-studie

Brasilien stellt in den Augen der Deutschen ein attraktives Gastgeberland für eine Fußballweltmeisterschaft dar. Am zufriedensten wären die Deutschland allerdings, wenn die WM - wie 2006 - im eigenen Land stattfinden würde. An zweiter Stelle der Beliebtheitsskala der Ausrichterländer folgt Frankreich (WM 1998), dann Südafrika (2010), danach gleich die aktuelle WM in Brasilien.

Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Studie von Prof. Dr. Voeth, Inhaber des Lehrstuhls für Marketing I der Universität Hohenheim. An der Online-Befragung nahmen 929 Personen teil, die im Hinblick auf die Merkmale Alter und Geschlecht die deutsche Bevölkerung repräsentativ abbilden. Die WM-Studie 2014 ist die vierte Studie im Rahmen der Langzeitstudie zur Fußball-WM, die seit 2002 regelmäßig im Vorfeld von Fußballweltmeisterschaften durchgeführt wird.

WM Südafrika 2010 bestach durch sportliches Niveau

Von der letzten WM in Südafrika blieb vor allem das sportliche Niveau sehr positiv im Gedächtnis der Deutschen: Jeder zweite war mit Niveau und Berichterstattung zufrieden. Fast 40 Prozent lobten die Stimmung in Stadien und beim Public Viewing.

Einen weniger guten Eindruck machten Polizei und Sicherheitsbehörden sowie generelle Organisation und Ablauf - rückblickend ist hier nur gut jeder 4. Deutsche zufrieden.

Nicht wirklich überraschend: Auch mit dem damaligen Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft sind die Deutschen eher unglücklich. Nur 34 Prozent sind mit dem damaligen Abschneiden - immerhin WM-Dritter - zufrieden.

Zweifelhafter Nutzen für Gastgeberländer

Den Nutzen für ein Gastgeberland sehen die Deutschen eher skeptisch. So glauben zwei Drittel der Befragten, dass die WM 2010 eine gute Werbung für Südafrika war. Dass die WM dem Land eine bessere Infrastruktur beschert hat, glauben aber nur rund 40 Prozent. Eine nachhaltige Tourismusförderung hält auch nur knapp ein Drittel für wahrscheinlich.

Insgesamt denken lediglich 14 Prozent der Deutschen, dass die WM 2010 Südafrika geholfen habe. 13 Prozent sehen eher negative Auswirkungen auf das Land. Der Rest zeigt sich hier unschlüssig.

Wenig Hoffnung auf positive Auswirkungen für Brasilien

Noch pessimistischer sind die Erwartungen für Brasilien. So ist jeder zweite Deutsche überzeugt, dass die WM 2014 zu einer verstärkten Umweltbelastung in Brasilien führt. Ähnlich viele Deutsche rechnen mit Ausschreitungen während der WM.

Immerhin knapp die Hälfte der Befragten hält eine Verbesserung der Infrastruktur durch die WM für möglich. 30 Prozent glauben an eine nachhaltige Tourismusförderung durch die WM.

Insgesamt denkt nur knapp ein Drittel der Befragten, dass sich das Image Brasiliens durch die WM verbessern werde.

Unzufriedenheit mit Gastgeberländern Russland und Katar

Einen schweren Stand bei den Deutschen haben die künftigen Gastgeberländer Russland (WM 2018) und Katar (WM 2022).

Angesichts der aktuellen politischen Lage rechnet ein gutes Drittel der Deutschen damit, dass die WM 2018 gar nicht in Russland stattfinden wird. Nur 35 Prozent glauben, dass die Veranstaltung die Völkerverständigung verbessern wird. Lediglich 33 Prozent sehen in der WM 2018 eine gute Werbung für Russland.

Ein wenig besser sind die Umfragewerte für das Gastgeberland Katar im Winter 2022. Allerdings sind auch hier nur 44 Prozent der Befragten wirklich überzeugt, dass die WM 2022 in Katar stattfinden wird.

Uneinig sind sich die Deutschen darüber, was sie davon halten sollen, dass die WM 2022 erstmals im Winter stattfinden wird. 39 Prozent der Befragten finden die Fußball-Winter-Spiele überhaupt nicht gut. Genauso vielen ist es egal. Aber immerhin 22 Prozent befürworten eine Winter-WM.

Deutlicher Image-Verlust für die FIFA

Das Image der FIFA hat sich seit der vorherigen WM in Südafrika deutlich verschlechtert. Dies spiegelt sich auch in den neusten Vorwürfen gegen das ehemalige FIFA-Exekutivmitglied Beckenbauer wider.

41 Prozent der Befragten sehen einen Image-Verlust, nur 5 Prozent glauben, dass die Organisation an Image gewonnen hat. 30 Prozent haben keine Veränderung wahrgenommen.


Hintergrund:
Langzeit-Fußballstudie zur FIFA Fußball-WM

Seit Beginn der Vorbereitungen zur Fußball-WM 2006 in Deutschland im Jahr 2000 begleitet der Lehrstuhl für Marketing I der Universität Hohenheim von Prof. Dr. Markus Voeth die FIFA Fußballweltmeisterschaften durch regelmäßige Bevölkerungsbefragungen. Schwerpunkte der Befragung sind Themen wie Begeisterung, Pläne und Fanverhalten der Bevölkerung, ergänzt durch wechselnde Sonderschwerpunkte. Einzel- und Langzeitstudien sollen einerseits Stimmungsindikator, andererseits auch konstruktiver Beitrag für eine erfolgreiche Organisation sein.

Text: A. Schmid / Klebs

Weitere Informationen unter:
http://uhoh.de/wm-studie "zur WM-Studie"

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution234

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Hohenheim, Florian Klebs, 11.06.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Juni 2014